Startseite › Foren › Kulturgut › Print-Pop, Musikbücher und andere Literatur sowie Zeitschriften › Zeitungen und Magazine › Musikzeitschriften › ROLLING STONE: essential reading? › Re: ROLLING STONE: essential reading?
bullschuetzJa, das stimmt. Aber die Frontstellung „gute, bewusste Aneignung von Musik durch flankierendes (oder gar vorausgehendes) Zeitschriftenlesen und Kritikermeinungen-Studieren“ versus „oberflächliche Aneignung von Musik durch Rumgeklicke im Internet“ ist doch wirklich haltlos herbeikonstruiert. Als ob es hier um ein Entweder-Oder ginge.
Es geht da sicherlich um ein „sowohl als auch“. Was ein Musikmagazin dem freien Internet allerdings idealerweise voraus hat, ist die gut bezahlte journalistische Professionalität. Ein Magazin wie der Rolling Stone hat den Namen und die Mittel, um Künstler jeden Rangs weltweit zu interviewen, zeitaufwändig Hintergründe zu erforschen, die besten Journalisten und Popkulturdenker für sich zu mobilisieren und Popgeschichte umfassend zu durchdenken, zu kontextualisieren und kritisch einzuordnen. Der Wert der Zeitschrift liegt also meines Erachtens weniger in tagesaktuellen Rezensionen und mundgerecht servierten Meinungen, sondern im Anstoß zum Diskurs und der kompetenten Vermittlung von Popkulturverständnis in seinem umfassendsten Sinne. Davon profitiert dann auch der Leser, weil sich ihm so idealerweise neue Welten öffnen, er durch vermitteltes Wissen sein kritisches Verständnis schärft, auch vielfach Spreu vom Weizen getrennt und gezeigt wird, welcher aktuelle Künstler jeweils auf wessen Schultern steht.
Diese Möglichkeit zur Recherche, zur Nähe zu Künstlern und die dadurch gewonnenen authentischen Einblicke sind – zumindest mit einem allumfassenden Ansatz jenseits bestimmter Szenen und Fankulturen – in aller Regel immer noch einem großen Magazin vorbehalten. Man wird sie kaum im Internet in irgendwelchen Blogs finden. Und es ermöglicht einen anderen Zugang und eine reflektierte Erweiterung des Horizonts, die man nicht allein durch das Skippen durch Playlists und Fanblogs erringt.
(Ob der Rolling Stone diese Kernkompetenz genügend nutzt, ist eine andere Frage.)
--
I like to move it, move it Ya like to (move it)