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gypsy tail windUPDATE
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Alex Huber/Colin Vallon/Christian Weber – WIM, Zürich – 28.2.
Tonhalle Orchester Zürich, Ton Koopman – Bach: Johannes-Passion – Tonhalle, Zürich, 4.4.
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Randy Weston & Billy Harper – Moods, Zürich – 9.4.
Lars Vogt – Bach: Goldbergvariationen; Beethoven: Sonate Op. 111 – Tonhalle, Zürich – 25.2.
Barry Guy New Orchestra & Small Formations – Taktlos, Rote Fabrik, Zürich – 23.5.
Trio Z.A.H. (Omri Ziegele/Ray Anderson/Gerry Hemingway) – Stubenkonzert, Zürich – 10.11.
Christian Weber Solo – Stubenkonzert, Zürich – 1.3.
Die Öfen (Paul Lovens/Flo Stoffner/Louis Schild) – Réunion, Zürich – 25.7.
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Howe Gelb & Band – El Lokal, Zürich – 24.2.
Colin Vallon Trio (Patrice Moret, Julian Sartorius) – Moods, Zürich – 5.3.
Tonhalle Orchester Zürich, Bernard Haitink – Beethoven: Missa Solemnis – Tonhalle, Zürich – 27.3.
Yves Theiler Solo – Stubenkonzert, Zürich – 29.3.
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Sun Ra Arkestra (dir. Marshall Allen) – Taktlos, Rote Fabrik, Zürich – 22.5.
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Flo Stoffner Solo – Réunion, Zürich – 25.7.
Philippe & Paul (Marc Méan/Tobias Meier) – Stubenkonzert, Zürich – 18.10.
Nach langer Pause gab’s im Oktober und diesen Montag wieder zwei Konzerte … beide bei einem Freund im Wohnzimmer, beide frei improvisiert. Das erste eher ein verhaltenes Duo mit Altsax und Klavier, stille Klangexpeditionen, weite Bögen, die nicht immer die Spannung aufzubauen vermochten, die ich mir bei einem solchen Konzert erhoffe, aber Meier ist auf dem Weg, glaube ich (habe ihn vor Jahren schon einmal gehört und er hat sich nach meinem Empfinden in eine gute Richtung weiterentwickelt). Méan, den Pianisten, habe ich noch nie gehört, sein Spiel gefiel mir ziemlich gut.
Diesen Montag dann – legendär! In dasselbe Wohnzimmer, ein Nebenzimmer, den Gang und überall, wo man sich noch reinquetschen konnte, stand und sass das Publikum, um einem Trio von Musikern zu lauschen, das sofort mit höchster Konzentration zur Sache ging. Ray Anderson, der Obernerd, der auch einer der besten Posaunisten aller Zeiten ist, einer der witzigsten, spielfreudigsten Musiker des Jazz, und den alternden – oder sagen wir: reifenden – Posterboy Gerry Hemingway im Wohnzimmer zu hören, ist schon eine spezielle Sache! Dazu stiess Omri Ziegele (Altsaxophon und bad lyrics), ein lokaler, sehr umtriebiger Musiker. Er ist kein Mann der Zwischentöne, sein Spiel ruppig und kantig, mit grossem Ton, seine spoken words spontan aus dem Augenblick heraus hingeschmettert. In anderem Kontext fand ich ihn schon richtiggehend störend, aber dieses Mal passte für mich alles zusammen. Hemingway bot auf einem kleinen Kit eine immense Bandbreite von Second Line Grooves über Swing, der eine ganze Big Band vor sich herpeitschen könnte, bis hin zum freien, rein klanglichen Spiel. Und Anderson … schlicht unglaublich, der Kerl! Ihn hatte ich noch nie live gesehen, umso toller, drei Meter vor ihm zu sitzen und ein langes, intensives Set im intimen Rahmen zu hören. Was er klanglich aus dem Instrument herausholt, mit Dämpfern, mit Zirkuläratmung, mit Summen etc., das allein ist schon beeindruckend. Dazu kommt eine Art Akzeleration, mit der er sein Spiel verdichtet, ja beinah überlädt, bis kurz vor dem Bersten – und das alles stets mit einem Witz, mal leiser, mal lauter, aus den rohen Klangkaskaden direkt in die Tailgate-Posaune und zurück, alles nahtlos und bruchlos, aus einem Guss … wirklich beeindruckend!
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba