Re: bft#13 – vorgarten

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vorgarten

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kammermusik. zwei duos, zwei trios. auch wenn redbeans den nur bei #15 gehört hat, spielt der raum hier überall mit.

#13

karin krog & niels-hennig oersted pedersen: here’s that rainy day. aus: the down beat poll winners in europe – open space (mps 1969).
karin krog (voc), niels-henning oersted oedersen (b).

hinter dieser luftigen skizze eines sehr schönen standards steckt ein etwas schräges projekt, von joachm ernst berendt mit bürkratischem ehrgeiz (oder marketingverständnis?) angeregt, während des berliner jazzfestivals exekutiert und von lufthansa gesponsert: die gewinner eines europäischen jazz polls werden zu einer band zusammen gestellt – wobei nicht das instrument, sondern offenkundig das herkunftsland das kriterium war. so stehen da die hervrorragenden vertreter des norwegischen, dänischen, belgischen, deutschen, französischen und englischen jazz zusammen auf einer bühne herum und legen los. das klingt aber eigentlich alles sehr hübsch. frei, meistens. aber auch konzentriert, wie in diesem fall, wo die beteiligten ein sehr gutes gespür füreinander haben. krog hat ja ein sehr umfassendes verständnis von dem, was stimme kann – sie hat blues gelernt, aber auch indischen gesang, sie interpretiert text und wechselt zwischen singen und sprechen. eigenartig wie immer ist ihre etwas metallische tonfärbung, die sie gerne in eine etwas unterkühlte erotik zu transformieren weiß.

weil es so schön ist, hier noch mal friedrichs video von krog und pedersen, fast 10 jahre später, mit dem gleichen standard. mehr im kommenden karin-krog-thread.

#14

marty ehrlich: lament (in passing). aus: the welcome (sound aspects 1984).
marty ehrlich (fl), anthony cox (b).

ich besitze genau ein album von marty ehrlich – dieses debüt, auf dem außer ihm und cox auch noch pheroan ak laff mitspielt. alles, was ich daran schön und ernsthaft finde, habe ich schon versucht zu beschreiben. darüber hinaus fand ich es einen reizvollen kontrast (eine ergänzung?) zum bassduett zuvor.

#15

hayden chisholm, matt penman, jochen rückert: nearness. aus: MT3: nearness live (eigenvertrieb, 2013)
rec. at loft, cologne, pt.3 of 13 VIEWS OF THE HEART’S CARGO.
hayden chisholm (as), matt penman (b), jochen rückert (dm).

ich habe keinen wirklichen überblick über die diversen projekte von chisholm, 1975 im schönen otahuhu in neuseeland geboren, schüler von frank gratkowski, von dem ich im letzten bft mal ein klarinettenstück vorgestellt habe. ich mag diese tradition sehr gerne und auch dieses trio um den international geschätzten jochen rückert und den anderen neuseeländer penman. eigentlich gehört da noch nils wogram dazu, dann heißt die band root 70 und macht ein etwas verkopftes, mikrotonal organisiertes retrozeug (trotzdem ganz hübsch oft).
nun gibt es also eine 13-cd-box, von der ich nur diese trio-aufnahme geordert habe – und von der ich hin und weg bin.

#16

masabumi kikuchi trio: willow weep for me. aus: feel you (paddle wheel 1993).
masabumi kikuchi (p), james genus (b), victor jones (dm).

ha! kennt den hier wirklich niemand? auch nicht die merkwürdigen piaf-/hendrix-/weil-/tosca-potpourriprogramme, die er mit gary peacock und paul motian zusammen zerlegt hat (projektname „tethered moon“)?

kikuchi ist absolut originell, verschroben, nicht zu fassen, er kann sensibel helen merrill begleiten und dann standards so dekonstruieren, dass niemand auch nur einen hauch davon wiedererkennt. in einem tollen interview, dass ethan iverson mit ihm über seine karriere geführt hat, kommen nebenbei die vielen mentoren, helfer, mitspieler ins spiel: von mingus bis miles, von jarrett bis elvin jones und gil evans. natürlich ist bley ein rieseneinfluss. aber ich finde ihn schon sehr eigen. toll ist auch dieses kurze videoporträt über ihn.

diese cd habe ich irgendwo mal gefunden, sie scheint recht schwer zu kriegen zu sein. mit jones hat kikuchi helen merrill begleitet. er ist etwas zu solide für kikuchis irrlichtern, finde ich.

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