Re: MATANA ROBERTS – Coin Coin Chapter Three, River Run Thee

Startseite Foren Die Tonträger: Aktuell und Antiquariat Aktuelle Platten MATANA ROBERTS – Coin Coin Chapter Three, River Run Thee Re: MATANA ROBERTS – Coin Coin Chapter Three, River Run Thee

#9322071  | PERMALINK

bullschuetz

Registriert seit: 16.12.2008

Beiträge: 2,216

monotonIch brauche und möchte gar keine weitere Entschlüsselung. Die Abstraktion kann Emotionen & Inhalte vielschichtiger transportieren, da sie im Verständnis und Auge des Betrachters (Zuhörers) entstehen, wachsen & variieren können.

Sehr wahr. Sonst hätte Roberts besser ein Sachbuch geschrieben oder eine Ausstellung mit Erklärtafeln eingerichtet. Natürlich eröffnet die Abstraktion, die Uneindeutigkeit einen Verständnisraum eigener Qualität – Abstraktion ist nicht defizitär gegenüber Konkretion, sondern schlicht ein anderes Konzept, das in gewisser Weise dem Zuhörer mehr zutraut. Die Dringlichkeit und Faszination dieser Platte (keine Sekunde höre ich da übrigens Beliebigkeit oder manierierten Pseudotiefsinn) speist sich aus der künstlerischen Herangehensweise. Da öffnet sich eine Welt, die sich durch ein rein rationales „Erklärstück“ niemals zugänglich machen ließe.
Und doch kann ich auch Irrlichts Wunsch nachvollziehen:

IrrlichtIch finde das einerseits berührend und spannend zugleich, würde mich aber freuen, wenn irgendwann einmal Roberts Lyrics zu diesem Album kursieren würden.

Denn das Wesen, die Kraft dieser Platte liegt definitiv nicht nur im Abstrakten, es ist sicher nicht einfach ein „nächtlicher Fiebertraum“ von irgendjemandem. Eine klarere „Lese-Anweisung“ als die sehr deutlich herausgehobene Überschrift „The South“ lässt sich ja kaum platzieren. Die Platte spiegelt eindeutig historische und geographische Erfahrung, diese Reise durch den Süden ist ja auch der Versuch, Wurzeln freizulegen, sich als individuelle Künstlerpersönlichkeit nachdenkend und einfühlend in Beziehung zu setzen zu jahrhundertealten kollektiven Traditionen und Traumata. Letztlich ist das eben genau KEIN abstraktes Werk, sondern ein Werk, das AUCH die Möglichkeiten der Abstraktion nutzt. Es griffe deshalb sicher zu kurz, wenn man sagte: Ach, auf die Worte höre ich erst gar nicht, ich lass das einfach alles auf mich wirken als reinen Klang.*
*Beziehungsweise: Selbstverständlich ist so eine Haltung legitim, schließlich darf jeder mit Kunst umgehen, wie er will. Nur glaube ich: Wer so rangeht, lässt sich in Roberts‘ Fall etwas entgehen.

--