Startseite › Foren › Kulturgut › Das musikalische Philosophicum › "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung? › Re: "Handgemachte Musik" – Sinnvoller Begriff oder überholte Vorstellung?
j.w.Wenn man dem Begriff „handgemachte Musik“ analytisch auf den Grund geht, dann ist sicher alle von Menschen erzeugte Musik irgendwie mit der Hand gemacht.
Sicher. Deshalb habe ich versucht, den Faktor Zeit definitorisch ins Spiel zu bringen. Das wesensmäßig Besondere einer Lagerfeueraufführung von Blowing in the Wind oder der Aufführung einer Beethoven-Sinfonie ist, dass für den Zuhörer die Musik so, wie sie in dem Moment durch Bedienung von Instrumenten erzeugt wird, hörbar ist. Würde der Gitarrist seinen Akkord verzögert anschlagen, klänge es „falsch“. Es fehlt da das Moment der Nachträglichkeit, des nachträglichen Eingreifens, Montierens, Korrigierens, Verbesserns. Das, worum es hier geht, ist mit dem Wort „handgemacht“ wohl falsch umschrieben – aber ich wage doch, Puma-Freddy so deuten zu dürfen, dass es ihm um diese Eigenschaft des Musizierens geht. Vielleicht geht es im Kern schlicht um den „Live“-Charakter, um den Im-Hier-und-Jetzt-Moment der Musikerzeugung.
Wie gesagt, für mich ist das nicht per se ein Qualitätsmerkmal von Musik, sondern nur eine bestmmte Produktionseigenschaft. Aber mag sein, dass man das auch anders sehen kann, nach dem Motto: „Ich liebe Musik ganz besonders als Ausdruck des Moments“, wie er zum Beispiel im improvisierten Jazz in der Live-Situation aufblüht. Aber genug der Puma-Freddy-Exegese, letztlich muss er sich doch selber dazu äußern.
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