Re: Stanley Kubrick

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nachtmahr

Registriert seit: 22.01.2005

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Anhänger der Nouvelle Vague (insbesondere Truffauts), diese Erfahrung habe ich nun schon des öfteren gemacht, scheinen häufig so ihre Probleme mit dem augenscheinlich analytischen, manchmal sogar mathematischen Blick eines Film-Philosophen wie Kubrick zu haben.
Ich würde mich selbst zwar auch als einigermaßen frankophil bezeichnen wollen, die Filme Truffauts trugen mir allerdings ihren Begriff von Humanismus schon immer ein wenig zu eindeutig auf den Fahnen; da hat es mir stets zu offensichtlich gemenschelt.
Kubrick ist ein Haderer, Zweifler, denn „Menschen, die nicht zweifeln, müssen verrückt sein“.
Und wenn wir sagen, dass sich das Medium Film vor allem durch seine einmaligen Möglichkeiten im Bereich der Argumentierung über die Form definiert, dann ist Stanley Kubrick für mich vielleicht nicht der „bessere Mensch“ (oder Humanist oder Moralist), aber der größere Künstler und auch Denker.

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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)