Re: Stanley Kubrick

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motoerwolf

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Na, „Full Metal Jacket“ tappt aber in eine ganze Garnision halbseidener Touristenansichten von Schlachtfeldern: Schicker 60’s Soundtrack, johlende Soldaten in fetzigen Helicoptern, die Reisfelder mit Gewehrsalven bedecken, bärbeißige Vietcongs, die ihre scharfen kleinen Schwestern in Gebäuderuinen an GIs verhöckern („no boom boom with soul brother“; Jau, Stanley!), das wirkt alles eher wie die „Police Academy“ im Auslandseinsatz, denn ernsthafter Einschnitt in der filmästhetischen Darstellung von Kriegsschauplätzen. Taugt ja vielleicht unter Umständen zum Geilmachen in provinziellen Bundeswehrkasernen, bedient aber für den Rest der Population doch eher die untersten Schubladen filmischen Ausdrucks. Finde ich, noch recht ausgeglichen durchatmend und bemüht ausgewogen schreibend.

Wie immer eine ziemlich seltsame Kritik. Wenn dir Filme nicht gefallen, die mehr als 10 Zuschauer hatten, sag es doch einfach so wie es ist. Aber die „Fetzigkeit“ der Hubschrauber zu kritisieren ist ja wohl das dümmste, was ich seit langen in Filmkritiken gelesen habe. Auch deine Kritik am Soundtrack greift meiner Meinung nach nicht, auch wenn er sicher nicht besonders originell ist. Und den Dünnpfiff über die Szene mit der Prostituierten kann ich eigentlich nur verzeihen, weil ich mal davon ausgehe, daß du noch nie in einem Kriegs- oder Krisengebiet warst. Mir sind in Sierra Leone minderjährige Mädchen (eher 10- als 16- jährige übrigens) ganz ähnlich angeboten worden. Das ist wie in Amsterdam mit den Dealern, du wirst diese Zuhälter kaum los, die waren sehr penetrant. Habe dann irgendwann behauptet, schwul zu sein, worauf mir sofort gesagt wurde, der kleine Bruder sei selbstverständlich auch zu haben. Mach daraus mal einen „ernsthaften Einschnitt in der filmästhetischen Darstellung von Kriegsschauplätzen“, was immer das sein soll, aber bitte ohne Plattitüden. Bin sehr gespannt… Überhaupt, du kritisierst Kubricks Stil?! Und schreibst dann solche Sätze: „bedient aber für den Rest der Population doch eher die untersten Schubladen filmischen Ausdrucks“. Das ist kein Stil, das klingt, als wolle jemand gerne im Club der großen Geister mitspielen, kann es aber leider nicht. Was macht man dann? Ein wenig den Mainstream verachten, das kommt immer gut an und erhöht natürlich den eigenen Coolness-Faktor…

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And all the pigeons adore me and peck at my feet Oh the fame, the fame, the fame