Re: bft#14 – gypsy tail wind

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friedrich

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Ich beschränke mich für den ersten Teil mal auf die Stücke, die ich bereits kommentiert hatte. Teil 2 folgt später.

JIMMY SMITH
9. THEME FROM „MAN WITH THE GOLDEN ARM“ (Elmer Bernstein) 4:30

Budd Johnson (ss), Ray Beckenstein (ss, cl, fl), Phil Woods (as, cl), George Dorsey (as, cl, fl), Jerome Richardson (as, ts, cl, fl, ob), Robert Ashton (ts, cl, fl), Harry Estrin (bcl, fl, alto-fl), Danny Banks (bari, bcl, alto-fl), Jimmy Smith (org), Kenny Burrell (g), Richard Davis (b), Grady Tate (d), Warren Smith (perc)

Zum Leidwesen von redbeansandrice wird mich wohl nichts mehr von der Ansicht abbringen können, dass Jimmy Smith der grösste Hammond-Organist aller Zeiten ist ;-)
Das Stück hier stammt von einem Album, das soweit ich weiss nie wiederaufgelegt wurde – was ich natürlich für unbegreiflich halte. Die Scheibe öffnet mit „Goldfinger“ und auch das Stück, das ich wählte, stammt aus einem Film, und zwar aus einem ziemlich guten und bekannten (daher bin ich auch etwas überrascht, dass niemand es erkannt hat). Über das Arrangement brauchen wir nicht länger zu streiten, ich finde es nicht übel und finde die ganze Scheibe gewiss in der Liga von „The Cat“, die passenderweise oben genannt wurde, ebenfalls eine prächtige Platte. Allerdings halte ich grundsätzlich mehr auf Nelson als auf Schifrin, auch wenn Nelson – warum auch immer – das Projekt mit Thelonious Monk in den Sand gesetzt und wohl einiges von der Stange produziert hat.

Ha!

Dann hatte ich das ja so gut wie rausgefunden! Jimmy Smith, wer sonst? Eigenartigerweise hatte ich damals in meinem BFT auch ein Stück mit dem Titel THE MAN WITH THE GOLDEN ARM, jedoch gespielt von Terence Blanchard – und offensichtlich war das ein anderes Stück aus dem Soundtrack, denn die Themen sind ganz verschieden. Den Film finde ich auch sehr gut, wenngleich er aus heutiger Sicht auf charmante Art ein wenig angestaubt wirkt. Aber Frank Sinatra als Frankie Machine ist toll!

Ja das Stück kocht, insbesondere Jimmy Smith. Mit Kenny Burrell und Grady Tate sind mindestens zwei sidemen dabei, die auch auf THE CAT spielen. Das bürgt für Qualität. Ich kenne nicht besonders viel von Jimmy Smith, MIDNIGHT SPECIAL, THE CAT, ein paar Stücke von Compilations und ich hatte mal BEST OF-Alben der Blue Note bzw. Verve-Jahre von ihm. Manche der Arrangements von Oliver Nelson fand ich irgendwie uncool, nicht funky, manchmal etwas bieder und mochte sie daher nicht hören. Da bevorzuge ich Lalo Schifrin, der ja auch sonst einiges zu bieten hat. THE CAT is it! Allein das Cover, das ich in vollem LP-Format im Plattenschrank stehen habe. Aber THE MAN WITH THE GOLDEN ARM hat auch ganz schön Pfeffer! Rumgenörgel am Arrangement finde ich hier kleinlich. Es geht darum, dass hier ordentlich Feuer drin ist und das Ding abgeht. Und das tut es!

COZY EGGLESTON
10. WHAM!! (Eggleston?) 3:40

Cozy Eggleston (ts), Karl Johnson (org), Ken Sampson (d)
vermutlich: Chicago, ca. 1967 oder 1969
von: Grand Slam (Co-Egg CE-3548, Privatpressung / LP-rip)

Mich hat diese Scheibe fasziniert, seitdem ich sie auf einem Blog fand, und ich wollte sie hier vorstellen – ohne dass damit die Behauptung einherginge, es handle sich um einen verlorenen Gral oder sowas … einfach einer von vielen verdammt guten aber völlig vergessenen Musikern, von denen es in der Jazzgeschichte nur so wimmelt.

Mir gefällt das. Das bewegt sich im Spannungsfeld von Jazz und R&B. Sehr bodenständige Sache. Ich würde mir wünschen, sowas würde in der jukebox stecken und vielleicht hat es früher sogar da drin gesteckt. Ich weiß gar nicht, ob es heute überhaupt noch jukeboxes gibt .. Ich würde jedenfalls einen Euro darin investieren und alle hätten Spaß dabei. Mir würde als Vergleich / Referenz Gene Ammons einfallen, der sich auf ähnlichem Gebiet bewegte, aber einen ganz anderen Sound hatte. Ich habe von dem eine alte Doppel-LP mit Aufnahmen mit Orgelbegleitung im Schrank stehen. Gleich mal raussuchen.

DAVID YOUNG
11. DOWN YONDER (Harold Mabern) 5:21

Virgil Jones (t), David Young (ts), Sonny Fortune (bari), Harold Mabern, Jr. (p), Richard Davis (b), Idris Muhammad (d)
New York, 1970
von: David Young (Mainstream MRL 323, ca. 1971)

Auch dieses Stück steht zwischen Jazz und R&B und macht mir Spaß. Den Leader kenne ich nicht. Harold Mabern kenne ich nur von einer Jackson 5 Coverversion(!). Idris Muhammad habe ich hier nicht erkannt. Der funky drummer par excellence. Er spielt hier aber nicht so sehr auf den Punkt, wie ich es von ihm kenne. Trotzdem klasse!

OSCAR PETERSON
12. HERE COME DE HONEY MAN (George Gershwin/Ira Gershwin/DuBose Heyward) 1:06

Oscar Peterson (p), Ray Brown (b), Ed Thigpen (d)
Los Angeles, 12. Oktober 1959
von: Oscar Peterson Plays Porgy and Bess (Verve V6-8340 / „West Side Story/Plays Porgy & Bess“, Jazzplus Reissue, 2012)

Der Closer zu Teil eins – nochmal Oscar Peterson, mit einer wundervollen Miniatur.

Oscar Peterson kenne ich so gut wie nicht. Wirklich wundervoll!

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)