Re: blindfoldtest alex

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gypsy-tail-wind
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01 – Synthetic Doll – grausam. Wer macht denn sowas?!

02 – Pop-Pianotrio-Jazz – hab ich als ganzes Subgenre nie begriffen, sorry. Mich packt der Beat überhaupt nicht, zudem ist da von Beginn an zuviel Hochglanz dabei (Glockenspiel!). Und den Bass finde ich auch ziemlich lahm. Da hätte was werden können, aber es klingt mir alles zu gewollt.

03 – Toller Song! Kenn ich von Sinatra, Baker, Webster … ansonsten eher selten gespielt, leider. Ist mir im Piano etwas zu weich, die Rhythmusgruppe zu gelassen/souverän. Das dürfte jüngeren Datums sein (höchstens 20 Jahre).

04 – Der Song kommt mir auch bekannt vor, aber ich komme grad nicht drauf … der Groove gefällt mir hier besser, der Bass hat mehr Soul und Wumms, der Drummer swingt schön mit den Besen … schön, der faule, satte Groove, in den der Pianist sich spielt. Das gefällt mir! Oh nein, sklavische Rimshots … schade, überhaupt, wie klingt denn der Drummer, nachdem er die Besen weggelegt hat? Schade, das fällt dann etwas ab, finde ich – Peterson mit Durham?

05 – Hm, das ist für Dressurpferdchen … nicht schlecht, aber mit all den Wechseln und Spielereien wird mir das zuviel, ein „set piece“, das live sicher zu Begeisterungsstürmen geführt hat … dürfte das hier sein:
http://www.amazon.com/The-Lady-is-a-Tramp/dp/B0027JA6N8/
Garner ist natürlich klasse, sein Touch ist einmalig – aber manchmal gab er sich wohl etwas zuviel Mühe, was die ausgegklügelten Effekte und Arrangements betraf.

06 – Bill Evans, ja? Gomez geht mir auf die Eier am Anfang – ich mag ihn, aber ich brauche immer eine Weile, bis ich mich an ihn gewöhnt habe. Ist das von der neuen „Top of the Gate“ CD? Marty Morell? Eigenartig … ich finde den Drummer lahm (und manchmal fast arhythmisch), mag Gomez‘ Hyperaktivität nicht (wenigstens hier und jetzt), und Evans geht ja eh der rhythmische Drive, der Swing ab, in den Jahren … umso wichtiger war es eigentlich, dass die Rhythmusgruppe ihn drängte, trieb, so wie das etwa Philly Joe auf den Sessions für „California Here I Come“ tat … und das eigenartige: trotz all dem mag ich das Stück! Es ist halt doch Bill Evans … egal wie ich über ihn herziehe, er ist einfach gut! „Witchcraft“, ja?

07 – Hier grad im Vergleich ein toller Bassist … Ray Brown? „A Foggy Day in London Town“, schön, wie die Gitarre einsteigt. Jim Hall, ja? Von diesen kanadischen Live-Aufnahmen des OP-Trios? Schade, dass man sich bei der Aufbereitung dieser Aufnahmen nicht etwas mehr Mühe geben mochte. Ich kenne davon übrigens – immer in der Annahme, dass ich richtig liege – nur diese eine CD, ich glaub es gibt noch weitere, lohnen die auch? (Und ja, ich liege richtig, die Ansage am Schluss bestätigt es.)

08 – Das sollte wohl grooven … will aber nicht so recht, wenigstens zu Beginn – und im Fall des Drummers mit seinem obstinaten Shuffle überhaupt nie. Da werden Basie-Licks getürmt, sind das zwei oder vier Pianisten? Könnte eine Pablo-Session aus den Siebzigern sein, Bass mit Pick-Up aufgenommen leider … Basie/Peterson sind’s aber nicht, sonst wär ich grad recht enttäuscht und überrascht (auch davon, dass Louie Bellson einen so lausigen Beat gespielt hätte)? Ist mir alles etwas zuviel hier, live mag das funktionieren, mitreissen, aber ab Konserve packt es mich nicht recht.

09 – „Have You Met Miss Jones“, wohl Joe Pass solo?
http://www.amazon.com/Have-You-Met-Miss-Jones/dp/B000U8MVF4
Bin mir noch immer unschlüssig, was ich von diesen Sachen halten soll … Pass hatte einen wunderbaren Sound auf seinen frühen Aufnahmen, erstmals herausgestochen für mich ist er als Sideman mit Gerald Wilson (in der Mosaic-Box mit den Studio-Alben der GW Big Band), da hat er mich mehrmals richtiggehend umgehauen … auch deshalb steht seit kurzem sein eigenes Mossaic-Set herum, zu hören habe ich aber noch nicht begonnen. Die Aufnahmen aus etwas späterer Zeit überzeugen mich dann insgesamt weniger, sein Ton hat nicht mehr diese Eleganz und Schönheit irgendwie, ich weiss nicht genau, woran das liegt, aber die paar wenigen Sachen, die ich schon habe, reichen mir da wohl (von den Solo-Scheiben habe ich nur „Montreux ’77“ und auch das war ein Zufallskauf), ich werde mir lieber mal etwas von den Duos mit Ella holen (da hab ich noch kein Studio-Album, nur ein paar Live-Sachen).

10 – Hm … virtuoser World Jazz – Dino Saluzzi? Etwas zu beschwingt für die wenigen Sachen, die ich von ihm bisher kenne. Die Gitarrenpassage gefällt mir besser als Pass im Stück davor, aber insgesamt ist das ein Jahrmarkt, auf den mich wenig zieht.

11 – Ein Altsaxophonist mit einigen Intonationsproblemen aber einem schönen Ton … ach was nein, die Intonation passt schon, wenn man sich etwas eingehört hat. Der Ton gemahnt mich manchmal etwas an Lee Konitz – ist er’s gar? Das Piano ist mir viel zu blumig und passt nicht recht zum Ton des Altsaxophons.

12 – Nach dem Saxophon auch gleich die Big Band … relaxt, „You Make Me Feel So Young“? Schön, wie das Thema umgarnt wird. Ach, Streicher auch noch … gepflegte Dinner-Musik, da bleibt mir alles zu sehr an der Oberfläche. Ach, und da kommt das Thema mit fettem Backbeat – Frankie fehlt, so wird das nichts ;-)

13 – Und hier kommt der Barde … Bennett/Evans? Irgendwie komm ich mit Bennett nicht so recht klar, ich mag einfach seine Stimme nicht sonderlich gern.

14 – ogottogott – im richtigen Film richtig eingesetzt könnte ich mir den Song bestens vorstellen, aber daheim muss ich das nicht hören. Next.

15 – Bossa-Beat, Pseudo-Bacharach … Recado Bossa Nova, also. Oh, das Vibrato, oh nein. Nicht meins. Ich hab die Anglifizierungen (oder eher: Amerikanisierungen) der wunderbaren Bossa-Songs nie ganz begriffen … oh, ein Medley auch noch, das wird ja immer bunter. Und arhythmisch, da fehlt die Gelassenheit, mit der diese Musik eigentlich äusserst präzise präsentiert werden müsste – stattdessen ist da eine schlampige Gelassenheit, inklusive ein paar nicht sauber getroffener Töne, wie mir scheint. Und das arme „Insensatez“ kommt auch noch dran, nein, nein, nein! Und das Arrangement ist auch nicht grad verfeinert – und dann noch eins dieser Scat-Soli von einem, der nicht Scatten kann … Trampel-Bossa für angeheiterte Yankees in Vegas?

16 – Der Gesang ist viel besser hier, aber dass Arrangement ist mir in den Streichern viel zu aufdringlich, zu dick augetragen, alle scheinen dasselbe und zur selben Zeit zu spielen.

17 – Dino mit einer steifen Polka für Bing? Grotesk.

18 – ogottogott (reloaded) – die Stimme hat aber Charme.

I want to go back to my little grass shack in Kealakekua Hawaii
Where the humuhumunukunukuapuaa go swimming by.
Where the humuhumunukunukuapuaa go swimming by…

Ja ja, gewiss, ich doch auch :lol:

19 – „Dancing in the Dark“, wieder fürs Kasino, die shakes der Trompeten, der faule Beat, das röchelnde Barisax, die Schlenker der Saxophone … dann der Sweets-Verschnitt … alles schon tausend Mal gehört, dünkt mich. Hier ist mir alles zu flashy, zu gewollt, aber der schleppende Beat ist gut.

20 – Bye bye sage ich jetzt auch … nach einem grausigen Start und einer oft sehr ansprechenden Mitte fiel für mich der Schluss wieder recht ab – das ist nicht mein Terrain, diese Sänger. Vielen Dank allerdings fürs Zusammenstellen, Alex – es macht immer wieder Spass, neue Dinge zu hören oder Bekanntes neu zu entdecken, selbst wenn man Ende einiges nicht zu überzeugen oder zu packen vermag!

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba