Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?

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demon

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bullschuetzDeshalb habe ich versucht, den Faktor Zeit definitorisch ins Spiel zu bringen. Das wesensmäßig Besondere einer Lagerfeueraufführung von Blowing in the Wind oder der Aufführung einer Beethoven-Sinfonie ist, dass für den Zuhörer die Musik so, wie sie in dem Moment durch Bedienung von Instrumenten erzeugt wird, hörbar ist.

Schön analysiert!

bullschuetzBeispiel 3: Elvis Costello solo, der einen Offbeat-Rhythmus auf der Gitarre spielte, einen Takt aufnahm, live loopte, über den Loop dann die dräuende Single-Note-Melodie von Watching The Detectivs spielte, auch die wiederum loopte, über beides ein Solo spielte und schließlich – während das Feedback jaulte – eine Polizeisirene in die Hand nahm und dazu heulen ließ.

Ich halte es in der Tat auch für einen großen Irrtum zu glauben, dass „handgemachte“ Musik in der Live-Situation immer spontaner ist. […]
Ich muss allerdings einschränken: Natürlich wirkt sich bei vielen Bands die Arbeit mit Samples nicht unbedingt spontaneitätsfördernd aus. […]

linn@bullschuetz: Ich finde Deine Diskursbeiträge ja wirklich interessant, aber eigentlich reicht doch schon die schlichte Erkenntnis, dass weder Gitarren noch Sequenzer auf Bäumen wachsen, um den handgemachten Schmu als das zu entlarven, was er ist: Der naive Versuch, seiner eigenen musikalischen Sozialisation ein Goldkrönchen aufzusetzen.

Setzen, sechs! So eine Bemerkung, obwohl sich bullschuetz dermaßen um Differenzierung bemüht! Dieser Beitrag ist unter deinem zuletzt gezeigten Niveau. Ad hominem argumentieren, wenn einem nix anderes einfällt; ein Rückfall in die Zeit des sinnlosen Provozierens.

Warum gehen Besucher auf Live-Konzerte, obwohl es daheim, mit dem Studiooalbum auf der Stereoanlage, bequemer, billiger, und oft genug technisch besser wäre? Warum stehen Fans auf Autogramme? Warum erfeuen sich Hörer an an der unmittelbarer zu begreifenden Analogtechnik? Nur weil sie „naiv“ sind? Nein, weil das alles einen human touch hat, der uns auf rein rational nicht erklärbare Weise berührt! Rein rational gedacht ist Musikhören aber doch generell Zeitverschwendung!

„Handgemacht“ ist eine – auch nach meiner Auffassung – zu Recht existierende Kategorie, sowohl in Hinsicht auf die Produktion, als auch in Hinsicht auf die Rezeption. Und ich will nicht bestreiten, dass es Hörer gibt, die diese Kategorie bevorzugen. Andere bevorzugen „traditionell“, „cool“, „psychedelisch“, oder was auch immer. Präziser definiert sind die aber auch nicht! Mehr ist da für mich nicht dan; insbesondere kein Grund, sich virtuell die Köpfe einzuschlagen.

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Software ist die ultimative Bürokratie.