Re: Prinz Porno/Prinz Pi

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IrrlichtWas „disqualifiziert“ daran, Harry? Ich sehe in Pis Aussagen eher die Feststellung, dass es ein Feld in der Kunst gibt und geben muss, das abseits von Battlelyrics, Disstracks und Verschwörungstheorien steht; das persönlich und intim ist und das sich auszuloten lohnt. Dass er seine Neueinspielungen „Hallo Musik“ titelt, finde ich dabei sogar ganz charmant, vor allem, wenn man die Aussagen miteinbezieht und dann nicht umhinkommt festzustellen, dass er mit der Aussage, dass eine Band, die auf jede Regung eingeht und damit einen gleichbleibenden Drumcomputer verstauben lässt, durchaus recht hat. Ich würde das nicht so bierernst sehen (zumal er auch eine Reihe älterer Tracks für die Neuaufnahmen ausgewählt hat).

Obgleich ich das Naidoo Feature „Aura“ (den Track) eigentlich ganz gerne mag, bin ich immer für eine Session mit „LMS“, „King of Rap“ und „Pimplegionär“ zu haben; unerreichte Klassiker des stillosen, aber trotzdem stilsicheren Prollraps. Dass man als Federführer so etwas aber irgendwann nicht mehr gerne mit sich herum trägt, geschenkt (zudem spielt Savas gerade etwa „LMS“ ja auch heute noch live) – ich kanns schon verstehen. Wenn man als Künstler immer nur auf die alten, derben, mal dummen, mal gekonnt niveaulosen Texte und Gedanken reduziert ist und bleibt, muss das frustrieren. Lernt man dazu, biedert man sich an, hat man Erfolg, ist man Kommerz. Es ist ein ewiges Kreuz.

Wobei der beste Texter des Landes ja weiterhin aus Berlin kommt, aber psstt… ;-)

Du beziehst mir das zu sehr auf die Texte. Mir ist ein gut produziertes und gut gerapptes Album mit unverkennbar eigenen Beats und Texten, die („nur“) vom Mütterficken handeln, weitaus lieber, als dieses Einerlei, das sich seit einigen Jahren an der Oberfläche des deutschen Raps ansammelt. Immer die gleichen Produzenten, immer die gleichen Features. Konsequent aus den USA importiert, wie das gesamte Genre. Außerdem bietet mir Prinz Pi auch keine Gedanken, die mir eine neue Sicht eröffnen. Er ist kein Ice Cube, der mir mit „Death Certificate“ eine fremde Lebensweise plastisch darstellen kann. Und was soll dieses Kokettieren mit der Hipsterscheiße? Oder weitere Fettnäpfchen in Interviews:

„Genau. Guckt mal eure Turnschuhe an. Das ist amerikanisches Design. Und die Musik, die in den letzten sechzig Jahren wichtig war, kam auch aus Amerika.“ (Prinz Pi)
http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/rapper-prinz-pi-haelt-vertretungsstunde-in-einer-schulklasse-a-896598.html

Großbritannien war also popmusikalisch vollkommen unbedeutend? Aha. Aber „Hallo Musik“, wa? :roll:

Und du hast Recht: Mach One. Der bringt nächste Woche übrigens eine Compilation raus, die Samplerbeiträge und Internet Exclusives versammelt. „Puzzlestücke“.

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