Re: MATANA ROBERTS – Coin Coin Chapter Three, River Run Thee

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monoton

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Beiträge: 1,018

bullschuetz
Denn das Wesen, die Kraft dieser Platte liegt definitiv nicht nur im Abstrakten, es ist sicher nicht einfach ein „nächtlicher Fiebertraum“ von irgendjemandem. Eine klarere „Lese-Anweisung“ als die sehr deutlich herausgehobene Überschrift „The South“ lässt sich ja kaum platzieren. Die Platte spiegelt eindeutig historische und geographische Erfahrung, diese Reise durch den Süden ist ja auch der Versuch, Wurzeln freizulegen, sich als individuelle Künstlerpersönlichkeit nachdenkend und einfühlend in Beziehung zu setzen zu jahrhundertealten kollektiven Traditionen und Traumata. Letztlich ist das eben genau KEIN abstraktes Werk, sondern ein Werk, das AUCH die Möglichkeiten der Abstraktion nutzt. Es griffe deshalb sicher zu kurz, wenn man sagte: Ach, auf die Worte höre ich erst gar nicht, ich lass das einfach alles auf mich wirken als reinen Klang.*
*Beziehungsweise: Selbstverständlich ist so eine Haltung legitim, schließlich darf jeder mit Kunst umgehen, wie er will. Nur glaube ich: Wer so rangeht, lässt sich in Roberts‘ Fall etwas entgehen.

Sehr merkwürdig was Du mir hier so alles in den Mund legst und mit Versalien unterstreichst, aber für mich ein erneuter Hinweis, warum ich „Diskussionen“ über Kunst so ermüdend finde und mich daran nicht beteiligen möchte.

Ich habe nie behauptet, dass die Texte unbedeutend und kein wichtiger Bestandteil des Werkes sind. Ich behaupte, dass sie bewußt so fragmentarisch und entfremdet verwendet wurden, wie die musikalischen Elemente selbst. Matanas Absicht ist mit dem kurzen öffentlichen Statement so offensichtlich, dass die tatsächlich verwendeten Texte alleine möglicherweise interessant, aber zur Entschlüsselung nicht maßgeblich sind:

Matana reist durch den Süden der USA, um sich mit der Geschichte der eigenen Familie und „Rasse“ auseinanderzusetzen. Sie wird dabei mit all dem Leid der Entrechtung und Versklavung ihrer Ahnen und der noch heute ungleichen Chancenverteilung und dem immer noch alltäglichen Rassismus konfrontiert. Dies vertont sie zeitnah (in höchster Emotion) und benutzt (u.a. traditionelle) Texte bewußt so collagenhaft, wie sie ihre eigenen Saxophon-Klänge entfremdet. Die wenigen verständlichen Sätze und Phrasen sind für sie (und mich) zum Verständnis vollkommen ausreichend, denn sonst hätte sie den kompletten Text weiter in den Vordergrund gerückt.

Over and out.

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