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Lange Zeit habe ich den RS regelmäßig gelesen, aber seit vielleicht zwei Jahren habe ich auf „mehrmals jährlich“ reduziert. Die Ausgaben, die ich mir kaufe, scheinen mir gewöhnlich von so solider Mittelmäßigkeit zu sein, dass sie mich weder zum Lob noch zur Kritik inspirieren. Ich bereue die Käufe nicht, aber der Anteil des Heftes, den ich lese, nimmt immer mehr ab. Das liegt mit Sicherheit zum guten Teil an mir (weniger Zeit, andere Interessen). Besonders inspirierend (streitbar, voll kühner Thesen, zum Nachdenken oder Widerspruch anregend) war der RS auch in der Zeit, als ich ihn regelmäßig gelesen habe, nur selten.
atomTechnik lasse ich meist komplett aus. Die größeren Artikel vertiefe ich bei Interesse etwas später, hier liegt es (…) daran, wer ihn geschrieben hat. Brüggemeyer fast immer, Willander je nach Thema, Hentschel wenn er darf, Doebeling immer und Gastschreiber/Übersetzungen je nach Thema. Der Tonträgerbereich interessiert mich (…) immer weniger, da mich der uralte Zyklus Plattenfirmen machen Promo – Zeitschriften machen Rezensionen immer mehr anödet. Viel lieber sollten sich Printmagazine auf ihre Stärken konzentrieren und sich vom viel schnelleren Digitalen Plattformen abheben: guter Journalismus, längere Themen, kontroverse Debatten ausführlich führen und nicht zwingend tagesaktuell sein. Für die bits & pieces sind andere Medien besser geeignet.
Das sehe ich genauso. Gute Musikkritik jenseits der Promo-Zwänge, das fände ich wünschenswert.
Eine Sache, die mir in letzter Zeit durch den Kopf gegangen ist: Ich verstehe die Kriterien nicht, nach denen die Redaktion Texte aus dem Amerikanischen auswählt. Das Mutterblatt hat einen guten Politikteil mit herausragenden Autoren wie Matt Taibbi. Dessen Texte werden so gut wie immer ignoriert, stattdessen wird überflüssiges Zeug eingedeutscht wie zuletzt Hedegaards Charles Manson-Artikel.
LattenschussWas mir allerdings wirklich gegen den Strich ging war diese Rubrik „Ackermann liebt die Beach Boys“
Grossmann hieß der Kerl – seinerzeit Chef des größten Kohlendioxidproduzenten (Klimaschädlings) Europas (RWE) und Atomlobbyist. Dass der RS ihm eine PR-Plattform geboten hat, fand ich zwar auch unmöglich, aber ich halte dieses Thema für abgehakt. Die Affäre hat doch gezeigt, dass die RS-Redaktion sich begründete Kritik zu Herzen nimmt. Das Interview sollte der Auftakt für eine eigene Reihe sein, aber dieser Plan wurde schnell wieder eingestampft. Das zeigt Lernfähigkeit.
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To Hell with Poverty