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und jetzt:
oder so.
#6
meirelles o os copa 5: solo. aus: o som (philips/dubas música brazil, 1964).
j.t. meirelles (ts, fl), pedro paulo (tp), luís carlos vinhas (p), ? (g), manuel gusmão (b), dom um romão (dm).
joão theodoro meirelles ist sicherlich eine ganz wichtige figur in der brasilianischen musik. dieses album habe ich auch schon mal kurz vorgestellt in unserem „jazz & brasil“ thread – als beispiel für tatsächlich brasilianischen jazz. nur: diese kategorie ist eigentlich absurd, den so weit liegen nord- und südamerika nun wirklich nicht auseinander. zur gleichen zeit, als die byrds, getzes, dorhams usw. gerade die samba in die USA brachten, holten die schon immer sehnsüchtig sinatra und cool jazz bewundernden brasilianer alles, was sie brauchten, nach brasilien. meirelles hat in boston musik studiert, bevor er wieder nach rio zurück ging. andere – wie mendes, deodato, powell sind auch ständig hin und her gepilgert. O SOM ist ein meilenstein des sogenannten „samba-jazz“ – byrd und getz nahmen vorher schon „jazz samba“ auf.
der drummer, dom um romão, ist da noch mal eine andere kategorie. klar, der hat später mit adderley und bei weather report (und blood, sweat & tears) gespielt, aber in den frühen sechzigern ist er verantwortlich für einige der am härtesten und treibendsten swingenden mpb-alben von elis regina, die er eigentlich entdeckt hat.
#7
pat bowie & charles mcpherson: feeling good. aus: feelin’ good! (prestige 1965).
pat bowie (voc), charles mcpherson (as), tommy flanagan (p), all hall (b), osie johnson (dm)
ich weiß nicht genau, was diese dame aus der babykleidungsabteilung bei saks an der fith avenue hier in dieses prestige-studio gebracht hat – good looks? beziehungen? große ambitionen? angeblich haben ihre kolleginnen sie dazu überredet, gesangsstunden bei mildred davis zu nehmen und im algiers-club in new york aufzutreten, wo die record industry sie entdeckt hat (so die liner notes zu ihrem debüt OUT OF SIGHT! von jack mckinney, 1965). wie auch immer – sie versucht sich hier als song stylistin: sie will was aus dem material machen, während ihre entspannten kollegen unglaublich elegant einfach spielen. etwas verzweifelt werden sie zitiert: „she sure can sing!“ (osie johnson). als müsse man das beweisen. der text der twofer-edition ist da etwas nüchterner: „these two albums didn’t really become classics. despite this fact, they make for a very pleasurable listening experience.“
pat bowie verschwand danach von der bildfläche – man weiß noch nicht mal, ob es nicht doch noch irgendwelche aufnahmen von ihr gibt.
was hier jedenfalls sehr schön gelingt – wie sich ihre helle, klare stimme gegen das retrobluesgetränkte sax von charles mcpherson abhebt. vielleicht hätten ihre produzenten weniger auf nummer sicher gehen sollen und die beiden „my cherie amour“ aufnehmen lassen sollen, für das mcpherson auf ewig ein held für mich bleibt.
#7
shirley horn: softly as in a morning sunrise. aus: embers and ashes (stere-o-craft 1960).
shirley horn (p), joe benjamin(b), herbie lovelle (dm).
das debüt von shirley valerie horn. auf diesem einen stück hier ohne gesang. bevor miles davis sie „entdeckte“. eine unglaublich eigenständige stimme im jazz, die unbeirrbar immer ihr eigenes ding gemacht hat, ob nun jemand sie gefördert, aufgenommen, auf tour geschickt hat oder nicht. der wunderbare jean-philippe allard hat sie für verve france später ins rechte licht gesetzt, aber sie hätte es wohl weniger nötig gehabt als ihre kolleginnen carter, lincoln und merrill. die öknonomie ihres gesangsstils ist viel gerühmt worden – ob sie auch eine gute pianistin ist, war mir nie so klar. durch einen hinweis von gypsy habe ich dieses erste album entdeckt, das ich grandios finde – und doch so typisch. ich glaube, man hat hier sehr genau die stärken und schwächen ihres piano-zugangs herausgehört. ganz sicher ist sie keine nina simone, die sich aus zwei komplett originellen vokal- bzw. instrumentalstilen zusammensetzt. alles bei horn ist ökonomie, eleganz und verbundenheit. und das hier das erste von vielen auf tonträger festgehaltenen phänomenal eingespielten shirley-horn-trios.
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