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Danke für den Hinweis und für das Zitat zu den Sängerinnen … das ist etwas, was ich auch als aktiver Opernbesucher nie begriffen habe: warum die Rollenverteilung von Gut/Böse, Siegerin/Verliererin bei den Frauenstimmen immer zu Ungunsten der tieferen, mir meist viel naheren Stimmen ausfiel. Aber das scheint ja wohl in den meisten Fällen einfach so zu sein …
Übrigens, zur „Zauberflöte“, da ich vorhin die Aufnahme von Böhm gehört habe: sie gefällt mir sehr gut, das Ensemble passt, das Orchester ist fein, alles sehr ausgewogen. Aber im Gegensatz zu den Herren – Wunderlich, Fischer-Dieskau, Crass, auch Hotter als Sprecher – überzeugen mich die Damen wirklich nicht sehr, die Pamina von Evelyn Lear wächst zwar ein wenig mit der Zeit, die grosse Arie im zweiten Akt ist gut, aber die Königin der Nacht von Roberta Peters fesselt mich nicht, die lange erste Arie finde ich sogar sehr grenzwertig, die zweite dann passabel bis gut – aber nicht fesselnd, und das müsste sie sein, bewegend, packend, was auch immer … das sind keine Arien, die einfach so im Ebenmass vorüberziehen sollen.
Fazit ist also wohl, dass mir die 1951er-Aufnahme aus Salzburg von Furtwängler lieber ist (Lipp und Seefried sind viel überzeugender, Greindl, Dermota und Kunz allesamt ebenfalls sehr gut), auch wenn der Klang dort nicht gut ist.
Die Suche nach einer klanglich guten und auch sonst überzeugenden „Zauberflöte“ geht also los … hat jemand Hinweise, Empfehlungen?
Wenn ich auf operone.de durch die Aufnahmen scrolle, scheinen mir die Kandidaten am ehesten Folgende zu sein:
– Böhm (Decca 1955 – Lipp, Güden, Berry, Simoneau)
– Klemperer (EMI 1964 – Popp, Janowitz, Berry, Frick, Crass, Gedda)
Und falls Karajan, dann wohl EMI 1950 (Lipp, Seefried, Kunz, Dermota).
Die Mozart-Box von Klemperer kommt also wohl auch mal auf meine Einkaufsliste. Und bei Böhm mit den Wienern stelle ich mir – auch ohne Wunderlich – irgendwie vor, dass es etwas beschwingter sein könnte? Zudem Sieht mir die Damenbesetzung da vielversprechender aus … Simoneau gibt wohl einen weicheren, lyrischeren Helden ab als Wunderlich, aber das ist ja nicht zwingend schlecht.
Dann der „Figaro“ … da bin ich von der Kleiber-Aufnahme (Decca 1955) ziemlich angetan – ein äusserst ausgewogenes, bis in die kleinen Rollen feines Ensemble, und ja: ein sehr beschwingtes Orchester. Della Casa gefällt mir deutllich besser als Schwarzkopf in der Giulini-Aufnahme, die mir insgesamt etwas wärmer, weniger ausgeglichen aber vielleicht auch etwas reicher an Höhepunkten scheint, dank Cossotto und Moffo vor allem, die mir da beide enorm gut gefallen, ich kenne sie sonst bisher noch kaum … sie gefallen mir besser als ihre – guten! – Pendants bei Kleiber (Gueden und Danco). Jedenfalls bin ich in Sachen „Figaro“ bedient, wenn da noch Klemperer hinzukommt, schadet das gewiss nicht (sieht mit Berganza und Hollweg auch nicht übel aus, auch wenn mir die meisten anderen Namen bisher noch nicht begegnet sind … aber das heisst ja nichts, ich fange ja erst mit all dem an).
Aber: verdammt, warum hat Krips diese beiden Opern nicht auch eingespielt? Kleiber ist wohl mit seinem „Figaro“ nicht so weit davon entfernt, aber Krips im „Don Giovanni“ ist doch in einer Klasse für sich, dünkt mich – da gibt es auch dieses unglaublich fein aufeinander abgestimmte Ensemble, aber eben auch die grossen Höhepunkte, die herausragen, ohne das Ganze aus dem Lot zu bringen.
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