Re: Jazz Domino

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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Friedrich
Ich finde das ist Show Biz. Rundum gut gelaunt und selbstbewusst, mit voller und praller Stimme, das klingt so, als wurde Abbey Lincoln in strahlender Schönheit knackig im Abendkleid verpackt bei einer Galaveranstaltung dem Publikum die ganze Zeit ins Gesicht lachen. Irgendwie toll, dennoch, oder vielleicht genau deswegen, berührt es mich aber nicht so richtig. Wenn Billie Holiday It Ain’t Nobody’s Business singt, glaube ich ihr das, wenn Anita O’Day An Occasional Man singt, klingt das lasziv. Bei Abbey Lincoln klingt das vor allem perfekt und professionell. Dagegen ist an sich nichts einzuwenden, das ist auf der einen Ebene sogar großartig, eben eine große Show, aber auf einer anderen Ebene steht für mich dabei ihre Virtuosität so weit im Vordergrund, dass es auf mich nicht persönlich anrührend wirkt.

das bringst du sehr gut auf den punkt und sie selbst hat das ja ganz genau so (selbstkritisch) gesehen. damals war sie eine schöne, glamuröse junge frau mit der aussicht, zumindest in filmen über „rassenthemen“ hollywoodschauspielerin zu werden, die es aber auch sehr cool fand, neben berühmten jazzmusikern auf der bühne zu stehen. leute wie roach und monk haben ihr ja dann beigebracht, dass zum singen noch ein paar andere dinge gehören und damit hat sie ja dann ganz schön ernst gemacht. STRAIGHT AHEAD, mit der vielleicht tollsten besetzung der frühen 60er (max roach, coleman hawkins, eric dolphy, booker little, mal waldron, julian priester, walter benton und art davis), gehört für mich zum tollsten, was der jazz überhaupt hervorgebracht hat.
aber gerade die beiden songs auf IT’S MAGIC, die nennst, mag ich auch sehr gerne…

FriedrichDas ist aber auch die einzige Platte von AL, die ich kenne, und ich möchte damit kein Urteil über AL allgemein fällen.

das solltest du auch nicht, jedenfalls nicht abschließend.

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