Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › bft#13 – vorgarten › Re: bft#13 – vorgarten
drei mal kornett, einmal flügelhorn, alles wirkliche stars für mich – und ihr seid ihnen nicht mal ansatzweise nahe gekommen…
#9
dennis gonzález: interlude: gecka. aus: dennis gonzález yells at eels – cape of storms (ayler records 2010)
dennis gonzález (co).
gonzález ist eine große entdeckung für mich, allerdings ist die noch nicht allzu lang her und deshalb kenne ich noch gar nicht so viel. ein äußerst komplett ausgebildeter musiker, der aber die eigenart hatte, sein ganzes leben in dallas zu verbringen, wo ihn zwar immer wieder kollegen auf der durchreise besuchten, wo er aber auch in der peripherie der jazzentwicklungen ziemlich ungehört vor sich hin strahlte. auf kleinen labels gab es in den 70ern und 80ern tolles zeug mit charles brackeen, andrew cyrille, carlos ward, später auch mal was mit englischen und norwegischen musikern und die erste aufnahme von henry grimes nach seinem wiederauftauchen (nile river suite). aber dann machte gonzález ein paar jahre pause.
zurückgekehrt ist er vor einiger zeit mit der neuen band yells at eels – die neben ihm aus seinen beiden söhnen aaron (b) und stephan (dm, vib) besteht. die sind auch auf diesem suite-artigen album am werk, zusammen mit louis moholo und dem tenorsaxophonisten tim green. es gibt freie ensemble-, dazwischen aber auch tolle solostücke, die als interludes fungieren. es gibt wahrscheinlich noch viel tolleres von gonzález, aber das hier war für mich der einstieg, der mir mit sehr lässiger geste gezeigt hat, was dieser musiker kann.
hier ein kleines video der familienband.
#10
wayne horvitz – butch morris – robert previte: after all these years. aus: nine below zero (sound aspects, 1987).
wayne horvitz (synth), butch morris (co), bobby previte (synth).
tja, das war wohl ein kleiner rohrkrepierer. von butch morris, dessen ton und stilles feuer ich sehr bewundere, gibt es wenig dokumente, da kam mir diese presigekrönte aufnahme ganz recht. was horvitz angeht, wusste ich nie, ob der nur interessante sachen macht oder wirklich spielen kann (ersteres würde ja auch durchaus reichen). dass previte hier marimba spielt, diente natürlich kaum seiner identifizierbarkeit.
#11
taylor ho bynum & thomas fujiwara: keys no address. aus: live at WFMU 3.3.2009
taylor ho bynum (co), thomas fujiwara (dm).
man kann wohl sagen: zwei zentrale figuren des aktuellen jazz.man kann leichter aufschreiben, mit wem sie nicht spielen als mit wem sie spielen (von cecil taylor bis matana roberts). bynum ist ein schüler von braxton, fujiwara von alan dawson, zusammen haben sie u.a. zwei soloalben aufgenommen – im kontext des letzten, STEPWISE, ist dieser live-im-studio-besuch erfolgt.
der steht zur freien verfügung – viel spaß:
http://blog.wfmu.org/freeform/2009/03/taylor-ho-bynumtomas-fujiwara-duo-live-at-wfmu.html
#12
eddie henderson: emotions. aus: mahal (capitol, s.f., 1978).
eddie henderson (flh), julian priester (tb), bennie maupin (sax), ray obiedo (g), hubert laws (fl), herbie hancock (synth, ep), paul jackson (b), bill summers (perc), howard king (dm), john bowen (programming).
das hat mich jetzt echt gewundert. da wird quasi „nebenan“ über das hancock-boxset geplaudert und man erkennt hier 2/3 des mwandishi-sextets nicht, inklusive hancock selbst! gut, MAHAL ist aber auch ein spezialfall, außerdem sind ja mit jackson und summers auch schon die hälfte der head hunters dabei.
eddie henderson hat mich in dieser experimentellen hancockband immer interessiert als die warme, akustische seele des ganzen. ich habe irgendwann festgestellt, dass ich seien ton auch woanders wiedererkenne – bei shepp, sanders, joe chambers und anderen postbop- und z.t. retro-aufnahmen. also ließ ich mich auch nicht abschrecken und kaufte mir sein gefürchtetes MAHAL (allmusic spricht von der „butterfly“-version auf diesem album als „disco desaster“). es gibt auch wirklich besseres, mwandishi-ähnlicheres von henderson aus dieser phase, mal in der rare-grooves-serie von blue note wiederaufgetaucht, mal unter dem namen anderer mwandishis in anderen kontexten produziert. irgendwie haben ja alle, maupin, priester, hancock, nach einem setting für ihre ideen gesucht und sind dabei eher herumgeirrt als angekommen. mit den head hunters kann ich ja nichts anfangen – aber die anderen versuche, experiment, funk, kommerz und aura zusammenzubringen, höre ich immer wieder gerne.
der miles-einfluss bei henderson ist natürlich unüberhörbar. aber hier, in diesem quasi-popsong, der nichts mehr als eine melodie hat, kommt er ihm wirklich beängstigend nah.
--