Re: bft#13 – vorgarten

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Ich habe nur zu ein paar wenigen Stücken was zu sagen:

#1

raymond scott: egyptian barn dance (rehearsal). aus: “the music of raymond scott – reckless nights and turkish twilights” (columbia 1992).

Wenn ich ganz frech drauf los geraten hätte, hätte ich vielleicht sogar drauf kommen können. Raymond Scott ist nämlich neben Duke Ellington Don Byrons zweiter Bezugspunkt auf dessen BUG MUSIC. Ich hatte das ja sogar so ungefähr in die richtige Periode eingeordnet und mein Verdacht, dass es sich um Filmmusik handelt, oder zumindest um Musik, die man gerne dafür verwendet hat, war auch nicht falsch. Ich habe BUG MUSIC gerade nicht zur Hand, meine mich aber zu erinnern, dass Byron in den liner notes auch davon spricht, dass Improvisation in der Musik von Scott nichts verloren hatte. Er schreibt ebenfalls, dass Soli auch beim frühen Ellington oft aufgeschrieben waren, lobt aber gleichzeitig die Frische und – was Raymond Scott betrifft – lustige Exotik dieser Musik. Recht hat er! Und RECKLESS NIGHTS AND TURKISH TWILIGHTS ist ein toller Titel!

Die Beau Hunks klingen auch witzig. Was gibt es auf diesem Plattencover eigentlich alles zu sehen?

#7

pat bowie & charles mcpherson: feeling good. aus: feelin’ good! (prestige 1965).

Ich kenne ja nur dieses einzige Stück von Pat Bowie und das auch nur aus einem ganz anderen Zusammenhang (eine [I]hippe Compilation, die ich mal in der Grabbelkiste gefunden habe). Das finde ich aber sehr schön und in sofern kann ich die Schmähungen nicht nachvollziehen. Mag sein, dass anderes nicht so gelungen ist, aber FEELIN‘ GOOD ist für mich eine runde Sache mit Hit-Potential. Leicht und elegant. MY CHERIE AMOUR? Warum eigentlich nicht? Vielleicht bewegte sich Pat Bowie irgendwo im Grenzbereich von Jazz und Pop, oder hätte es tun sollen. Dagegen ist eigentlich nichts einzuwenden.

#13

karin krog & niels-hennig oersted pedersen: here’s that rainy day. aus: the down beat poll winners in europe – open space (mps 1969).

(…)

weil es so schön ist, hier noch mal friedrichs video von krog und pedersen, fast 10 jahre später, mit dem gleichen standard. mehr im kommenden karin-krog-thread.

Das ließ sich sehr leicht googeln und leider zeichne ich weder für Karin Krogs Brille noch ihre Haartracht verantwortlich. Aber toll, oder? Auf jeden Fall ist KK sehr originell, kess und cool, und das schon fast etwas demonstrativ. Was hätte aus der werden können, wenn sie Amerikanerin wäre? Aber vielleicht kann so ein Gewächs auch bloß abseits des Getümmels gedeihen, wo man etwas Distanz zur und damit einen anderen Blick auf die Szene hat.

Unglaubliches Cover!

#16

masabumi kikuchi trio: willow weep for me. aus: feel you (paddle wheel 1993).
masabumi kikuchi (p), james genus (b), victor jones (dm).

ha! kennt den hier wirklich niemand?

Ich kenne Masabumi Kukuchi! :-) Und – Du wirst mich kreuzigen! – ich hatte sogar mal eine Platte von ihm. Konnte mich aber nicht mehr daran erinnern. Ich glaube es war TETHERED MOON: FIRST MEETING. War wohl eine Phase, in der ich auf sehr sprödes und verschrobenes Zeug stand. Vermutlich hat dann aber die Übersättigung eingesetzt, das Pendel schwang in die andere Richtung und ich mochte die Platte nicht mehr hören. Schande über mich!

„Originell, verschroben, nicht zu fassen, irrlichternd“ – das kann man wohl kaum besser ausdrücken. Eine eigenartige abwechselnde Dehnung und Stauchung von Zeit. Sehr eigen, offenbar nur seinem eigenen Rhythmus folgend. Manchmal hört sich das so an, als würde er gleich einschlafen, aber im nächsten Moment scheint er über die eigenen Beine – bzw. Hände – zu stolpern. Klingt zwar einerseits obercool, man muss sich andererseits aber auch ein gutes Stück darauf einlassen. Vielleicht hatte ich damals dazu keine Lust mehr? Jetzt finde ich es wieder faszinierend.

Wundert mich, dass der seine Begleiter damit nicht in den Wahnsinn treibt.

#18

the players association: how do you like it. aus: born to dance (vanguard 1977)

Das ist so ziemlich das Gegenteil von Masabumi Kikuchi: fett, feurig, und voll auf die Eins! Praktizierte extrovertierte Lebensfreude. Darf man wohl auch nicht unbedingt unter Jazz-Gesichtspunkten bewerten. Das macht mir Spaß, wenngleich ich es nicht sooo originell und herausragend finde. Für einen DJs ist es dabei sicher aber auch nicht zuletzt wichtig, dass das Stück ziemlich obskur und damit noch nicht abgedudelt ist. Nichts ist ja uncooler als eine Platte, die der andere DJ auch hat! Earth Wind & Fire kannste ja nicht auflegen, die waren ja schon damals uncool! ;-) Disco-Funk auf hohem Niveau, der auf der Tanzfläche aber sicher zündet. Und darauf kommt es an!

Und auch von mir vielen Dank für diese Mischung!

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)