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clasjazNach einigem weiteren Hören noch ein paar Eindrücke, Antworten zu Einzelnem, und einmal mehr: toller bft.
vielen dank, freut mich sehr.
clasjazDas muss ein sehr exponierter Platz sein, wenn er die Töne nicht auseinandernehmen kann – oder wahrscheinlich eher: will. Jedenfalls, dieses Marimbaspiel gefällt mir auch nach etlichem Hören immer noch sehr; ich frage mich gerade bloß, ob das Klavier nicht von Anfang an etwas zurückhaltender spielen sollte, ich meine, weniger Töne, aber deutlichere. Womit ich mich irgendwie im Kreis drehe, aber wie sagtest Du bei anderer Gelegenheit: Musik, zu der man tanzen könne, sei nie zu verachten.
das war wohl der exponierteste nebenplatz überhaupt in der jazzgeschichte, darauf konnte man eigentlich nicht unbeschadet sitzen bleiben. ich habe mir das auch noch mal angehört hier und finde das eigentlich sehr sparsam, was das klavier in der begleitung macht (das solo finde ich grandios). sicherlich hätten leute mit mehr anschlagseleganz, jones, flanagan, garland, diese stützakkorde tänzerischer untergebracht, aber ich weiß auch nicht, warum man sie bei dieser tonal unverrückbaren marimba überhaupt braucht.
clasjazIch glaube, Clouseau – ob der übrigens geraucht hat, weiß ich nicht, will ich doch stark hoffen – würde inzwischen reichlich irritiert sein von diesen in die Luft gerufenen Wows (und das macht mir diese Nummer gerade zum Pendant zu Nr. 18), oder was das sein soll. Das passt schon für das Stück, aber irgendwie diese Nummer mit der Marimba aus Nr. 2 zu verbinden, fände ich ganz nett. Aber das hast Du ja gemacht!
ich glaube, das sind eher „ouaouhs“ und keine „wows“.
clasjazMein Favorit unter den beiden Gitarristen ist ganz klar der hier. Aber auch das Stück ist mir näher – ich habe ja bisher mit Gitarre und Orgel eher wenig zu tun, obwohl ich nicht mehr ganz im Sumpf stecke und das hier könnte ich mir zu allen möglichen Gelegenheiten vorstellen. Auf das Lungern kam ich auch deshalb, weil das ein Tune ist, der etwas von einem hübsch universalen „Na und?“ an sich hat. Ginge aber auch auf einer Hochzeitsfeier, sofern die Kathedrale angemessen gewählt würde.
finde ich perfekt beschrieben. ich habe das von einer dieser typischen „nerds legen vinylschätzchen in einer kneipe auf und niemanden störts“ veranstaltungen mitgenommen.
clasjazDas war so gemeint, dass die Religiosität durch die Technik hergestellt wird – es sich für mich so anhört, als ob Produzent, Tontechniker und Monsieur l’Artiste sich so einig sind über Klischees der Empfindung wie noch kaum jemals (was jetzt auch eine Übertreibung ist). Dieses komische Zwitschern … das Schlagzeug wie mit Induktionsherd-Platten, die man nie wieder sauber bekommt, wenn man sich einmal verkocht, so gelackt.
ich glaube, so ernst haben die das alle nicht genommen. der schlagzeuger konnte wahrscheinlich auch nicht anders. trotzdem war man sich natürlich sehr sicher, auf allen ebenen. (erfolglos.)
clasjazDas bleibt mein liebstes Stück, das Gegenteil zu Nr. 12, die völlig andere Musik mal beiseite gelassen. Es ist mir beim Hören ganz nebensächlich, ob man das „besser“ spielen könne, die verlorene Invention, ja, in ganz einfacher Schönheit berückt mich und der Weg, der da gegangen wird, ohne beobachtet werden zu müssen. Wenn man dann doch nicht ganz allein ist, wie mit diesem Bass …
das scheint die geister hier zu scheiden – bzw. rutscht in die lücke zwischen toll und egal. ich nehme es sehr ernst, du offensichtlich auch.
clasjazSound vs. Erzählung … den Unterschied verstehe ich womöglich nicht richtig. Großes Bild vs. Entfaltung von Einzelheiten? Wahrscheinlich ist mein Problem hiermit, obwohl es sich ja in Grenzen hält, dass mir dieser Sound einfach abstrakt bleibt. Ich kann das, was sie da machen, nachvollziehen, aber eher so wie ein Opa im Sessel.
kann gut sein, das mit der abstraktion. sound ist natürlich ein unmittelbarer, statischer reiz; in der erzählung geht man mit, vielleicht noch nicht mal unmittelbar, und versteht hinterher erst die pointe (für sich). es gäbe natürlich noch die möglichkeiten der kombination – die sind hier allerdings nicht ausgeschöpft (dem pianisten fällt ja sehr schnell nichts neues mehr ein, das ist aber wahrscheinlich kein problem für ihn).
clasjazMich zieht Bergman immer wieder einmal in seine Nähe, wegen seiner fixen Ideen. Ich wage es nicht, wirklich zu empfehlen, aber wenn doch, dann vielleicht die jüngere „Luminiscence“ auf Tadzik, gegenüber früheren Soloalben fast gemäßigt, aber eben daher kam meine Frage, ob er das hier sein könne. Ein Trio mit Greg Cohen, b, und Kenny Wollesen, dr, die ich sonst gar nicht kenne. John Zorn ist auf einem Stück zu hören – sehr reiner Klang, nicht spektakulär, wenn auch eindringlich, dennoch auch er etwas gemäßigt, aber rein. Und Klezmertöne, natürlich, ständig bei Bergman, als sei das der Kern seiner fixen Ideen …
dem gehe ich mal nach. ich kenne ja thomas borgmann ein bisschen und der war immer voller bewunderung.
clasjazUnd wenn Du dann bei der Auflösung zu Krog ein, zwei Dinge empfiehlst, ja?
sehr gerne, vielleicht sogar einen schnellen thread. dann müsste ich aber endlich mal die surman-sachen angehen. ein sampler mit sachen der mir zuvor völlig unbekannten sängerin hat mich mal aus einer veritablen krise geholt, weil ich so bewundert habe, wie man sich die welt so sexy und abgeklärt zurecht machen kann.
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