Re: bft#14 – gypsy tail wind

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friedrich

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Hallo gypsy,

ich beschränke mich auf den zweiten Teil des Blindfold Tests. Der geht mit besser ins Ohr als Teil 1. Beide BFTs zusammen sind mir zu viel.

# 13
Da ist dieser typische Sound der Jazzgitarre, gedämpft, etwas samtig rau, sehr reich, sehr schön. Hört man so oder so ähnlich immer wieder mal. Woher kommt der eigentlich? Ist das ein bestimmtes Gitarrenmodell? Eine Halbakustische, vermute ich, mit einem bestimmten Verstärkertyp? Eine Trompete, die sich mit ihrem melancholischen Klang sehr schön einfügt, oder besser gesagt die Führung übernimmt. Auch das Sax schlägt den gleichen Ton an. Klasse, dass die Gitarre aussetzt, dann aber immer wieder zum gleichen Thema zurückkehrt. Das schafft Spannung. Klar strukturierte Sache, das, alles an seinem Platz und zwischendurch können Trompete und Sax fein solieren. Das Sax kommentiert eigentlich bloß, aber auch das sehr schön. Der Leader ist wohl der Trompeter, oder? Schöner Klang, tolles Stück!

# 14
Das ist dann schon mehr eine Show-Einlage. Die rhythm section / das Orchester im Hintergrund hört sich an wie ein sauber gewarteter Automat, der mit der Regelmäßigkeit einer Nähmaschine im ¾- Takt läuft. Das Sax hingegen tut eigentlich das Gegenteil. Ordentlich Vibrato, sehr sentimental und ein bisschen schmierig. Ein bisschen Operette. Ein Showman alter Schule würde ich sagen. Cabaret. Könnte mir dazu einen Striptease vorstellen. Kann mir gefallen.

# 15

Es wird flott! Soul Jazz? Ein sehr einfaches Thema, mehrfach unisono wiederholt und dann lässt der Saxophonist die Zügel los und die rhythm section hört sich für mich ein wenig so an als gerate sie aus dem Tritt. Irgendwas passt da rhythmisch nicht ganz zusammen, oder? Vielleicht ist es die etwas locker spielende latin rhythm section gegen den handfest spielenden Saxofonisten? Den finde ich eigentlich ganz gut. Jetzt höre ich erst das E-Piano. Ich finde die Themenvorstellung ziemlich stringent, wenn auch etwas simpel, bei den Soli fängt das für mich dann etwas an zu zerfallen. Vielleicht wünsche ich mir das aber bloß selber etwas tighter. Freue mich, wenn die Band zum Thema zurückkommt.

#16

Hat mit seinem einfachen, sich immer wiederholenden Thema und seiner Instrumentierung ein bisschen was von einem Kinderlied. Klingt etwas naiv, ich gehe aber davon aus, dass das gewollt ist. Ein Späßchen der Musiker?

#17

Jetzt aber wirklich Soul Jazz bzw. Schweineorgel. Es wird funky. Es gibt hunderte gute Aufnahme aus den späten 60ern / frühen 70ern, die in die gleiche Kerbe schlagen. Sax, Hammond B3, Gitarre, funky drummer. Finde ich gut und in Ordnung, weiß aber nicht so recht, was dieses Stück von anderen ähnlich gelagerten Stücken abhebt. Gegen Ende geht es allerdings mehr und mehr ab, die Zügel werden lockerer gehalten und das Ding läuft ziemlich heiß, jedenfalls die Orgel. Dann auch das Sax. Funktionert für mich besser als bei #15. Vielleicht liegt’s an dem auf der einen Seite stur durchgehaltenem beat, der auf der anderen Seite viel Freiheit zulässt. Dabei ist der Drummer gar nicht mal besonders herausragend. Vielleicht reicht manchmal aber einfach auch Sturheit. Heiß!

#18

New Orleans? Auf jeden Fall bezieht sich das mit dem schnellen Marschrhythmus und dem Trompeten Wah-Wah auf irgend sowas wie Marching Bands aus der Frühzeit des Jazz. Oder den jungle style von Ellington. Das Trompeten-Wah Wah ist jedenfalls auch da. Wahrscheinlich eine Mischung aus vielem. Finde ich witzig. Könnte fast von Lester Bowie sein. Aber da gibt es keinen entsprechenden Solisten. Oder The Dirty Dozen Brass Band? Aber die wären rustikaler. Oder irgendwelche Neo-Traditionalisten aus dem Umfeld von Marsalis? Vielleicht aber zu witzig für die. Jemandem wie mir, der auch auf die Ellington/Scott – Bearbeitungen von Don Byron steht, gefällt das.

#19

Von New Orleans in die Karibik. Ist ja auch gar nicht so weit. Calypso? Da fällt mir als Referenz sofort Sonny Rollins ein. Aber der ist zupackender, derber. Bei dem ist dieser Hard Bop-Hintergrund immer da. Das hier ist subtiler, aber in meinen Ohren nicht unbedingt besser.

#20

Wir bleiben also in der Karibik. Eigenartig nach vorne gemischter Bass. Etwas rustikaler als #19. Gefällt mir auch ein Stückchen besser. Und spätestens hier merke ich endlich, dass Du in diesem Teil Deines BFTs das Tenor Sax in den Vordergrund rückst. Aber auch das Vibraphon finde ich ganz lustig.

#21

Und wieder New Orleans. Oder eine Blaskapelle vom Balkan? Hat auf jeden Fall Humor. Klingt ein bisschen so, als seien die auf dem Rückweg vom Friedhof. Erst eine behäbige Tuba, dann wird’s schrittweise agiler mit Posaunen und Percussion bis sich alles in Bewegung setzt und tanzt. Schmetternde Trompeten! Heißa! Jeder darf mal. Ich höre da auch claves oder? Es ist also ein kleiner karibischer Einschlag mit drin. Entweder man ist mit dieser Musik aufgewachsen (aber wer ist das schon?) oder man muss etwas Humor mitbringen, um Gefallen daran zu finden. Ich kann mich darauf einlassen und amüsiere mich. Das Leben ist zu kurz um traurig zu sein. Oder zu lang. Je nachdem.

#22

Von der Musik aus der Guten Alten Zeit zu Musik aus der Jetzt-Zeit, die ein paar Schlaumeier völlig zerlegen. Könnte lustig sein, aber – in diesem Fall – nicht für mich. Man könnte das als eine Parodie auf Jazz verstehen.

#23

Uiih, der Gitarrist zerspielt seinen Part hier aber ganz schön. Postmoderner Blues? Immerhin ganz funky. Ich glaube, ich würde aber die Musik, die hier wohl persifliert wird, lieber im Original hören. Die Sängerin klingt zwar schön lasziv, ist mir aber nicht präsent genug. Die singt ja nur so nebenher. Da wünsche ich mir mehr Saft. „Hey now baby / get into my big black car / I want to show you …“ Na ja, immerhin werden hier die Geschlechterrollen umgedreht. Vielleicht ist das aber auch einfach aufreizend lässig? Das finde ich dann schon wieder kess und es gefällt mir. Ich überlege es mir also anders und beschließe, das Stück entschieden zu mögen! Sind das alles Frauen? Müssten eigentlich … Ich will die Sängerin unbedingt kennenlernen! Ist das am Ende ein Witz über Miles und Teo?

#24

Huch, das ist ja schon vorbei, bevor ich es überhaupt richtig zur Kenntnis genommen habe. So ein kleines funky groovendes Ding, nur eine Skizze. Die gleiche Band wie #23? Netter Nachklang.

Musste mir diesen bft zweimal aufmerksam anhören. So ganz erschließt sich mir die Logik darin nicht. Ich erkenne, dass ein paar Stücke jeweils zusammenhängen (Calypso, New Orleans, ein bisschen Funk, manchmal etwa Persiflage), bin mir aber eher nicht sicher, ob das Deine Absicht war. Du schriebst ja sogar, das es Dir hier schwerpunktmäßig um das Tenor Sax ging? Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen.

Favoriten: #13, #17, #21, #23.

Ich kenne kein einziges der Stücke und habe nicht einen der Musiker erkannt. Besten Dank. Bin gespannt.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)