Re: The Beatles vs. The Stones

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gipetto
Funk 'n' Punk

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Ein interessanter Faden mit teilweise großartigen Argumentationen – seien diese im musikhistorischen Kontext oder auch emotional begründet. Beide Gruppen gehören unbestritten zum mit Abstand Besten, was der Rock-/Pop-Sektor jemals hervorgebracht hat und es ist mehr als wahrscheinlich, dass es ähnliche Phänomene in der heutigen, in der breiten Masse leider niveaulosen Musiklandschaft nie wieder geben wird.

Eigentlich bin ich kein Freund dieser unsäglichen „entweder … oder“-Debatten. So habe ich in den 90er Jahren – um mal ein Beispiel aus der Zeit zu nennen, die selber bewusst erlebt habe – auch den damaligen Zwang, entweder Oasis oder Blur vollständig ablehnen zu müssen, nie nachvollziehen können*.

Meine Stimme habe ich hier dennoch den Beatles gegeben, da diese in ihrer kurzen und komprimierten Karriere ein Kreativitätsfeuerwerk ohne gleichen abgebrannt haben und de facto jeglicher Output essenziell, wegweisend und der restlichen Musikwelt immer einen Schritt voraus war. Totalausfälle und Füllmaterial (auf Albumlänge) sucht man absolut vergebens. Zudem hat mich die Musik der Beatles ab meiner frühen Jugend durch mein ganzes Leben begleitet, somit besteht auch eine starke emotionale Bindung.

Mit den Stones habe ich mich nicht so tiefgehend beschäftigt wie mit den Beatles, habe aber einen guten Überblick über deren Gesamtwerk. Bis einschließlich EOMS (mit Ausnahme der schlechten Sgt. Pepper-Anbiederung) erachte ich auch die perfekte Fusion aus Rock n´ Roll und Blues der Rolling Stones ebenfalls als essenziell, wenn auch bei weitem nicht so bedeutsam im musikhistorischen Kontext (aber es geht ja nicht nur darum). Danach hat man es aber verpasst, sich einen würdevollen Abgang als große Legende zu bereiten. Dass Jagger, Richards & Co. noch heute die Rockopas geben und sich wohl auch in 10 Jahren noch im Rollstuhl auf die Bühne karren lassen werden, mögen andere bewundernswert finden – ich sehe das etwas anders.

Subsumierend kann ich sagen, dass ich persönlich mit der Musik der Stones die besseren Parties, großartige Exzesse und sorglose Gesellschaft verbinde. Die Beatles dagegen sind für mich wie ein persönlicher Schatz, wie eine innige Beziehung – etwas ganz besonderes, das auch oft im stillen Kämmerlein seinen Glanz verbreitet und mit vielen Situationen in meinem Leben in enger Symbiose steht.

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* ich präferiere Blur, die eindeutig das höhere künstlerische Level und eine stete musikalische Entwicklung hatten, wohingegen Oasis nach den ersten beiden grandiosen Alben ihr Pulver bereits verschossen hatten, sieht man von diversen weiterhin hervorragenden B-Seiten einmal ab.

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"Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)