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BrundleflyDie musikalischen Einschätzungen vom captain sind äußerst vorhersehbar: Er mag nichts, was nur im Entferntesten sozialkritisch sein könnte oder eine Attitüde hat. Und wenn dann die Musik noch über das übliche Strophe-Refrain-Schema hinausgeht und ein paar Blogs über den Künstler berichten, kommen dann noch der „Kunstkacke“-Vorwurf und der Hype-Verdacht hinzu.
Nun, ganz so vorhersehbar wie deine Postings sind meine Einschätzungen dann aber doch nicht. Dass du es immer noch versuchst, mich als Deppen darzustellen, der nur Strophe-Refrain-Herzschmerz-Musik hört, ist aber schon wieder irgendwie süß. Und die Böhsen Onkelz haben auch ne Attitüde. Macht sie das besser? Wann lernst du eigentlich mal, dass es keine Kunst ist, eine Attitüde zu haben. Das haben auch Idioten. Und, mein Gott, sozialkritisch. Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? Wir leben doch nicht mehr im 18. Jahrhundert, wo der Künstler den dummen Menschen die Welt erklären musste. Und wer sich von Musik politische Aufklärung erhofft… Na ja. Lassen wir das. Ich freue mich schon auf dein nächstes Posting.
IrrlichtUnd das ist doch einfach nicht Sinn der Sache. Es geht ja nicht darum, zu demonstrieren, dass man mehr weiß. Ich fände nur, dass eine Frage wie „Was haltet ihr von Gesang im Jazz?“ oder „Um was geht es denn bei Coin Coin?“ einfach diskussionfördernder sind, als irgendwelche kruden Vermutungen anzustellen und damit einen Flächenbrand auszulösen. Das bringt einfach nichts, außer das wieder alle entsetzlich genervt sind und daraufhin keiner mehr Lust hat, den spannenden Platten, die der captain teilweise tatsächlich vorstellt, danach noch Beachtung zu schenken. Das ist ein ganz gnadenloses Eigentor und ich fände es schön, wenn er das vielleicht mal überdenkt.
Es geht doch gar nicht um Wissen. Ich habe (etwa überspitzt) meine Meinung zu dieser Künstlerin gepostet. Mit einer Einschätzung die so durchaus zu teilen ist. Dass ich dann hier angegriffen werde, ist doch nun wirklich nicht meine Schuld. Ich fand die Musik von MR teilweise wirklich ganz gut, diese Spoken-Word-Elemente fand ich dann aber einfach öde. Wirklich so Ursula-Rucker-Style – und die fand ich eben schon auf dem Lyricist-Lounge-Sampler öde. Mehr habe ich nicht gesagt. Es wird aber so getan, als hätte ich Gott persönlich beleidigt. Das ist auch irgendwie keine Diskussionskultur.
weilstein“Zeigefinger-Spoken-Word“ ist schon eine andere Aussage als „ich mag Spoken Word Passagen nicht so“. Wenn Captain Kidd, der laut eigener Aussage Matana Roberts bis gestern überhaupt noch nicht kannte, innerhalb von ein paar Minuten ein so komplexes Werk einschätzen und bewerten kann, ja, es sogar als belehrend empfindet, halte ich es durchaus für legitim mal nachzufragen, wo genau der Schuh drückt.
Ich meine, du kannst so ein komplexes Werk wie ihr neues Album sogar einschätzen, ohne es gehört zu haben. Da frage ich mich dann, was das überhaupt für ein Schuh ist, der da ganz gewaltig drückt.
redbeansandricenaja, eigentlich gibt es ja in diesem Fall nicht viel zu diskutieren, er mag spoken word nicht und findet deshalb, dass die Musik auf Coin Coin Ch 1 so ist wie AEC mit nervigen Spoken Words drüber… das ist mE eine vollkommen legitime Position (man kann viel Zeit damit verbringen, sich erstmal in Ruhe mit dem AEC zu befassen, zB) – bloß halt keine, aus der heraus man viel interessantes über Coin Coin sagen kann… dass sich dieser Austausch nicht ohne ein „Schönen Tag noch“ über die Bühne bringen lies, ist allerdings in der Tat ein bisschen traurig…
Den „schönen Tag“ hätte es nicht gebraucht, okay. Aber warum werde ich hier auch gleich angemacht, wenn ich sage, dass sich Matana Roberts anhört, als würde Ursula Rucker über alte Art-Ensemble-of-Chicago-Platten „performen“? Das ist doch nur eine Beschreibung des Sounds. Und da kann es eigentlich keinen Widerspruch geben, weil es sich eben genau so anhört.
Und: Alles was ich in kurzer Zeit von ihr gehört und über sie gelesen habe, ließ mich zu dem Schluss kommen, dass das FÜR MICH einfach langweilige Sachen sind, die sie über den ganz zackigen Jazz drüber spoken-wordet. Wenn ich ein Album höre interessiert mich die Geschichte der Sklaverei einfach nicht. Und auch so nicht. Sklaverei ist übler Scheiß, der nie wiederkommen sollte. Mehr interessiert mich daran nicht. Sorry, nach Brundlefly macht mich das zu nem reaktionären Idioten, aber vielleicht habe ich das alles ja auch einfach schon zu oft gehört, vielleicht langweilt es mich nur noch.
Da halte ich es eben mit Peter Rühmkorf:
Wo nehmen die Leute bloß unentwegt
diese fremden Interessen her?
Soll ich mir in dieser Verfassung
etwa noch den Kopf über China zerbrechen?
Davon haben doch beide Seiten nichts
Und irgendwann hat man dann vielleicht verstanden, dass Unterdrückung scheiße ist und man lässt anderen einfach ihre Meinung, solange sie keinen ernsthaft verletzt. Witzigerweise passiert das hier gerade nicht. Vielmerh wird mir meine Meinung abgesprochen, obwohl sich das Werk von Matana Roberts wohl eindeutig gegen Unterdrückung ausspricht. DAS ist auch ne Kunst, muss man schon sagen. Ist das reversive Dialektik? Oder einfach Wein saufen und Wasser hören? Wer weiß es schon…
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