Re: bft#14 – gypsy tail wind

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gypsy-tail-wind
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vorgartenMONICA

Das geht ja schnell … dann will ich auch gleich noch einmal! Danke für die weiteren tollen Kommentar!

#13

vorgartenperfekt. fast hätte ich gesagt: wie schön, dass hier nicht improvisiert wird. umso mehr aufmerksamkeit können sich diese herren auf die erotik ihres tons konzentrieren. und hui, das machen sie aber. was für eine wärme in diesem gezitterten trompetenton liegt… der bass geht irgendwann einfach los, hit the road jack. das alles stelle ich mir ja so vor, wenn ich an die 50er und saint germain des prés und jazz denke. mit denen hier würde ich sofort ins kino gehen. sie vielleicht sogar zu einer verrauchten matratzenparty einladen. obwohl sie wahrscheinlich sehr bleich waren und dicke brillen aufhatten. ich bin etwas verknallt jedenfalls.

Die Geographie stimmt, Teint und Brillen wohl auch … ein bezauberndes kleines Ding, nicht? Und ein kleiner Auftakt nach dem kleinen Abschluss der ersten Hälfte.

#14

vorgartenich höre sowas nicht. obwohl ich das hier total schön finde. ich glaube und bewundere alles. das ist alt, oder? 40er? ganz toll finde ich die stakkato-einwürfe der anderen bläser, die so kurz sind, dass man streckenweise denkt, dass das der hall vom schlagzeug ist. als würde der raum mitzittern. wahrscheinlich spielt der tenorist sowas im schlaf, aber ich bin davon echt bewegt.

Ich finde das Ding grandios – es nimmt für mich in manchem die halbe oder die ganze Avantgarde vorweg, bzw. bindet sie vie Tanzfläche an die Kirche zurück, oder eher an die congregation … aber der Ton ist für mich hier das Haupterlebnis, ich hörte das (einmalige) Stück auch erstmals in einem BFT, hielt das Horn auch irrigerweise erst für ein Altsaxophon … und war hin und weg. Manchmal höre ich das Ding (ich widerspreche grad meinem Kommentar von oben, dass ich fast nie einzelne Tracks höre, das ist eine der wenigen Ausnahmen, die die Regel bestätigen – und die „Arbeit“ an BFTs führt natürlich auch dazu, dass manches x-mal am Stück läuft, beim Hören der Zusammenstellungen Anderer wie auch beim Vorbereiten der eigenen) eine Stunde lang in Endlosschlaufe.

#15

vorgartendas hier hat gar keinen raum. alles trocken vorne aufgenommen, noch dazu im schlechten vinyl eingedunkelt. man weiß nicht, wie fett der tenorton ist, aber ich vermute: ziemlich fett. rhythmisch ist das natürlich super, 6/8 zu 4/4, kreuzrhytmus, der auseinandergeht und sich wiedertrifft. die soli sind leider wenig überraschungsarm, diese eine harmonische volte geht bei beiden schief, das e-piano ist dazu noch im verschleierten sound unscharf geworden. soli haben also ein bisschen was von durchstehen. aber dann kommen ja noch die congas oder bongos und die sind echt groß – fast, als würden sie die klangverfremdungen mitspielen. dahinter verbirgt sich der beste musiker hier, glaube ich.

Über den Ton kann ich auch keine genaueren Aussagen machen, kenne eigentlich nur Vinyl-Rips von ihm … und klar, das mit dem „nach 20 Sekunden durchschaut“ könnte man hier schon sagen (und bei #11 auch schon, der auch gut in diese zweite Hälfte gepasst hätte), aber so ist das doch oft im Leben, man weiss alles schon, aber es geht halt doch noch ein paar Stunden, Tage, Monate oder Jahre weiter und man mag es sogar. Den Drummer hier kenne ich übrigens nicht wirklich, der Percussionist spielt gemäss meinen Angaben Congas (ich höre grad was völlig anderes und mag nicht unterbrechen, aber Congas oder Bongos sollte ja recht klar auseinanderzuhalten sein … die nervigen Dinger bei Nat „King“ Cole sind die Bongos, die nervigen Dinger Poppa Lou die Congas ;-))

#16

vorgartendafür liebe ich bfts. das ist sowas wie redbeans singender henri texier mit 6 bässen. ein ganz braves folk-motiv, völlig verfremdet und schon von der anlage her in anführungszeichen. das echo-sopransax könnte jetzt von garbarek oder surman oder kirk oder doldinger sein, darauf kommt man nicht, das ist aber auch egal. aber. muss die klapperpercussion so trostlos gleichförmig sein? muss das klavier wieder irgendwelche fadenscheinigen licks aneinanderreihen? muss das alles so brav werden, vom braven applaus des publikums honoriert (wie anders als in #4, wo alle denken: was ist denn hier los??). zu harmlos, insgesamt.

Harmlos … fies – das ist der Hauptvorwurf, den sich dieser Herr ein Leben lang anhören musste. Dennoch ein Gigant in diesem Hause. Ich hatte von ihm ein ganz anderes Stück drin, das mit Abstand das längste gewesen wäre (12 Minuten oder so) und fand das dann unangebracht – und finde das hier sehr charmant. Den Ton, so bilde ich mir ein, hört man durch die ganze Elektronik durch (und ein Sopransax ist das nicht).

#17

vorgartenback to earth. ist das THINK von aretha franklin? die aufnahme ist sehr schön, man hört viele nebengeräusche von der gitarre und der orgel. der halbakustische sound der gitarre ist hübsch, im solo, bei der begleitung ist sie zu laut. kann ich in der tightness gut hören, aber man hat das alles nach 20 sekunden verstanden und hört dann noch endlosen vorhersehbaren improvisationen zu. hier würde so ein minimal-ansatz wie in 13 auch nicht stören – aber ich glaube, die musiker möchten ihre wiederholungen des immergleichen tatsächlich hören. wären sie doch mit dem sound zufrieden, den sie hier hinkriegen.

Ja, das ist „Think“. Damit düfte es auch zu identifizieren sein, nehme ich an … ich mag genau diesen wiederkehrenden Groove, das hat etwas Hypnotisches. Der Gitarrist ist ziemlich bekannt geworden, die anderen drei eher nicht so, den Organisten kenne ich am schlechtesten von allen, Drummer und Saxophonist schätze ich sehr.

#18

vorgartentag der offenen tür in der musikschule. alle dürfen mitmachen. (irgendwo höre ich sogar eine gitarre und zwei töne davon lassen mich sogar eine vermutung äußern: kelvyn bell??) der synthesizer sagt: wir hier in den 80ern. das hauptthema ist catchy, die b- und c-teile etwas theoretisch, alles ganz lustig mit dem gedämpften blech. dann kommt aber irgendwann ein tenor und ich werde sehr hellhörig – ich kenne den, ganz sicher. david murray wäre so eine assoziation, ist er aber glaube ich nicht, aber der hier ist nicht allzu weit entfernt. bin mir sicher, dass sie sich öfters mal die hand geschüttelt und über ben webster unterhalten haben, während um sie herum ldie festivals branford und courtney und michael buchen wollten und in den pausen coltrane aufgelegt haben. könnte hier auch chico freeman sein. ich komme noch darauf…
ach so, ganz vergessen: schönes stück!

Nicht Bell, aber Achtziger stimmt natürlich. Eins der wenigen Alben, bei dem mich schon in den Neunzigern, als ich eher zufällig auf die CD stiess, der Synthesizer nicht störte – ich war damals allergisch, sogar alte Rhodes oder Wurlis mochte ich nicht so recht, nur die Orgel, die ging schon immer. Dein Szenario stimmt wohl in etwa, aber Murray ist das nicht, ich höre ihn sehr anders als diesen, sehr weit weg (und er ist deutlich älter – keine Ahnung, ob die sich gekannt haben). Ein kleiner Tribut.

#19

vorgartenweiter party, aber ganz woanders. calypso! und ein tenor, das irgendwie sagt: ach du meine güte! ich doch nicht! aber dann… einfach ein paar töne stehen lassen, lücken lassen für die schlagzeugakzente – und schon fliegt man. der pianist dagegen hat das ein bisschen vorab geübt. sehr erfolgreich. ich glaube, die machen sich hier gegenseitig sehr glücklich. und mich auch.

Du weisst gar nicht, wie sehr mich dieser Kommentar freut! :sonne:

Der Pianist musste das nicht üben, der hatte das, wie man unpassenderweise so dahinschwatzt, „im Blut“.

#20

vorgarten äh, jetzt bin ich mit clasjazz wohl in der endlosschleife gelandet. das gleiche stück, nur mit geöffneten fenstern? und ich bin etwas betrunkener? tipitipitipso, ich bin ein calypso. aber ich habe schon wadenkrämpfe und mag das hier viel weniger gern hören als #19. der schlagzeuger spielt auch irgendwie verbotenerweise samba – kommt ja nicht so drauf an. und das saxophon denkt, wenn es war gefunden hat: das kann ich jetzt mindestens vier mal wiederholen. vibraphon für mich komplett verzichtbar. hier passiert nichts.

Da bin ich jetzt natürlich wieder weniger froh … ich wollte das auch drinhaben und dachte, ich konfrontiere die beiden so unterschiedlichen Saxophonstimmen doch am besten gleich direkt. Hier höre ich übrigens das Südafrikanische, das ich oben in meiner Antwort auf redbeans erwähnt habe – und das ist alles kein Zufall, denke ich.

#21

vorgartenoh, mein nachbar hat wieder seine dolby-surround-anlage aufgedreht. nein, eine tuba, dann was etwas weniger tiefes, dann die ganze kapelle. ich kenne das folkloristische thema irgendwo her. oder es ist ein ohrwurm aus bft#14. gar nicht meine geografische wellenlänge. aber mit den ghost notes des drummers kann ich durchaus leben. wird hier ein glokales angebot angenommen oder gibt es wirklich kulturelle wurzeln? funktioniert, mehr kann ich nicht sagen. mir ist die wirre versammlung auf #18 irgendwie lieber.

Hm, die Sache mit den Wurzeln ist nicht einfach hier … es gibt sie auch, sie liegen auch im Blut. Ich höre hier z.B. auch Parallelen zur Musik von Hadens LMO, aber klar, Balkangrooves spielen rein … ich habe eine Schwäche für sowas und finde das Album, von dem das Stück stammt, ziemlich verdammt grossartig.

#22

vorgartenjaaaaaaaaaaaaa! auf der party würde ich verdursten, weil ich vor lauter ausflippen gar nicht dazu käme, mir einen drink zu holen. cello, oder? extralob für die sirenenposaune, da hätte ich auch noch einen knieschaden bekommen, vor lauter niederknienen. art ensemble? wahnsinn. wegen sowas habe ich mit 17 angefangen, jazz zu hören.

Ja, AEC. Nein, Fender Bass – eine kleine Hommage an James Brown, den ich eigentlich auch gerne noch persönlich dabei gehabt hätte, aber die beiden Dutzend waren dann halt schon voll. Das Ding war als Single geplant, die aber soweit ich wiess nie erschienen ist. Ich staunte wohl fast noch mehr als Du gerade, als ich das Ding (vermutlich so mit 17, das könnte passen) zum ersten Mal hörte … ich hatte mir damals die Nessa AEC-Box 1967-68 geleistet. Inzwischen gibt es die enthaltene Musik komplett in neuen Masterings und vermutlich deutlich besserem Sound, aber ich werde die Box behalten, weil sie mir über die Jahre sehr lieb geworden ist. Damals begriff ich allerdings Vieles nicht, hörte mich aber hartnäckig durch die ganze Musik durch, fasziniert und verwundert … und auch mal gelangweilt … bis kurz vor Schluss dieses Funk-Unding aus den Boxen plärrte … Lautstärke hoch und Repeat-Knopf gedrückt!

#23

vorgartenpolitician! superriff. die dame macht ernst mit der sehr notwindigen geschlechterrollenbewegung – i am a political girl – and i practice what i preach. absurderweise warte ich hier wirklich auf das gitarrensolo und kann gar nicht erwarten, dass es im zwölften bund landet – passiert leider nicht. was mag das hier sein? gibt es hier wirklich einen jazzkontext? was für ein blöde frage… und … äh … wer ist denn das mit seinem overdub-kommando? teo? teo? teo? play that. (allright, allright.)

Yep … die Gitarre im linken Kanal ist der eine Jazzkontext (wer der andere ist, weiss man nicht), Teo und der mit der Raspelstimme der andere … ich hätte das ja rausschneiden können, um die Spannung etwas zu erhöhen, aber das wäre dann doch schade gewesen. Eine kleine Rarität, besonders auch für unseren Herrn Friedrich, der sich wie ich sehe auch gerade hier im Thread tummelt(e).

#24

vorgartenund dann war da noch eine tuba. und ein lied, das fließt und fließt. ich hoffe, ich werde erst mal nicht wieder nüchtern…

Die Tuba ist der Jazzkontext … und die familiar reality natürlich ein kleiner ironischer Kommentar, denn ich hoffe doch sehr, dass im zweiten Teil alle ein wenig den Boden unter den Füssen verlieren – das hat ja bei Dir wie ich sehe aufs Schönste geklappt und ich freue mich auch wirklich darüber!

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba