Startseite › Foren › Das Radio-Forum › Roots. Mit Wolfgang Doebeling › 04.01.2015 › Re: 04.01.2015
Wolfgang Doebeling“Fun“ ist Dein zweitliebstes Album von 2014 und die Nerven haben Dich live mehr begeistert als die Stones in der Waldbühne? Holy mackerel.
Da schenke ich mir lieber Kalauer wie „No Fun“ oder „Die Nerven nerven“, schon aus Respekt vor Deiner juvenilen Begeisterung, wiewohl sie mein Verhältnis zu Platte und Band ganz gut auf den Punkt bringen. Mich vergrätzt schon diese affige Negierung des „ch“, nicht etwa weil ein Sprachfehler vorläge, sondern weil man es aus völlig unerfindlichen Gründen vorzieht, „sisch“ und „misch“ zu singen, „Sischt“ und „Gewischt“. Das ist schon gesprochen eine Zumutung, gesungen geht es mir verdammt gegen den Strich (für Disch: Strisch). Musikalisch sind sie okay, auf gepflegt tokotronische Art. Was begeistert Dich daran denn so über die Maßen?
An „Fun“ begeistert mich der oft aggressive Punkrock und Post-Punk, die schnörkellose und druckvolle Produktion und die Texte voller Teenage Angst. Der leichte (Du übertreibst da etwas) südwestdeutsche Einschlag in der Aussprache ist manchmal schon hörbar, stört mich aber gar nicht. Habe mich auch an die frühen Tocotronic-Platten erinnert gefühlt, „Fun“ ist aber noch besser, nämlich meine liebste deutschsprachige LP überhaupt (nicht, dass ich derer besonders viele hätte).
Zum Konzert: Natürlich ist Keiths ins Mark gehender Akkord in „Jumpin‘ Jack Flash“ großartiger als jede Sekunde eines Nerven-Gigs, natürlich können die Songs und musikalische Fähigkeiten der drei Stuttgarter nicht ansatzweise mit denen der Stones mithalten. Aber in Berlin war eben manchmal auch Routine zu hören (ja, auf höchstem Niveau), während beim Nerven-Gig die Luft durchgehend wie geladen war, Hochspannung in jedem Moment.
Dazu kommt, dass für mich die Umstände eines Konzerterlebnisses durchaus sehr stark darin einfließen, wie es mir gefällt: Ob ich im letzten Block der Waldbühne stehe (front of stage war das Erlebnis mit Sicherheit ein viel intensiveres) oder einen Meter vor der Bühne in einem kleinen Club, macht dann eben schon einen deutlichen Unterschied.
Wolfgang DoebelingAd „Luna“: gibt es aber auch als 5″Flexi, so weit ich weiß.
Hast Du die Single denn überhaupt (noch)? Ich vermute ja mal, dass sie nächste Woche nicht zu Gehör kommt, wenn Du „Luna“ gestern erst von LP gespielt hast.
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God told me to do it.