Re: ROLLING STONE: essential reading?

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brundlefly

Registriert seit: 27.12.2008

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Den Rolling Stone habe ich früher häufiger gelesen, wobei für mich recht schnell Melody Maker und NME wichtigere Quellen v.a. zu aktuellen Künstlern wurden. Um die Jahrtausendwende rum – es war die kurze Phase, als einem für ein paar Monate Künstler wie Kid Rock oder Creed als das neue Ding angedreht wurden – tauchten bei den Rezensionen immer noch viele Platten auf, die mich interessierten, aber eben meistens nur dort. Mir kam es damals auch so vor, als ob die Präferenzen der Autorenschaft anders gelagert waren als meine eigenen. Daher fühlte ich mich dort nicht mehr so gut aufgehoben wie im NME, Select, The Face, etc., von den deutschsprachigen Magazinen wurden fortan Intro, Spex und später De:Bug wichtiger. Heute schaue ich gelegentlich bei einer Freundin, die das Heft ab und zu kauft, rein (dass ich gerade selber kein Geld für den Stone ausgebe, hat übrigens auch viel mit dem Verlag zu tun). Die Debatten über das aktuelle Heft hier im Forum schaue ich mir dennoch gerne an. Insgesamt scheint es mir in der Zeitschrift weniger musikalische Vielfalt zu geben als hier im Forum.

In der Tendenz sehe ich es so ähnlich wie Monroe Stahr, was die „stationären“ Themen betrifft. Damit dient der Rolling Stone für ein paar Jahre durchaus als guter Begleiter. Aber sobald ein Neuleser zum größeren Dylan-, Stones- oder Boss-Fan wird, steigt er natürlich auch stärker in die Materie ein, besorgt sich Bücher zu diesen Künstlern und findet schießlich ein paar Jahre später in einem Zeitschriftenartikel nicht mehr viel Neues. Demzufolge kann die Redaktion im Prinzip nur hoffen, dass man alle Jahre wieder ein paar neue Leser findet. Man muss natürlich sagen, dass durch die Reissue-Kultur, die in den letzten Jahren richtig explodiert ist, selbst bei einer Konzentration auf rein retrospektive Betrachtungen immer noch eine größere Themenvielfalt möglich ist als derzeit beim Stone. Das sieht man an Zeitschriften wie Q. Auch das oben erwähnte Wire stellt des öfteren Künstler und Genres vor, die abseits des etablierten Kanons liegen. Aus heutiger Sicht fällt mir außerdem auf, dass die Artikel in den älteren Ausgaben noch mehr in die Tiefe gingen (kürzlich gemerkt, als ich den Artikel über Howard Marks in einer Ausgabe von 1996 las). Dies scheint aber ein generelles Problem bei den hiesigen Musikmagazinen zu sein.

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