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RoughaleIch bin damals auf PIL gekommen, weil Johnny nun mal der Messias der Punks war, obwohl er das gar nicht mochte und auch wenn die Musik sowas von anders war (also spätestens ab der Metal Box), mochte ich die Sachen irgendwie, weil es einfach authentisch klang, die machten was sie wollten, ohne irgendwelche Kratzbuckel vor der Plattenfirma oder den Radiostationen – das war eigentlich echter Punk „do what you want“-Style, nur haben das die modeverseuchten Punker kaum gerafft – aber egal.
Genau das reizt mich an den frühen PIL: Diese wir-haben-keine-Chance-aber-wir-nutzen-sie-und-es-ist-uns-wurscht-ob-euch-das-passt oder-nicht Attitüde. Was dabei raus kommt ist eine andere Frage.
Wie hast du die Metal Box gehört? Ich hatte damals die Erstausgabe, der Sound war der Hammer, besonders The Suit hatte einen Bass, den ich nie wieder so gehört habe, da hoppste einmal fast die eine Box bei mir vom Schrank und der Speaker ging auch irgendwann kaputt m- so und nur so muss man die Platte hören, die späteren Ausgaben hatten leider nicht mehr die Wirkung, was schade ist, weil ich Idiot die mal beio Geldsorgen verkauft hatte – wie doof man sein kann…
Ich höre Metal Box diese Tage ja zum ersten mal überhaupt und zugegeben in Form von bits und bytes. Der Sound, okay, sowas hatte man damals wahrscheinlich noch nicht gehört, wenn man nicht mit Dub vertraut war – und das waren wohl die wenigsten. Die Metal Box hört sich an wie ein Bastard aus Kraut und Dub mit Punk-Attitüde. Ich finde die Musik darüber hinaus aber manchmal etwas konturlos. Albatross ist doch 10 Minuten uninspiriertes Gedaddel, oder? Der Bass ist unendlich tief und die Gitarre unendlich scharf, aber ansonsten hat das Stück nicht viel zu bieten. Andere Tracks sind zwar besser, aber auf Flowers Of Romance klingen PIL viel konzentrierter und packender als auf Metal Box. Aber das ist ein Urteil, das ich aus einer sicheren Distanz von 35 Jahren – Schluck! – fälle, in denen schon sehr viel Wasser die Themse herunter geflossen ist und auch die Musik nicht stillstand.
Ich lese derzeit Johnny’s Biografie Anger is an Energy, ein Buch, das ich sehr empfehlen kann und seine Beschreibung der Entstehungen der PIL Alben hat bei mir einen kleinen Retro Effekt gehabt und daher habe ich mir die CD Version in derf kleinen Metalbox mal bestellt, sollte diese Woche eintreffen, sieht halt gut aus und die Second Edition CD habe ich nicht finden könne, bin sicher, dass die irgendwo rumsteht in meinem Chaos.
Ich habe mir die Plastic Box bestellt, die den größten Teil der PIL-schen Frühwerks enthält. Habe nach der Bestellung gelesen, dass diese Re-Issue wohl ein Opfer des loudness wars geworden ist. Mal hören …
Mein erste Begegnung mit Jah Wobble (den man auf FOR aber nicht mehr hört), war übrigens diese Zusammenarbeit mit Holger Czuckay und Jaki Liebezeit. (<--Klick!) Da klingt er wirklich toll und die Bassline ist unwiderstehlich.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)