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GipettoJagger ist zweifelsohne ein genialer Frontmann, aber singen kann er nicht wirklich und auch seine Stimme ist mir oft enichtwas zu dünn/knödelig.
Ich würde die zwei Gedanken entkoppeln. Ich hatte lang ein ähnliches Problem: Ich konnte mit Jaggers Gesang nicht wirklich etwas anfangen. In dieser Hinsicht hat sich einiges geändert, auch wenn die reine Stimme wahrscheinlich nie zu meinen Favoriten gehören wird – nicht die richtige Tonhöhe, nicht der richtige Stimmklang, dazu dieser unüberhörbare Hang zum latenten Quäkton. Es gibt Sänger wie Sivert Hoyem oder Leonard Cohen – da bekomme ich beim ersten Ton bereits ein Knistern unter der Haut, das ist hier nicht der Fall. Und das ist auch nicht allzu bedeutsam.
Was letztlich wichtiger ist: Jagger ist als Sänger ein großer Könner. Ich habe die Tage mal wieder „Beggars banquet“ gehört und bemerkt, was für eine wunderbare Vorstellung hier geboten wird – zarter Schmelz und Schwermut, große Rock’n’Roll Hymnen, dezenter Wahn, lasszives Zischeln, knurrende Untertöne, biestiges Keuchen, dazu dieses mitunter infernalische Timbre: Das ist alles enorm facettenreich und dazu uneitel genug, den Songs den Vorrang zu geben. Jagger besitzt keine begnadete Stimme, aber die, die zu diesen Songs funktioniert wie wahrscheinlich keine andere. Er macht daraus keine eitle Show, wo Stimmakkrobatik betrieben wird und immer danach gelechzt wird, sich in der Vordergrund zu spielen. Ich finde seinen Gesang teilweise sogar eher ein wenig lustig und man spürt den Spaß – am Singen selbst, am Spiel mit Andeutungen und Doppeldeutigkeiten, am Spiel mit der restlichen Band – dahinter. Das macht für mich einen großen Sänger aus.
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Hold on Magnolia to that great highway moon