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Vielleicht liegt der Schlüssel zu allem in dem einen Satz, der sich durch dieses Werk zieht: „There’s some things I just can’t tell you ‚bout, honey.“ Im Kontext der Platte ist das so schillernd, aufgeladen und vieldeutig, dass es mich umhaut. Manche Dinge sind unaussprechlich, kann er bedeuten – aber auch schlicht, dass Roberts’ Großmutter für vieles die Worte fehlen und es deshalb einer Nachfahrin bedarf, die Ausdrucksmittel für die Lebenserfahrungen der Vorgängergenerationen findet. Und fast steckt in der herausgehobenen Präsentation dieses Satzes auch ein, um’s hochgestochen auszudrücken, musikpoetologisches Programm: Es geht um eine große „Erzählung“, die über das rationale oder auch einfühlende Verbalisieren individueller, kollektiver, biographischer, historischer, sozialer Erfahrungen weit hinaus geht und zu einer erweiterten Sprache aus Worten, Zitaten, Assoziationen, musikalischen Motiven, Improvisationen, sinnlichen Klang-Erinnerungen findet.
Für mich ist das Gegengeschichtsschreibung, kulturelle Selbstbehauptung, Erweiterung künstlerischer Ausdrucksrepertoires, Denkfreude kitzelnde Konzeptkunst und pure Hörlust weckende Musikalität in einem – wenn es zu Coin Coin ein begleitendes Buch nebst Ausstellung gäbe, ich würd’s lesen und anschauen.
Mich würde brennend interessieren, was genau der Tenor da immer singt, aber ich versteh’s nicht. Wer kann helfen?
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