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Sehe ich etwas anders. Wenn es wirklich Kubricks Intension gewesen sein sollte zu zeigen, dass es keine gesellschaftliche Weiterentwicklung seit Beginn des letzten Jahrhunderts gegeben hat, wäre das einfach falsch
Nun, das sehe ich nunmal nicht so, aber das ist wohl eine Frage, die hier zu weit führen würde. Können uns aber gerne irgendwann mal eingehender darüber unterhalten. Bei Eyes Wide Shut, habe ich diesen Gedanken schon gehabt, bevor ich den Film überhaupt gesehen habe, weil ich beginne zu verstehen, wie Kubrick denkt. Mit dem Film wurde ich in meinem Eindruck nur bestärkt.
Aber trotzdem ein kurzer Satz dazu : An der Oberfläche mag vielleicht vieles anders und schöner aussehen, letztlich ist es aber einfach nur noch verlogener geworden. Grundsätzlich geändert hat sich so gut wie nichts, weil nicht eingesehen werden will, wie der Mensch in Wirklichkeit ist. Aber wie gesagt, das sind zu philosophische und tiefgehende Fragen.
und ich glaube auch nicht, dass er beabsichtigte eine utopische, zeitlose Stadt zu entwerfen, in der die Geschichte spielt. Kubrick hat ganz sicher bewusst versucht die Romanvorlage in die Gegenwart zu übertragen. Viele Indizien wie vorkommende Handys, Aidstests und die G-String Höschen der Damen in der Orgiensequenz beweisen das und lassen die teilweise 1 : 1 übernommenen Dialoge der Traumnovelle irgendwie paradox und veraltet wirken.
Ich bestreite ja nicht, dass der Film in der jetzigen Zeit spielt. Aber er ist viel eher ein Blick in die Seele, als ein Blick auf die Gesellschaft, was die Traumhaftigkeit des Films deutlich macht. Was im Geiste passiert und was tatsächlich passiert ist unerheblich. Die Maske der Gesellschaft wird heruntergerissen und es wird gezeigt, wie der Mensch darunter wirklich aussieht.
Ich denke er hat diese Diskepranz zwischen Vorlage und Film gewählt, um zu zeigen, dass sich eben nur diese Maske der Gesellschaft verändert hat. Dass sie zwar ausgeschmückter ist, aber dadurch auch verlogener. Die Aussage des Films ist in der Hinsicht zeitlos. Es geht mehr um den Menschen selbst, als um die Gesellschaft. Die Ursache aller Probleme bleibt die gleiche, nur wie damit umgegangen wird und wie es dargestellt wird, hat sich geändert.
dass EWS nicht wirklich über die Vorlage hinausgeht. Ganz im Gegenteil, oft läuft Kubrick der Vorlage einfach blind hinterher.
Da muss ich dir auch widersprechen. In einiger Hinsicht ist das Original eindimensionaler, weil es vielleicht mehr den gesellschaftliche Hintergrund in den Vordergrund rückt. Kubrick zeigt nunmal mehr, als, dass er erklärt. Weil ein Fehler der Gesellschaft ist, dass sie zu erklären versucht, bevor sie gesehen hat.
In dieser Hinsicht ähnelt er sogar teilweise 2001. Der Zuschauer muss sich selbst Fragen stellen, als das er Antworten geliefert bekommt.
Da könnte man vielleicht auch einer der Kritikpunkte ansetzen. Nämlich am Ende, wo Kidman das entscheidende Gespräch mit Cruise führt. Aber das ist ein Fehler, der meiner Meinung nach die Wirkung des Films noch verstärkt, weil er ihn dadruch unvollkommener und damit menschlicher macht. Das Zynische ist zwar noch vorhanden, aber in einer anderen Art und Weise. In einer Art, die Hoffnung macht. Auf diese Hoffnung hat Kubrick vielleicht bisher verzichtet.
Zu Cruise wurde ja schon viel gesagt. Ich finde auch, man nimmt ihm den Psychotrip einfach nicht ab
Nun vielleicht ist es bei mir so, dass ich die Filme von Kubrick so drehe, dass sie zu seinen Gunsten ausfallen. Aber mich hat Cruise nunmal nicht gestört, ich empfand ihn als sehr passend. Mag bei anderen vielleicht anders rüberkommen. Aber wie empfandest du denn z.B. Sky Dumont ? ;)
Letztlich muss ich halt sagen, dass ich Kubrick als Philosophen vielleicht mehr schätze, als Kubrick als Regisseur.
So. Genung geschwafelt… B)
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