Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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demon

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bullschuetz … der Zuhörer hört genau das, was die Musizierenden gemeinsam grade eben in dem Moment so treiben, und kann akustisch und visuell nachvollziehen, wer gerade durch welche manuelle Verrichtung welchen Ton zum Gesamtklang beiträgt. Gute Definition; Zustimmung!

„Handgemacht“ scheint der Abgrenzung gegenüber Musizierweisen zu dienen, bei denen daneben auch (oder ausschließlich nur) modernere „Instrumente“ wie Sequenzer, Sampler, Drum-Maschinen, Turntables etc pp zum Einsatz kommen

Was hat „handgemacht“ mit „traditionellem Instrumentarium“ zu tun? Wenn Geige, Tuba oder Klavier bei einem vorgeblichen Live-Konzert von Band kommen, dann ist das auch nicht „handgemacht“ (sondern Beschiss). Wenn aber jemand „in Echtzeit“ Klangschnipsel sampelt und dann damit improvisiert, dann bezeichne ich das ohne zu zögern als „handgemacht“.

Und nochmal: „Handgemacht“ ist für mich keine Schublade, wo eine Nummer entweder hineingehört oder nicht, sondern es ist eine Eigenschaft, die einer Aufführung oder einem Track mehr oder weniger zukommen kann. Und ich behaupte auch nicht dass gute Musik zwangsläufig in hohem Maße handgemacht sein muss.

Insofern finde ich das Wort „handgemacht“ erhellend, wann immer es fällt, und insofern kommunikativ nützlich.Das Problem ist nur, dass nicht jeder dieselbe Definition von „handgemacht“ hat. Schlimmer noch: Die intellektuellen Leitwölfe in diesem Thread unterstellem jedem, der das Wort in den Mund nimmt, dass er es ausschließlich mit der bekannten reaktionären und unzeitgemäßen Bedeutung benutzt. Zumindest wird jeder Versuch, sich dem Thema anders anzunähern, mit dem Hinweis auf eben jenes überholte Verständnis plattgemacht oder ignoriert.

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