Re: Bill Callahan ~ Dream River

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irrlicht
Nihil

Registriert seit: 08.07.2007

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pinchWunderbar beschrieben. Und zugleich sehr persönlich und dadurch eben subjektiv (was sonst).

Ich glaube, Monroe hat in erster Linie Probleme mit endlos schwadronierendem Sermon, wo dann vom Hundertstel ins Tausendstel gegangen und das Elend zum Kult erhoben wird (überspitzt formuliert, no offense!). Ich finde es ebenfalls in höchstem Maße unangenehm, wenn man für den Kern einer Aussage 10000 Zeichen bemüht statt bspw. 100. Das macht dem Skribenten sicher Spaß, dem Leser ist es oft ein Grauen.

Mag sein. Aber im Ernst: Was würde der Menschheit fehlen, wenn man immer nur das Allernötigste geschrieben hätte und den tieferen Unterbau einfach ausblenden würde. Ich finde es schon notwenig, von Mal zu Mal die Geschichte von Dingen näher abzutasten, verstehen zu wollen, warum mancher Ton eben genau so klingt, wie er klingt. Stell Dir vor, die großen Literaten etwa hätten nur geschrieben „Sie waren verliebt und am Ende stirbt einer“ oder „Er war krank, konnte sich nicht entscheiden und wurde wieder in die Heilanstalt eingeliefert“. Man kann jetzt einwenden, dass keiner hier ein Literat ist, aber die besten Texte, die ich hier bisher lesen konnte, sind doch stets die, die über die offensichtlichsten Dinge hinausgehen und sich bemühen, die Musik von der Wurzel an zu verstehen. Manchmal mag dabei reichlich Gefasel herauskommen, oft aber auch nicht.

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Hold on Magnolia to that great highway moon