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IrrlichtNatürlich ist Krach nicht Kunst nach dem Gleichzeichen und wenn einer auf Fleisch einhämmert, wird daraus nicht sofort Tiefsinn – aber man sollte Scott Walker doch über die Jahre etwas einzuschätzen wissen. Ich verstehe das, was der Mann seit vielen Jahren auf die Beine stellt, als eine Form von visueller Kunst der sehr eigenen Art. Wenn Walker von gehängten Leichen singt, hört man sie auch. Wenn von geprügelten Eseln die Rede ist, klagt das Tier schreiend und klagend aus der Szene. Wenn man der Person durch die dunklen Zimmer folgt, schürrt einem die dichtgewobene Instrumentierung die Arterien ab. Und wenn sich die Schwalbe aus der Hand vom Fenster erhebt und zu Fliegen beginnt, reduziert sich alles, was davor noch wirr und klaustrophobisch bedrückend war, auf einen einzigen, erlösenden Moment und entfaltet sich. „Hurz“ ist die Neigung Nichtigkeit zur Kunst zu stilisieren, das hier ist das Anliegen, das in Bild, wie Ton, wie Stimmung, wie spürbare Schwingung umzusetzen, was sich mit Worten allein nicht ausdrücken lässt.
Der einzige inhaltsbezogene und konstruktive Beitrag dieser „Diskussion“.
Man muss es nicht mögen, verstehen kann man es aber schon.
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"Wenn man richtig liest, löst man einen innerlichen kreativen Prozess aus. Die meisten Leser inszenieren einen Film. Weswegen es überhaupt kein Wunder ist und mediengeschichtlich konsequent, dass der Roman des 18. und 19. Jahrhunderts in die Erzählkino-Kultur des 20. Jahrhunderts übergegangen ist." (Peter Sloterdijk)