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Roseblood2 Ausgaben hatte ich mir bisher gekauft. 1 Mal das Heft mit den 100 besten Dylan-Songs, die andere Ausgabe war das Stones-Pendant. Und das dürfte nun auch schon 6, 7 oder 8 Jahre zurückliegen.
Ich seh für mich ehrlich gesagt keinen Nutzen dieser oder auch einer anderen Musikzeitschrift. Das Internet bietet mir alle Informationen, welche zudem viel besser verknüpft sind. Ich bin keiner, der nach dem Lesen einer längeren Rezension (egal wie gut sie auch geschrieben sein mag) oft Interesse auf das Besprochene bekommt. Gerade Plattformen wie Spotify, SoundCloud, YouTube oder Last.fm machen das Entdecken einfacher mit dieser Fülle an Verlinkungen und Anregungen. Zudem kann man gleich nachhören, ob etwas interessant oder auch nicht klingt. Das soll gewiss nicht nach einer lieblosen Herangehensweise klingen, aber Printmedien als Informationsquelle für junge Musikhörer sehe ich nicht als große Alternative und Lockmittel.
Was mich ein wenig schmerzt, ist diese seltsame Entweder-oder-Haltung. Ich finde sie überholt. monoton hat schon recht: Du kannst alles, von Büchern, über Filme und Songs zu jeder Zeit verfügbar haben, kostenlos, ein paar Minuten mit torrent und die „Ware“ ist Dein. Nach meiner Erfahrung verliert damit dieses kulturelle Gut aber an Wert, an Tiefe und Bedeutung – und ich finde man spürt es Menschen im Umgang mit Kunst sofort an, ob sie bloße Downloadfritzen sind, die blindlings konsumieren oder ob da Leute sind, die mit Herz und Feingefühl dahinter stehen und sich mit dem befassen wollen, was sie hören. Die die Tage runter zählen, bis ein lang ersehntes Album im Regal steht und die sich danach für ein paar Stunden einbunkern. Oder denen das eben scheißegal ist und die sich die Platte als Leak schon eine Woche vorher holen und nebenher laufen lassen. Ein Unterschied ums Ganze.
Bei Journalismus ist es genauso – Du kannst alle Informationen überall her bekommen, es wird kaum Ecken geben, in die das Internet nicht schon längst vorgedrungen ist. Aber ich finde doch, dass Schreiben, was nunmal auch eine Kunst für sich ist, gerade wenn sie über andere Künste berichtet, nicht jedem in der Wiege liegt – und dass es unfassbarschönundgroßartig sein kann Gedankengänge zu verfolgen, sich auf Reisen führen zu lassen; und zu erleben, wie man begeistert einen Text liest, ehe man merkt, dass da gerade ein persönlicher Favorit zu Asche verbrannt wird. Das ist mir viel Wert – und war es immer. Sowas kann nicht durch youtube oder spotify ersetzt werden, niemals. Aber um zum Anfang zu kommen: Es kann sich ergänzen. Printmedien werden in Zukunft, meine ich jedenfalls, immer mehr in die Rolle geraten ihre Passion verändern zu müssen – Aktualität, wie sie das Internet bietet, können sie nicht bieten, dieser Zug ist längst abgefahren. Sie können aber das geben, für was sie doch oft ohnehin gutes Personal besitzen: Dinge zu vertiefen, wenn auch etwas später. Anlaufpunkte und Verknüpfungen bieten. Da lese ich gerne mit, weiterhin.
Aber um eine Lanze fürs Internet zu brechen: Man sollte nicht unterschätzen, wie viele gute Blogger (und sonstige Privatpersonen) mittlerweile aktiv sind, die mit Herz und Seele Alben und Künstler promoten und analysieren. Auch davon kann und sollte man profitieren. Auf geistreichere Gesellen wie Anthony Fantano und andere mag ich jedenfalls keinen Tag mehr verzichten.
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Hold on Magnolia to that great highway moon