Re: ROLLING STONE: essential reading?

#9086247  | PERMALINK

sonic-juice
Moderator

Registriert seit: 14.09.2005

Beiträge: 10,983

bullschuetzKann ich alles unterschreiben. Aber das ergäbe dann so eine Art erwachsenes Kulturmagazin, oder? Ein „Zeit“-Feuilleton auf Zeitschriftenlänge mit erhöhtem Popmusikanteil und weniger klassischem Theater/klassischer Musik?

Der RS war ja immer schon ein (mindestens) Ü25-Blatt. Er müsste sich halt vor allem auf das konzentrieren, was er besser kann als alle anderen und nicht nur in etwa genauso gut oder schlechter. Einen Unterschied zum klassischen Feuilleton sehe ich nach wie vor. Maik Brüggemeyer schreibt ja zum Beispiel über Literatur und Comics anders als die FAZ, er hat eine andere Auswahl, sein Stil ist klar und er kann seine Freude an Büchern oft wunderbar unprätentiös übermitteln. Das fügt sich authentisch und schlüssig in den Gesamtkontext des Rolling Stone ein.
Nach meinem Geschmack könnte der Stone sich auch ruhig noch mehr eine aus dem Rock’n’Roll entlehnte Frechheit und gesunde Arroganz leisten und für bestimmte Themen die Lufthoheit beanspruchen. Für Kolumnen würde ich mich, wenn ich die freie Auswahl als Blattmacher hätte, zum Beispiel nach Leuten umschauen wie:
– Stefan Gärtner (Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück – Titanic- hat jeweils mehr kluge, provokative Gedanken als alle RS-Kolumnen von you-name-it zusammen)
– Martin Sonneborn (kennt man ja)
– Stefan Niggemeier (das kritische Mediengewissen Deutschlands – das würde Springer aber wohl nicht goutieren, weil BILD-Feind Nr. 1)
– Dietmar Dath (journalistisches Universalgenie, Marxist, Utopist und Querkopf)
– Christian Kessler (Filmjournalist und herzallerliebster Kolumnist, der auf Facebook jeden Tag mehr schönes und bedenkenswertes schreibt als….)
– Wolfgang Müller (schreibt gelegentlich für „Freitag“ und taz, wäre aber mit seinen stets erfrischenden, klugen und provozierenden politischen, gesellschaftlichen und künstlerischen Betrachtungen beim RS auch bestens aufgehoben)
– Klaus Walter (da stimmt das Wort Popkritiker noch)
usw.
Alles Leute mit Intellekt und Haltung, die nicht nur irgendwelche peer groups in ihren Ansichten bestärken, sondern durch ihre Kompetenz, Originalität und Unabhängigkeit bei allen für eine Horizonterweiterung sorgen können.

--

I like to move it, move it Ya like to (move it)