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lieber gypsy, vielen dank für deine tollen kommentare – ich wollte dir mit dem bft keine schlaflose nacht bereiten! schön jedenfalls, dass du den meisten stücken etwas abgewinnen konntest und sehr freut mich deine euphorie über #15.
wenn ich das richtig sehe, hast du zwei sachen schon herausgekriegt, das ist weniger, als ich dachte. #8 war klar, darauf bin ich sowieso nur durch dich gekommen.
gypsy tail wind#1 –
ein sehr nachvollziehbarer kommentar! ich dachte, es wäre vielleicht ganz lustig, mit einem verspieler zu beginnen.
aber das ist schon „echt“, auch wenn ich nicht GANZ genau weiß, von wann das ist.
gypsy tail wind#2 – Wundervoll! Marimba, ja? Das Liedchen klingt bekannt, aber ich habe keine Ahnung, was es ist – ich tippe mal auf ein Filmthema aus der Mitte der Sechziger? (…) Dann noch ein kleines Klaviersolo … zuviel der Arpeggi, das ist etwas dick aufgetragen, aber nach dem kargen Klang des Marimbas ist das ein schöner Kontrast. Auch das Klavier klingt irgendwie vertraut …
(…)
das etwas wirr gestapelte Pianosolo passt perfekt ins Bild, das ist schon sie mit den drei Namen? War meine erste Begegnung mit dem Herrn, nur weil ich der (CD-Reissue) Reihe nachging und guckte, was es da noch so alles gab – inzwischen habe ich einiges von ihm da, aber ein solches Album ist kein zweites dabei (die CD ist in Griffweite, leg ich nachher wohl noch auf! Yeah!
das hast du ja mittlerweile herausgekriegt (ich dachte, das wäre eine härtere aufgabe…) und findest es offensichtlich so charmant wie ich. aber „dick aufgetragenes“ klaviersolo, gar „wirr gestapelt“ kann ich natürlich nicht gelten lassen! natürlich ist sie der grund, warum ich das hier drin hab, der leader war mir bis dato überhaupt nicht bekannt. ich finde es erstaunlich, wie sehr sie hier schon ihr ding macht (das war ihr debüt), andererseits wurde sie von ihrem späteren ehemann auch in genau dieser band entdeckt und als passend für seine eigenen musikalischen welten befunden. ihre arpeggien, so finde ich ja immer, „umspielen“ nicht, sondern machen die tonale grundlage komplexer, ziehen ambivalenzen ein. aber tatsächlich ist das hier zu „klein“, um wirklich viel hinein zu lesen…
gypsy tail wind#3 – Woher kommt schon wieder der Groove, den Klavier und Bass spielen? Langsam macht sich wohl mein Jahr in Jazzferne doch etwas bemerkbar … der Gesang und die Bongos sind nicht so meins, das Klavier ist hübsch, die Trompete schrammt knapp an Fingernägeln auf Wandtafel vorbei, aber irgendwie läuft immer was, das mich bei der Stange hält – etwa das Tenorsaxophon, das sich äusserst gekonnt ins Geschehen schlängelt und seinen Weg sucht … ach so: „Cantiga para Meu Pai“, da kommt der Groove her … doch, das Stück gefällt mir – Repeat (ach was, gleich nochmal ganz vorn vorn!)
ich weiß nicht genau, ob es deine jazzferne (haha) ist, die die einordnung erschwert, oder die jazzferne des stücks. bei #2 hast du schon von liedchen gesprochen, und das ist wohl – weniger pejorativ formuliert – ein bisschen der rote faden dieses bfts und trifft auch vor allem auf #3 zu – vieles hier sind themen, die mir nicht mehr aus dem ohr gehen, ganz unabhängig davon, was die bewegung der einzelnen stimmen mittendrin daraus machen.
gypsy tail wind#4 – CTI-Land? Oder wenigstens Creed Taylor-Territorium … toller Bass, einmal mehr, bei sowas denke ich erst mal an Wes Montgomery, aber der Sound der Gitarre erinnert mich dann irgendwie eher an Grant Green, passt aber von den Linien, dem Vibrato/Tremolo-Zeugs (Jim Hall?) her auch nicht, die Attacke ist ebenfalls zu scharf (für Hall sowieso!), der Ton zu dünn (und zu kühl für Hall) … hmmm, wenn die Gitarre „singt“ gefällt’s mir hier nicht sehr, da sind auch nachher hinter dem Tenorsax zuviele klischierte Licks drin – aber irgendwie macht das doch Spass, klingt nach ein paar Minuten wie ein schwächerer Moment von … hmmmm, muss ich schon wieder die Klappe halten? Nö, das ist nicht Gil Evans, klingt alles eher so nach Sebesky-Fliessband, aber schlecht gemacht ist das nicht, irgendwie macht mir die Nummer trotz allem Spass!
ok, da musst du dich offensichtlich sehr überwinden, um das ein bisschen zu mögen. ich bin auch gar kein fan dieses herren, das hier war aber eine kleine überraschung für mich. und das stück finde ich in seiner kürze und den bläserakzenten sehr catchy. alles, was du an seinem gitarrenstil beschreibst, kann ich zu 100% nachvollziehen. CTI, evans, sebesky, creed taylor sind aber die völlig falschen dampfer. der tenorist könnte einen vielleicht auf andere gedanken bringen (aber den hat man normalerweise auch anders im ohr).
gypsy tail wind#5 – Yeah! Da ist die klare Linie, das ist die Schule von Billy Bauer, Tal Farlow, Johnny Smith … aber mit etwas mehr grit. Ich dachte vorhin schon an diverse Leute, Gabor Szabo oder so, aber nö, ich glaub heiteres Namen-Raten macht wenig Sinn, das ist nicht mein Territorium. Insgesamt ist der vierte Track interessanter, aber die Gitarre hier gefällt mir viel besser.
ja, das ist toll, oder? hier war ich mir nicht sicher, ob das nicht ohne mein wissen auf diversen lounge-samplern drauf ist. „grit“ ist richtig, szabo eine gute referenz, aber falsch. nur soviel: dieser gitarrist behauptet im albumtitel etwas zu sein, was er nun wirklich nicht ist.
gypsy tail wind#6 – Noch ein Liedchen, das vertraut ist und ich komme nicht drauf … die Klavierakkorde im Intro haben wieder diesen leicht impressionistischen Touch, der mich an Gil Evans denken lässt (der ja damals auch tatsächlich solche Dinge gemacht hat, etwa ein Album mit Astrud Gilberto).
kann mir nicht vorstellen, dass man die komposition kennen könnte. aber das ist hier in einem bereich angesiedelt, der sich traditionell durch eine ganz eigene verbindung von melodie & rhythmus auszeichnet. ich bin ein ausgesprochener fan des drummers.
gypsy tail wind#7 – Die Michael Bublé-Version ist das zum Glück nicht (danke dafür) Tolles Lied!
die bubbelversion kenne ich nicht und möchte ich auch nicht kennen. mich wundert: kein euphorieschub angesichts dieses wahnsinnig toll umspielenden saxophons?
gypsy tail wind#8 – Schönes Intro … ein Lieblings-Standard von mir, mit dem man immer punkten kann! Ach was … dann kommt noch „Dear Old Stockholm“ dazwischen, das ist jetzt etwas zuviel der Pastiche, zum Glück folgt dann doch das richtige Thema! Tight, toller Bass, schöne Drums mit den Besen, satter Groove, gefällt mir, erinnert im eng-gestrickten an Trios wie jenes von Ahmad Jamal. Und ist nach dem langen Intro viel zu kurz! (Repeat … Repeat …)
Okay, ich glaub ich hab’s rausgekriegt, sorry konnte es einfach nicht lassen, ein so tolles Stück! Und hochverehrt natürlich, weisst Du ja! Muss ich also wieder mal eine Kröte schlucken und den ollen PD-Piraten ein paar Eurozlotys rüberrücken, damn!
Verdammt tight der Groove – eine wundervolle Überraschung, danke sehr! Der Bassist ist klasse, einer dieser Leute, die überall mitmachen konnten und stets eine mehr als gute Figur abgaben (ich glaub ich darf hier einen Link einfügen zu einer Scheibe, auf der er mir ganz besonders gut gefällt, das sollte nicht zuviel spoiler sein, oder? http://www.allmusic.com/album/preminado-mw0000691033).
den bassisten kenne ich gar nicht, muss ich mal weiterverfolgen. ansonsten war hier natürlich mein anliegen (abgesehen von diesem standard, an dem ich mich auch nie satthören kann), jemanden mal anders wahrzunehmen als so, wie man es gewohnt ist. bei den kollegen von organissimo gab es ja auch mal ein klavierstück von nina simone, die man aber auch als pianistin sofort heraushört, wie ich finde. alles, was hier musikalisch passiert, finde ich völlig überzeigend und gelungen, abgesehen vom rapiden ausblender. freut mich, dass du das auch so siehst. ich bin durch einen deiner posts dazu gekommen, mal die lücken in dieser diskographie aufzufüllen.
gypsy tail wind#9 – Trompete solo … schön! Wenigstens eine Stelle hörte ich, wo ich einen ruppigen Edit vermute? Neulich habe ich endlich „Kulture Jazz“ zum ersten Mal gehört (hatte sie nicht im Gestell bis vor kurzem), aber das hier ist was ziemlich anderes … klingt neuer und zugleich älter, ein paar Anklänge an Bebop (und recht früh mal an St. Thomas, nicht?) … für Lester Bowie zuwenig flamboyant, aber wohl auch eher jüngeren Datums? Schön, wie der Ton brüchig werden darf, die Luft, die Mikrotöne, das gefällt mir besser, je länger es dauert
keine trompete (überhaupt in diesem teil des bft). den edit höre ich auch nicht. der vergleich zu smith liegt nahe, der herr hier ist ungefähr gleichen alters (naja, eine zweistellige jahreszahl liegt schon dazwischen), die aufnahme ist tatsächlich nicht allzu alt. aber smith finde ich viel verkopfter und seinen ton auch dünner und nicht so farbig. für mich war der herr hier eine große entdeckung im letzten jahr und ich hatte hier mehr euphorie erwartet. ganz toll finde ich, wie er sich so leicht im raum bewegt bzw. mit den mikrophone spielt. aber auch sonst wäre das für mich hier ein höhepunkt.
gypsy tail wind#10 – Schöne neue Plastic-Welt … E-Piano und Marimba? Ach, und dann die erlösende Trompete … what the hell? Das Ding wird irgendwie hypnotisch, wie sanitized Balafone … sehr seltsam, und grad darum: Repeat, mal wieder. Nein, das Ding perlt mir zu sehr, das zieht beim zweiten Mal vorüber, ohne meine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
schade, ich kann mich hier willenlos in hypnose begeben. ich glaube, das drumherum ist alles e, aber: alles ist live eingespielt, ohne overdubbs. war einfach keine gute zeit für synthesizer. aber auf diesen herrn, der hier luft durch metall bewegt, lasse ich nichts kommen – obwohl es verdammt schwer ist, etwas zu finden, wo er sich mal ins schlaglicht traut.
gypsy tail wind#11 – Und nun wieder Musik, schön! Sehr toll! Ich habe eine Vermutung, aber wenn es das ist, was ich meine, gehört das Ding endlich auf die Einkaufsliste und ich habe es tatsächlich noch nicht! Das Stück hat jedenfalls Ohrwurm-Qualität und der Trommler ist spitze! Aber nein, ich glaube meine Spur ist falsch … und es fuchst mich, dass ich das nicht zu kennen scheine!
diese anschaffung wird billig, soviel kann ich sagen. ansonsten warte ich nochmal mehr rückmeldungen ab.
gypsy tail wind#12 – Time After Time? Nicht ganz … das Ding entwickelt einen irgendwie perversen Reiz. Die Keys sind wieder völlig entdreckt, aber der Groove passt dann irgendwie doch.
hier befürchtete ich den ersten forumsverweis. aber du siehst es auch so: wir haben es hier mit einem perversen reiz zu tun. von wem die keys sind, wird dich wundern – das ist eine furchtbar schlecht beleumdete platte mehrerer ansonsten sehr geschätzter musiker. ich mag sie sehr gerne und vor allem dieses „liedchen“, das ja über eine themenerkundung nicht hinausgeht.
gypsy tail wind#13 – „Here’s That Rainy Day“ … der Rahmen, das Duo von Stimme und Kontrabass, lässt mich erstmal an Sheila Jordan denken, aber nein, das ist sie nicht. Repeat und Repeat … ich komme nicht drauf, das Ganze gefällt mir sehr gut, die Stimme an sich etwas weniger.
interessant, dass du darauf nicht kommst. ich finde sie viel interessanter und klarer als sheila jordan (die auch toll ist, oft, keine frage). beide haben sehr gerne duette mit bassisten eingespielt, teilweise mit den gleichen. diese aufnahme hier ist ziemlich obskur.
gypsy tail wind#14 – Noch ein Duo … schöne Sache! Der klare Ton … Dolphy? Nein, das ist jünger, aber Dolphy gehört hat, wer immer hier die Flöte bläst. Gefällt mir, ohne mich spontan umzuhauen, aber ich glaub langsam setzt die Müdigkeit ein …
nicht dolphy, aber natürlich dolphyesk. ich liebe das stück und das ganze album und rate zum wiederhören im wachen zustand.
gypsy tail wind#15 – Nein, keine Müdigkeit, die ist hier gleich wieder weg – wundervoll! Der Ton erinnert ein wenig an Lucky Thompson – aber nein, das ist ja gar kein Sopran sondern ein Alt – wow! Muss ich mehr davon haben! Klasse, wirklich, die feinen und doch nie eintönigen Drums, der warme Sound des Basses und das unglaubliche Saxophon … ich sollte den wohl erkennen? Von der ganzen Stimmung erinnert mich das Stück z.B. an die tolle Trio-Scheibe von Bobby Jones auf Enja, dieser warme, fette Groove, Bennie Wallace konnte sowas auch, aber wie Jones ist das ein völlig anderer Saxophonist. Neben #8 die schönste Entdeckung, bin extrem gespannt auf die Auflösung! (Repeat, natürlich! Und diesmal ist schon bei den ersten Tönen klar, dass das ein Altsaxophon ist – aber was für ein unfassbarer Ton!)
ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr mich das freut. ja: unfassbarer ton, wahnsinnig tolle band. nicht bennie wallace. habe in einem anderen bft mal seinen lehrer vorgestellt. aber mehr verrate ich nicht.
gypsy tail wind#16 – „Willow Weep for Me“ … noch ein fetter, warmer Groove! Und davor ein schönes Bass-Intro, das behutsam heranführt. Aber das ist wohl viel neuer, als ich zuerst dachte … gefällt mir aber auch beim dritten Durchgang noch sehr gut. Das Gestöhne und die auschweifenden Linien beim gleichzeitigen Festhalten am Groove lassen an Jarrett denken, aber der hat das Stück anscheinend echt noch nicht aufgenommen? Jedenfalls ist das eindeutig ein Trio, das sich in Bezug setzt zu Vorangegangenem, der Bassist spielt mit der Bass-Tradition, das ist alles verdammt gut gemacht, aber irgendwie ist es eben doch auch (nur) Zitat, dünkt mich wenigstens.
tja, neben jarrett (und elvin jones) gibt es eben noch einen berüchtigten grunzer. zitat ist hier gar nichts, übrigens. der herr wählt eigenartige grundlagen für seine exkursionen aus, solch ein klassischer standard ist ungewöhnlich, aber sein spiel gehört für mich immer zum originellsten, was ich im pianobereich kenne. ich liebe den willow-song ja, egal, von wem. auch das, was hier davon übrigbleibt.
gypsy tail wind#17 – Dreckiges E-Piano … das ist doch viel schöner als die aufpolierten Sounds in #10, nicht? Gefällt mir gut, zieht aber am Ende doch etwas vorüber, muss ich auch gleich mehrmals hören (nach einem ersten Mal #18, den ich dann nach dreimal #17 auch nochmal reinziehe … so schlimm ist er gar nicht, im Gegenteil, und irgendwie passt er ja sogar nach #17 doch nicht schlecht) … doch, der Track gefällt, aber das scheint mir Musik zu sein, von der ich mehr hören müsste, ein ganze Album oder einen Konzertmitschnitt, um wirklich ein Gefühl dafür zu entwickeln.
ja, dreck. untergund. und waldspaziergang, eigenartigerweise. ein merkwürdiges teil. weiß selbst nicht, ob mir das gefällt. aber dann hört man das immer und immer wieder und irgendwann gehört es dazu. von diesem menschen war hier noch nie die rede, glaube ich. ich kenne auch nicht viel mehr von ihm (es gibt aber viel mehr, wovon du wahrscheinlich einiges kennst).
gypsy tail wind#18 – Das ist nun nicht meins – mein erster Gedanke geht zu Earth Wind & Fire, die mir aber immer klanglich etwas zu clean waren …
ne, das ist schon new york und nicht chicago. aber populär waren die ganz woanders. wobei: populär ist hier ein großes wort. dieses ding hier, in entsprechender lautstärke, ist ziemlich effektiv und bleibt bei einem, wenn man nicht aufpasst. dass ich hier mal ein stück präsentiere, bei dem diese mir eigentlich verhassten solisten auftrumpfen, hätte ich mir vor einem halben jahr auch noch nicht gedacht.
puh, viel arbeit, solch ausführliche, gute kommentare zu beantworten. hoffentlich schreckt das jetzt nicht wieder einige allein durch die länge ab.;-)
danke nochmals!
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