Re: SCOTT WALKER – Bish Bosch

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tolomoquinkolom

Registriert seit: 07.08.2008

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Herr RossiUnd deswegen ist es keine Kunst? Weil Scott Walker in seiner Musik auch persönliche Alpträume verarbeitet? Wäre Kunst dann im Umkehrschluss ein Werk, dass von einem Künstler in größtmöglicher Distanz zum eigenen Ich erstellt wird? Das eine wie das andere ist in der Kunst selbstverständlich möglich. Bei Walker habe ich aber (streng subjektiv natürlich) nie das Empfinden, dass ich hier dichter an persönliche Abgründe herangeführt werde, als ich möchte. Das Problem habe ich z.B. mit Soap & Skin. Zwischen Walkers Werk und Walker selbst gibt es immer noch genügend Distanz.

Was die Fans bzw. Hörer angeht: Was wäre denn so ungewöhnlich daran, dass sie diese Musik anders verstehen, als möglicherweise vom Künstler intendiert bzw. dass sie es subjektiv mit Sinn aufladen. Ist das nicht auch ein Wesen von Kunst? Und wäre eine Kunst nicht langweilig, in der die „Aussage“ eines Kunstwerkes eindeutig und sofort lesbar wäre? Die keinen Spielraum für Interpretationen gäbe? Kunst ist letztlich Kommunikation und existiert nicht ohne die Rezipienten.

Wie hört man Walker richtig? Ich glaube nicht, dass ein Künstler zufrieden ist, wenn er nicht verstanden wird; dass das was er zu sagen hat gleichgültig ist und lediglich als Backvorschlag für interpretatorisches Herumkneten dient. Schließlich arbeitet er lange daran; manchmal Jahre. Kunst bzw. Kunstverdacht hin oder her: ich stelle lediglich in Frage, nicht fest. Und wer erklärt eigentlich Walkers Werk zu Kunst und mit welcher Begründung? Warten wir ab, was von den vorausgeeilten Bewunderern an weiteren Eindrücken zum neuen Album BISH BOSCH kommen wird und wie sie vielleicht begründen, was sie so hoch auf den Schild heben.

Bisher: auch ungehört (oder nur auszugsweiße) und bereits vor Veröffentlichung scheinen die heiligen Obladen bereits verteilt. Die in mehrjähriger Arbeit entstandene neue Bundeslade des ‘Meisters’ kann von Zauberlehrlingen und anderen Jüngern offensichtlich durch Ferndiagnose oder Handauflegen in kürzester Zeit durchdrungen und deren Gehalt als Meisterwerk erfasst werden. Bemerkenswerte Reflexe. Bisherige Äußerungen zu Scott Walker, BISH BOSCH und Exzerpte:

„hat mich sofort wieder“
„so wird mal eben alles vom Tisch gefegt, was in diesem Jahr in der Popularmusik zu hören war“
„Moderne Musik“
„nichts weniger als das beste Album aller Zeiten“
„Höchstwertung“
„Kunst ist auch dann zu goutieren, wenn man nichts damit anfangen kann“
„Strukturen der modernen Klassik/Neuen Musik werden in die entkernte Historie des Pop-Liedgutes verpflanzt“

Wer in diesen knierutschenden Gefangenenchor nicht einstimmen kann oder mag ist:

„ein kultureller Ignorant“
„grundsätzlich dumm“
„unkultiviert“
„verbohrt“
„nicht intellektuell genug“
„zu wenig tolerant“
„ein Opfer des manipulierten Massengeschmacks“
und hat überhaupt “eine falsche Herangehensweise”; gehört somit nicht zum erlesenen Zirkel derer, “die ihren Elitarismus aus der Zelebrierung des eigenen Unverständnisses gewinnen”.

Fröhliche Albträume!
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