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clasjazFirst steps …
Danke auch Dir! Das kam ja schneller als erwartet!
#1
clasjazLeichtfüßig und mit einem phantastischen Klavier, der alle Läufe klar spielt, klar ist, soweit es das sein kann. Die Bläser sind mir manchmal etwas zu dumpf, aber das sind einfach nur meine Ohren. Und sie freuen sich ja alle doch sehr mit ihrem Bellen. Sind das zwei Tenors? Insgesamt eine tolle Vorbereitung auf die Sammlung, die dann folgt: Bei diesem bft habe ich ständig den Eindruck, ich kennte die Stücke – in anderen Versionen – aber komme nicht drauf. Mein Namensgedächtnis im Jazz ist fürchterlich.
Das Stück ist ein altes Schlachtross … ich tue mich oft auch schwerer damit, die Titel herauszufinden als die Melodien mitzusummen, aber bei dem hier muss ich erst tot sein, damit ich’s nicht mehr erkenne
Und ja, zwei Tenöre, grey boys hätte Lester Young gesagt.
Woher kommt dieses penetrante Klaviermotiv eigentlich? Wie ich schon in Reaktion auf vorgartens Kommentar schrieb: mich nervt es nicht, ich betrachte es als practical joke und finde es witzig, wie ich das ganze Stück witzig finde.
#2
clasjaz Wäre interessant zu wissen, ob Pianist aus #1 das auch spielen könne oder wie er das gemacht hätte. Diesen hier finde ich fast etwas zu schludrig, aber es wird auch mehr von ihm verlangt als in #1. Das Tenor ist so ataktisch bei der Sache, dass es mich nach mehrmaligem Hören mächtig einnimmt. Und zugegeben, das Klavier nimmt die Synkopen locker auf.
Schludrig? Das dachte ich nie, im Gegenteil, ich schätze den Herrn sehr. Wir hören hier drei survivors (von denen der bereits identifizierte inzwischen von uns gegangen ist). Abes freut mich, dass das kleine Stück einnimmt. Es gab schon Abende, an denen ich es eine oder zwei Stunden in Schleife hörte.
#4
clasjaz Auch klar, wenngleich ich nicht draufkomme. Schöne, feine Klarinette und dann wieder diese Tanzjahrmarkttöne, die hier noch öfter auftauchen im bft. Verdammt, ich kenne das Stück, ich meine nicht die kleine Gershwin-Reminiszenz. Und der Wechsel, so etwas Ähnliches hat uns vorgarten ja auch zuletzt unterbreitet, wenn hier auch gewissermaßen umgekehrt. Mir gefällt der erste Teil aber entschieden mehr, bevor sie dann in die Floskeln abtauchen. Namentlich der Pianist spielt ja nur abgedroschenes Zeug, Füllmaterial. Mit dem Tenor kann ich ein wenig etwas anfangen, wenn es dann in Fahrt kommt, aber davor auch nicht. Der Stärkste ist hier für mich der Schlagzeuger, der hält das zusammen.
Da hat vorgarten die heisse Spur ja bereits am Schwanz gegriffen … Bläser gibt es hier nur einen. Die Bands waren oft etwas non-descript, harte Worte, aber sie standen einfach im Schatten und machten ihren Job. Der Trommler gehörte später zu einem sehr feinen Avantgarde-Ensemble – auch ein Survivor, wenn man sich die weggestorbenen Kollegen anschaut, aber so alt ist der noch nicht. Der Pianist ist nicht übel, an sich … aber ich kann ihn in dieser Band auch nicht so richtig schätzen. Er verstarb Anfang dieses Jahres.
#5
clasjaz Wieder ein feines Schlagzeug und ein Bassist, der mitdenkt, und ich meine nicht das kleine Solo. Das Tenor dagegen läuft hinterher. Das hört sich an, als hätte der Saxophonist eine gute Idee gehabt, Leute zusammengeholt und dann erstarrte er, als er hörte, was daraus werden könne. Gut, er ist schon da, aber der Ton sagt mir – nichts bisher.
Da hatte vorgarten ja auch bereits den richtigen Riecher … das ist übrigens ein Altsaxophon hier. Er wirkt auf mich etwas satt, aber spielt das tolle Stück schnörkellos herunter und das gefällt mir wiederum gut (gerade auch im Kontext des etwas eigenartigen Albums, das eigentlich ein Konzeptalbum war).
#6
clasjaz Mancini-Beginn … Der Pianist ziemlich exaltiert, wenngleich in den alten Fahrwassern. Und auch wieder schludrig zuweilen. Jetzt, weil mir nichts mehr einfällt, noch zweimal gehört. Aber mir fällt dazu nichts ein. Außer, dass dieser Klavierspieler sich vielleicht später ans elektrische Instrumentarium gesetzt haben könnte. Sehr verfahren.
Mancini … na ja, der kommt nicht vor, aber ein paar Kollegen, auch der hier (der aber von den dreien, die ich – Mancini inklusive – im Kopf habe, die deutlichsten Jazz-Connections hat. Der Groove kommt natürlich von ihm, aber mir gefällt sehr, wie das hier ausgespielt wird. Falls da etwas schludrig ist, so ist das volle Absicht. Ich finde den Sound dieses Stückes klasse, der tiefe Bass, das sehr nah aufgenommene Klavier … das einzige was mich irritiert (gerade weil das sonst so eine fein gemachte Aufnahme ist) ist das Echo auf den Becken, das man auf Kopfhörern recht deutlich hört.
#7
clasjaz Der Text ist nun auch nicht besser als in #3, aber das macht wirklich nichts. Schönes Lied. Die Sängerin gewiss etwas »ausgebildeter« als die andere, aber eben deshalb sind mir das andere Lied und die andere Sängerin lieber. Hier ist alles so arrangiert, mit diesem Gewummer. Nein, da müsste es doch Besseres geben.
Ach kommt, die Texte sind doch gut
Die Sängerin ist nahezu perfekt, das hat sie wohl mit dem Herrn in #6 gemeinsam … Und: Besseres gibt es kaum
#8
clasjaz Das hört sich an, als ob einer über einen Friedhof gehe, zu einem Grab. Ist das ein Song von Billie Holiday? Das Tenor großartig, das Klavier nicht ganz auf dessen Höhe. Die übrigen in Ordnung – das ist ja auch eine Kunst, wenn man nicht viel tun muss oder darf.
Nein, kein Stück von Billie, eines des Saxophonisten. Der ist ein etwas zu spät gekommener … das Klavier ist vermutlich schon auf der Höhe, die anderen beiden haben keine grossen Namen, den Drummer kenne ich wohl gar nicht.
#9
clasjaz Meinetwegen. Die Orgel besonders, das Arrangement aber finde ich nicht so großartig. Und mit diesen Sachen kommst Du dann ja dann im zweiten Teil noch hundertfach, Schuft.
Das ist dann der zweite von den dreien, bzw. der dritte auch schon. Mir gefällt die Scheibe, die nie wiederaufgelegt wurde, sehr. Für das Stück hier habe ich mich auch entschieden, weil es eines der kürzeren ist, aber doch auch, weil ich’s toll finde.
#10
clasjaz Eben, eher so kann ich solche Stücke wie das vorige verstehen. Die Orgel zieht wunderbar an, durch; und da passt es sehr gut, dass noch ein paar Blasinstrumente dabei sind.
Ein Tenorsaxophon – und was für eins
#11
clasjaz Dieses ist hier nicht erlaubt. Ein Bass, der mir ungeheuerlich auf die Nerven geht. Das ist mir alles zu vorhersehbar. Und das Klavier ein Klimperklavier mit den üblichen Schönwünschakkorden. Und sag jetzt nicht, dass aber die Bläsermannschaft ein guter Mann sei – Tenor am falschen Ort zur falschen Zeit.
Für den Mann am Tenor war das der eine Moment am richtigen Ort zur richtigen Zeit – mehr hatte Fortuna für ihn nicht vorgesehen. Aber als Sideman wirkte er bei einigen grossartigen Dingen mit und ich wollte ihn hier vorstellen. Wie die Herren in #8 und #10 ist das ein Mann, der vermutlich nicht sehr originell war, der aber seine Stimme hatte – und man soll sich ruhig mal anhören, was wer zu sagen hat.
Meinen Kommentar zum Klavier schrieb ich oben schon hin.
#12
clasjaz Dies ist eine Überleitung zum zweiten Teil, ja? Hier ist der Rhythmus konzentriert.
Ja, ein kleines Inter-Outerlude oder so
Die mich aber so verzaubert, wie vorgarten, gerade vom Rest des Albums getrennt.
clasjaz Im zweiten Teil bin auch schon, irgendwann dachte ich, immer dasselbe Stück zu hören. Jubelst Du uns da etwas unter? Es gibt ein paar schöne Begräbnismusiken.
Nein nein … aber es gibt natürlich ein paar intendierte Verknüpfungen und viele, die zufällig entstehen – oder auch nicht
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 (Teil 1) - 19.12.2024 – 20:00; #159: Martial Solal (1927–2024) – 21.1., 22:00; #160: 11.2., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba