Re: Motown – Hits vom Fließband

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bullschuetz

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gypsy tail windAber der Vergleich mit Motown hinkt auf jeden Fall … bzw. er ist vielleicht insofern angemessen, als die Musik auf Blue Note in ähnlichem Masse „freier“ war, als die auf Motown, und die Produzenten halt den jeweils „richtigen“ Approach fanden, ihr Produkt zu einer klaren Marke zu machen, die sich durch eine hohe Wiedererkennbarkeit auszeichnete.

Und damit wäre Blue Note/Lion ein weiterer Beleg dafür, dass ökonomisches Kalkül, kaufmännischer Verstand oder pragmatische Erdung (oder wie immer man das nennen will) der Kunst nicht unbedingt im Wege stehen muss, sondern manchmal helfen kann, einen Stil zu definieren, oder die Musiker gar dazu zwingt, eine Klangidee auf den Punkt zu bringen (wobei ich, um ehrlich zu sein, Hardbop manchmal nur in Maßen ertragen kann, weil mir das dann tatächlich bisweilen etwas formatiert vorkommt, relativ nahe am Klischee).

Jedenfalls darf man solche über ein Label vorgegebenen Korsett-Strukturen nicht nur als die Kunst lähmend, domestizierend, einschränkend verstehen – auch Blue Note ist ja ein Beispiel dafür, dass innerhalb dieser relativ straffen Struktur eine große Dynamik freigesetzt wird, eine gut geölte Aufnahme-Maschine zu schnurren beginnt, da bekommen plötzlich viele Musiker Gelegenheit, oft und unter professionellen Aufnahme- und Vermarktungsbedingungen ihre Arbeit zu machen; so gesehen ist das ein ausgesprochen kunstfreundliches Umfeld.

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