Re: Glory-Box: my fave 45s

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ragged-glory

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R.E.M. – (Don’t Go Back To) Rockville [7″; I.R.S., 1984] * * * * *

Ich bin nun seit ziemlich genau zwanzig Jahren Fan des Quartetts aus Athens/Georgia, das als Pioniere des sogenannten „College-Rock“, später gemeinhin umgetauft/erweitert zu „Alternative Rock“, gilt. Da bietet sich ein kleines Spezial an.

Dass 1995 nicht das erste Jahr war, in dem ich R.E.M.s Musik kennenlernte, verdirbt den Jubiläumszeitpunkt nicht. Denn erst in jenem Jahr ging es für mich mit der Band richtig los: Ich lernte den Backkatalog kennen – etwas, das meinem Umfeld kein besonders großes Anliegen zu sein schien, obwohl einige Leute das damals aktuelle Album „Monster“ (1994) mochten.

Ich hingegen kaufte ein Ticket für das Hamburger Konzert im Sommer 1995 auf der Trabrennbahn, besorgte mir die damals aktuelle deutschsprachige Biografie von Stefan Nink – „Amerika Träumt“, kaufte eben die früheren Alben aus der I.R.S.-Ära und fieberte schließlich ein Jahr später der Veröffentlichung von „New Adventures In Hi-Fi“ entgegen.

Am Besten gefiel mir schon damals das zweite Album „Reckoning“, das noch frischer und mitreißender schien als die anderen vier prä-Warner-Studio-Alben. Und ein Track, der mich sofort begeisterte, war die zweite „Reckoning“-45: „Don’t Go Back To) Rockville“.

„Rockville“ war ungewöhnlich, weil es als Country-Pop-Hymne eher die musikalische Ausnahme als die Regel der frühen Band-Phase war. Wie wunderbar umarmend und ausgelassen der Refrain klang! Noch heute wirkt er befreiend und optimistisch, noch heute kann ich seinen Einsatz kaum erwarten.

These charming men!

R.E.M. – Wendell Gee [2×7″; I.R.S., 1985] * * * * *

Eine der allerschönsten, aber unscheinbarsten 45s des R.E.M.-Katalogs. Warum eigentlich?

– Weil „Wendell Gee“ keinen richtigen Refrain hat (außer den wiederkehrenden „…whistle as the wind blows“-Ph(r)asen)?
– Weil es eine akustische, Banjo-dominierte Aufnahme ist?
– Weil die Drums keinen Pop-Beat liefern, nur sparsame rim shots?

Das sind schonmal drei großartige Gründe, sich von dieser anmutigen 45 verführen zu lassen! Addiert man das kleine Strings-Arrangement, Mike Mills‘ und Michael Stipes R.E.M.-charakteristische Vocals-Verflechtungen und nicht zuletzt die wehmütige Aura des Tracks, ergibt das nicht weniger als eine unsterbliche R.E.M.-Aufnahme!

So, please hum along as „Wendell Gee“ plays!

R.E.M. – Fall On Me [7″; I.R.S., 1986] * * * * *

„There’s a progress we have found/
A way to talk around the problem“

Wie gerne hätte ich diese Single schon in ihrem Veröffentlichungsjahr entdeckt! Allein: Da war ich erst neun Jahre alt.

R.E.M. sind für mich wohl das erste große prägende Phänomen in Sachen „demokratischer Erziehung“. Kein Witz! Es würde mir im Traum nicht einfallen, so etwas zu verharmlosen. R.E.M. standen und stehen für Gleichberechtigung, Meinungsfreiheit und das Recht auf Selbstverwirklichung – mithin Säulen eines gesunden demokratischen Wesens.

Die Band teilte Song-Credits und -Tantiemen gleichmäßig untereinander, jedes Bandmitglied hatte gleichgroßes Mitspracherecht und in der Außendarstellung wurde auf ein möglichst „Front-Mann-fixiertes“ Image verzichtet. Dass die Band zudem auch in ihren Songs – wie könnte es anders sein! – demokratische Belange thematisierte, liegt auf der Hand.

„Buy the sky and sell the sky“, klagt Michael Stipe in „Fall On Me“.

Der Himmel gehört uns allen, schwebt über uns, schützt und bereichert uns. Also sollte man tunlichst alles vermeiden, was die himmlische Sphäre beschädigt und die Natur zerstört. Zur demokratischen Selbstermächtigungsbitte erklingt halbakustische Wonne zu bittersüßem Byrds-Jangle sowie Mike Mills warmherzige, ins Gewissen redende Back-up-Vocals („What is it up in the air for?“).

Um es mit Neil Young zu sagen: „Who’s gonna stand up?“

Das aktuelle Ranking:
1. TINDERSTICKS – Kathleen * * * * *
2. THE LIBERTINES – What A Waster
3. TRAVIS – Coming Around
4. THE BASEMENT – Medicine Day
5. THE ROLLING STONES – Honky Tonk Women
6. THE SMITHS – This Charming Man
7. THE ROLLING STONES – Get Off Of My Cloud
8. THE BEATLES – A Hard Day’s Night
9. LUCKY SOUL – My Brittle Heart
10. ROXY MUSIC – Virginia Plain

11. OASIS – The Importance Of Being Idle
12. BOB DYLAN – Subterranean Homesick Blues
13. R.E.M. – (Don’t Go Back To) Rockville
14. THE SMITHS – Hand In Glove
15. THE UNDERTONES – Teenage Kicks
16. LUCKY SOUL – Ain’t Never Been Cool
17. MAGAZINE – Shot By Both Sides
18. DAVID BOWIE – Ashes To Ashes
19. SEX PISTOLS – Holidays In The Sun
20. ELVIS COSTELLO & THE ATTRACTIONS – Tokyo Storm Warning

21. TRANS – Green EP
22. ARNOLD – Twist
23. BLANCHE – Who’s To Say…
24. THE ROLLING STONES – Tumbling Dice
25. THE BOOK OF LISTS – Pacifists Revolt
26. R.E.M. – Wendell Gee
27. R.E.M. – Fall On Me
28. ELVIS COSTELLO & THE ATTRACTIONS – Radio Radio
29. THE SHORTWAVE SET – Slingshot
30. BE YOUR OWN PET – Let’s Get Sandy (Big Problem)

31. THE RAVEONETTES – Attack Of The Ghost Riders
32. CANDIE PAYNE – I Wish I Could Have Loved You More.
33. THE SUGAR STEMS – Beat Beat Beat
34. ELVIS COSTELLO & THE ATTRACTIONS – Watching The Detectives
35. OASIS – The Hindu Times
36. ELLIOTT SMITH – Ballad Of Big Nothing
37. LUCKY JIM – You Stole My Heart Away
38. GENE – Haunted By You
39. PORTISHEAD – The Rip
40. GENE – Fighting Fit

41. THE LINES – Domino Effect * * * * 1/2
42. DAVID BOWIE – Life On Mars?
43. DUFFY – Rockferry
44. EPHEMERA – Happy, Grateful, Aware
45. PJ HARVEY – The Glorious Land
46. POST WAR GLAMOUR GIRLS – Ode To Harry Dean
47. HELEN LOVE – Joey Ramoney
48. THE GOSPEL Feat. KIRA – Skating Your Pool
49. THE DUKE SPIRIT – Love Is An Unfamiliar Name
50. THE SEE SEE – Keep Your Head

51. U2 – The Fly
52. NOEL GALLAGHER’S HIGH FLYING BIRDS – Everybody’s On The Run
53. SUGAR STEMS – Greatest Pretender
54. GO-GO’S – Vacation
55. EVANS THE DEATH – Telling Lies
56. HOWLING BELLS – Blessed Night
57. THE ABOVE – My Love
58. TEENAGE FANCLUB – I Need Direction
59. EFFI BRIEST – Mirror Rim
60. DUM DUM GIRLS – Bhang Bhang, I’m A Burnout

61. JOHNNY MARR – New Town Velocity
62. JONI MITCHELL – Raised On Robbery
63. ASH – There’s A Star
64. SUGAR STEMS – Like I Do
65. ORANGE JUICE – Rip It Up
66. R.E.M. – Can’t Get There From Here
67. THE DUKE SPIRIT – The Step And The Walk
68. IDLEWILD – American English
69. WE ARE CATCHERS – Tap Tap Tap
70. VAMPIRE WEEKEND – Mansard Roof

71. THE BASEMENT – Slain The Truth (At The Roadhouse)
72. THE HISS – Triumph
73. TRAVIS – Something Anything

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