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Anonym
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Nach einigem weiteren Hören noch ein paar Eindrücke, Antworten zu Einzelnem, und einmal mehr: toller bft.
vorgartendas ist eine marimba und ob dieser herr darauf einen besonderen klang erzeugen kann, weiß ich leider nicht – gypsy aber vielleicht, der mehr von ihm kennt. das thema ist bekannt, aber nicht aus filmen. war clouseau eigentlich raucher? von diesem klavier zu verlangen, seine töne mehr auseinanderzunehmen, hätte ihm wahrscheinlich das besondere und den exponierten platz genommen, auf den es sich später in der jazzgeschichte gesetzt hat. aber umstritten war das wohl immer.
Das muss ein sehr exponierter Platz sein, wenn er die Töne nicht auseinandernehmen kann – oder wahrscheinlich eher: will. Jedenfalls, dieses Marimbaspiel gefällt mir auch nach etlichem Hören immer noch sehr; ich frage mich gerade bloß, ob das Klavier nicht von Anfang an etwas zurückhaltender spielen sollte, ich meine, weniger Töne, aber deutlichere. Womit ich mich irgendwie im Kreis drehe, aber wie sagtest Du bei anderer Gelegenheit: Musik, zu der man tanzen könne, sei nie zu verachten.
ja, ein paar sportfreunde in der sonne. andrew hill und auch die anderen pianisten auf seinem ersten label haben die hier wahrcheinlich rauf und runter gehört. aber ich kann da nur mutmaßen. könnte sich clouseau nicht auch hierhin verirrt haben?
Ich glaube, Clouseau – ob der übrigens geraucht hat, weiß ich nicht, will ich doch stark hoffen – würde inzwischen reichlich irritiert sein von diesen in die Luft gerufenen Wows (und das macht mir diese Nummer gerade zum Pendant zu Nr. 18), oder was das sein soll. Das passt schon für das Stück, aber irgendwie diese Nummer mit der Marimba aus Nr. 2 zu verbinden, fände ich ganz nett. Aber das hast Du ja gemacht!
weiche gitarre, harte absicht – sehr schön! und wohl treffender als das lungern. gypsy hat sich nicht beirren lassen und ist ihm schon auf den fersen.
Mein Favorit unter den beiden Gitarristen ist ganz klar der hier. Aber auch das Stück ist mir näher – ich habe ja bisher mit Gitarre und Orgel eher wenig zu tun, obwohl ich nicht mehr ganz im Sumpf stecke und das hier könnte ich mir zu allen möglichen Gelegenheiten vorstellen. Auf das Lungern kam ich auch deshalb, weil das ein Tune ist, der etwas von einem hübsch universalen „Na und?“ an sich hat. Ginge aber auch auf einer Hochzeitsfeier, sofern die Kathedrale angemessen gewählt würde.
ein zusammentreffen dieses pianisten hier mit hill stelle ich mir gerade vor. ob die sich was zu sagen gehabt hätten? ob sie überhaupt die gleiche sprache zur verfügung hatten? das wäre mal eine rechercheaufgabe für redbeans und gypsy, ob da einer mal über den anderen in einem blindfoldtest geredet hat. die sängerin ist, von den beiden fotos her, die ich kenne, in ihrer herkunft undefinierbar, etwas afroamerikanisches ist aber dabei. new york stimmt, was die aufnahme angeht. in chicago hat sie allerdings wohl gelebt, in evanston geboren und aufgewachsen. „she sure can sing“, wird der bassist in den liner notes zitiert, als müsse das nochmal betont werden.
Nach allem, was zu der Sängerin hier gesagt wurde, weiß ich natürlich immer noch nicht mehr, aber: sie bleibt mir phantastisch. Und der Pianist hätte sich dann wohl doch mit Hill angeschwiegen und dieser sich, aber wer weiß. Um das zu weitertreiben, fände ich es interessant, wie Hill die sanften Ausklänge gespielt hätte, die hier doch sehr nah am Ohr der Sängerin sind. Hätte Hill nur drei, vier Töne gegeben und sie allein gelassen? Sehr gespannt bin ich, wer hier singt.
hier wird nichts mehr gesucht, hier wurde schon alles gefunden und muss nur noch in die welt.
Sehr schön! Und umso schöner, wenn es immer öfter so ist, das „Hinaus-in-die-Welt“ und sie nicht dagegenboxt.
das ist ein zwischenspiel und greift vielleicht deshalb was auf, leitet über und bereitet vor. wobei vorher keine lyrik war und nachher kein bop. ich finde den weg, den dieses instrument in diesem stück zurücklegt, sehr richtig und mit großer zwangsläufigkeit entwickelt. ein im stillen schillernder musiker ist das, der etwas abgeschieden mit sehr vielen farben malt.
Also hören wir das ja sehr ähnlich, nur das Wort und Faktum „Zwischenspiel“ fiel mir nicht ein. Aber ja!
gut. diesen dissenz hatte ich erwartet und lasse ich mal so stehen. die schönheit dieses tons taucht allerdings bei jedem tontechniker und unter jeglichem materialwust klar hervor. und wie meinst du das mit der religiosität?
Das war so gemeint, dass die Religiosität durch die Technik hergestellt wird – es sich für mich so anhört, als ob Produzent, Tontechniker und Monsieur l’Artiste sich so einig sind über Klischees der Empfindung wie noch kaum jemals (was jetzt auch eine Übertreibung ist). Dieses komische Zwitschern … das Schlagzeug wie mit Induktionsherd-Platten, die man nie wieder sauber bekommt, wenn man sich einmal verkocht, so gelackt.
als sentimentaler musiker ist der hier gar nicht bekannt, aber ich höre das ganz genau so. das ist in meiner theorie eben das, was vom jazz in dieser zeit übrig blieb, als alle sich anderen tönen zuwandten und die clubs und die meisten studios sich diesen beiträgen nicht mehr öffnen wollten. man spielt ein bisschen trarig weiter, (fast) allein und im dunkeln – und landet in ganz einfacher schönheit und niemand kriegt es mit.
Das bleibt mein liebstes Stück, das Gegenteil zu Nr. 12, die völlig andere Musik mal beiseite gelassen. Es ist mir beim Hören ganz nebensächlich, ob man das „besser“ spielen könne, die verlorene Invention, ja, in ganz einfacher Schönheit berückt mich und der Weg, der da gegangen wird, ohne beobachtet werden zu müssen. Wenn man dann doch nicht ganz allein ist, wie mit diesem Bass …
verstehe ich alles sehr gut. ich höre das eher als sound, weniger als erzählung. die entwicklungen sind doch nicht allzu komplex. das zusammenspiel finde ich auch nicht so besonders – der bass geht mir oft zu sehr einen engeübten weg. aber im klang finden sie was & zusammen.
Sound vs. Erzählung … den Unterschied verstehe ich womöglich nicht richtig. Großes Bild vs. Entfaltung von Einzelheiten? Wahrscheinlich ist mein Problem hiermit, obwohl es sich ja in Grenzen hält, dass mir dieser Sound einfach abstrakt bleibt. Ich kann das, was sie da machen, nachvollziehen, aber eher so wie ein Opa im Sessel.
vorgartenes gibt wirklich viele pianisten der free-ecke, die von den großen immer unbeabsichtigt in die peripherie verdrängt werden – meiner hier gehört dazu, der im oktober verstorbene bergman sicherlich auch, dann gibt es ja noch gräwe (den ich nicht mag), crispell, chris abrahams – vielleicht auch der aus #17. bergman ist schon seit ewigkeiten auf meiner interessensliste.
Mich zieht Bergman immer wieder einmal in seine Nähe, wegen seiner fixen Ideen. Ich wage es nicht, wirklich zu empfehlen, aber wenn doch, dann vielleicht die jüngere „Luminiscence“ auf Tadzik, gegenüber früheren Soloalben fast gemäßigt, aber eben daher kam meine Frage, ob er das hier sein könne. Ein Trio mit Greg Cohen, b, und Kenny Wollesen, dr, die ich sonst gar nicht kenne. John Zorn ist auf einem Stück zu hören – sehr reiner Klang, nicht spektakulär, wenn auch eindringlich, dennoch auch er etwas gemäßigt, aber rein. Und Klezmertöne, natürlich, ständig bei Bergman, als sei das der Kern seiner fixen Ideen …
Und wenn Du dann bei der Auflösung zu Krog ein, zwei Dinge empfiehlst, ja?
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