Re: Stanley Kubrick

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artaxerxes

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Originally posted by DR.Nihil@19 Apr 2004, 22:48
Ich finde, man merkt Cruise immer wieder wie sehr er sich anstrengt. Darin wirkt er leider meistens lächerlich.

Nein, das sehe ich ganz anders. Barry Lyndon als Repräsentant für Freiheit? Er ist doch vielmehr ein Gefangener dieser Gesellschaft und noch mehr ein Gefangener seiner selbst bzw. der Rolle, die er sich auferlegt hat. Allein die Szene am Sterbebett des Sohnes. Er kann nicht anders, er muss immer wieder, selbst in diesem emotionalem Moment, seine Lügengeschichte erzählen. Er ist gewissermaßen eingeschlossen im Idealbild, das er von sich hat.

Ich finde, gerade dieses Lächerliche passt irgendwie. Weil die Person in Eyes Wide Shut eben eine ähnliche Person ist, wie Cruise selbst.

Zu Lyndon. Natürlich. Sehe ich ja nicht anders. Er unterliegt letztlich ganz klar den Zwängen dieser Gesellschaft, und erliegt letztlich auch dem persönlichen Verfall, indem er sich gesellschaftlich vorarbeiten möchte. Und er wird meist auch eher hin und her geschubst, als dass er sein Schicksal wirklich selbständig lenken würde.

Aber tief in seinem Herzen ist er ein dennoch ein freier Mensch, wie man z.B. in der Szene sieht, wo er sich dazu entscheidet Lord Bullington nicht zu töten. Eine vollkommen individuelle und freie Entscheidung, die völlig lösgelöst ist von seinen bisherigen Entscheidungen in der Gesellschaft aufzusteigen und den romantischen Vorstellungen zu entsagen. Und auch der Anfang, in der er für die Liebe sein Leben aufs Spiel setzen würde, ungeachtet der gesellschaftlichen Konsequenzen.

Aber gerade darin liegt ja auch die Tragik, dass er, egal was er tut, letztlich scheitert.

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