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Mensch puma, es wäre ja schon hilfreich, wenn Du die Welt nicht ständig in Rock und Pop einteilen würdest. Ansonsten mal ein anderes Beispiel: 2002 war ich auf einem Peter Gabriel Konzert. Obwohl da sicher auch das ein oder andere vom Band kam, dürfte das größenteils dem entsprechen, was Du als „handgemacht“ verstehst. Dennoch war das Konzert von Anfang bis Ende durchkonzipiert und letztendlich hätte man die Musik auch vom Band spielen können. Raum für Improvisation war jedenfalls keiner. Dass wir uns hier nicht falsch verstehen, das Konzert war großartig, aber wie auch bei den Pet Shop Boys, bei denen übrigens mindestens noch ein Keyboarder auf der Bühne steht, ist bei Gabriel die Show eben elementarer Bestandteil der Konzertes. Was ich damit sagen will ist, dass das Konzert in Stuttgart sich von all den anderen Konzerten der Tour nur marginal unterschieden haben dürfte, von Einzigartigkeit also keine Spur, was ich allerdings auch nicht erwartet habe und das trotz des „handmade“ Labels, das man dem jetzt aufkleben könnte. Wenn ich dagegen in den Jazzclub gehe, habe ich ganz andere Erwartungshaltung. Hier erwarte ich tatsächlich, dass alles live gespielt und improvisiert wird. Von „handgemacht“ würde ich aber dennoch nie reden, da mir der Begriff an sich und die Art und Weise wie er verwendet wird viel zu abgestanden und reaktionär ist.
Bleibt noch die Frage, warum ein „Skandal“ (war das überhaupt einer?) wie Milli Vanilli mit „handgemachter Musik“ nicht hätte möglich sein sollen. Ich war nie auf einem Milli Vanilli Konzert, aber möglicherweise hat da auch eine Band gespielt und nur die Stimmen kamen vom Band? Wäre dann ja auch größenteils „handgemacht“ gewesen.
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Wann kommt Horst Lichter mit dem Händlerkärtchen und knallt mich ab?