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AntonyDas verwundert mich auch, das sie in manchen Momenten schon eher ausgelassen und beschwingt klingt, obwohl die historische Aufarbeitung ihrer familiären Identität mit all den Hindernissen, die bis in die 60er des 20. Jahrhunderts noch allgegenwärtig waren, nun wirklich kein leicht zu konsumierender Stoff ist. Man findet bei ihr auch sehr oft diesen Gospelbezug, auch in den schwersten Momenten dem Leben Gelassenheit und eine gewisse Grundfreude abzugewinnen. Ein gewisses Maß an Spiritualität spielt da sicherlich auch eine Rolle, aber ich möchte mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Verwunderlich finde ich das eigentlich nicht – Roberts ist eben keine Protestsängerin. Manche Passagen hat freilich der Gesamtsound verschluckt (ich wäre manchmal froh, wenn sie ihre Texte beilegen würde), aber dennoch lässt sich die Linie ihrer künstlerischen Vision doch gut erkennen, finde ich. Im ersten Teil verarbeitete sie etwa in [I]„Bid‘ em in“ einen Song von Oscar Brown Jr., in dem es – grob zusammengefasst – um die Versteigerung von Sklaven geht, fünfzehnjährige Mädchen, die sich als „darn good breeder“ sehr gut anbieten würden. Es beginnt allerdings schon damit, dass diese grenzenlose Perversion fast gelassen, frei beobachtend besungen wird; eine tatsächlich beschwingte A capella Nummer, deren Tiefen man gar nicht wahrnimmt, wenn man nicht richtig hinhört. Ich verstehe Roberts mehr als Erzählerin, eine Anklage gibt es in ihren Alben nicht – die Personen, die in diesen Geschichten zum Hörer sprechen, leiden und sterben, aber sie bleiben hoffnungsvoll bis zum Tod – unsterblich, wie die Zeile „Mississippi is a beautiful place“ in „Thanks be you“ immer wieder gesungen wird; und ebenso, wie Roberts das Album mit einem Satz enden lässt, der ihr Schaffen auf einen Nenner bringt: „Do not weep for me“
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Hold on Magnolia to that great highway moon