Startseite › Foren › Abt. „Nebenwelten mit Gehalt“ › Meet & Greet › Come together › Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette im Stehen › Re: Was ich noch zu sagen hätte, dauert eine Zigarette im Stehen
pinchNatürlich, du kannst dich am Ende auf alles konditionieren. Allerdings sind die von dir genannten Produkte alles Dinge, über die du, grob gesagt, mühelos bestimmen kannst, die keinerlei Suchtverhalten bei dir auslösen (ich setze einfach mal voraus, dass du mit Alk gut umgehen kannst) und die dir nicht das Gefühl verdeutlichen, ausgeliefert zu sein. Beim Rauchen ist es anders: zu Beginn kein wirklicher Genuss, später, wie schon erwähnt, lediglich ein Mittel um die Suchtmomente zu dämpfen (was hernach dann so eine Art von Genussgefühl heraufbeschwört), ansonsten in erster Linie Abhängigkeit verursachend. Und im Raum bleibt außerdem immer wieder stehen, warum man mit Rauchen angefangen hat. Neugier, Zugehörigkeitsgefühl, gegen Konventionen verstoßen usw. Im Prinzip also alles nur Platzhalter.
Tomaten lasse ich mal außen vor, bei mir wäre es Spinat.
Ich halte Alkohol für eine der gefährlichsten Drogen überhaupt, wenn nicht die gefährlichste (unter anderem wegen ihrer Verbreitung). Führt in wirklich sehr vielen Fällen zu körperlicher, geistiger, sozialer und seelisch erschütternder Zerrüttung und Zerstörung. Dabei ist die Gewöhnung an höhere Dosen oft ein erschreckend schneller Prozess. Das habe ich unter anderem mal vor ziemlich langer Zeit an mir selbst beobachtet. Ich habe in meinem Leben zudem eine ganze Reihe von Menschen kennengelernt, die dieser Droge – sowohl bewusst als auch (noch) unreflektiert – in einer Art und Weise ausgeliefert waren, die jedes Rauchen deutlich übersteigt. Alkohol ist extrem heimtückisch, finde ich.
Auch Nikotin ist ein nicht unstarkes Suchtgift, na klar. Es wirkt tatsächlich ja messbar auf die Nerven, was von vielen als „beruhigend“ empfunden wird. Das kann man tatsächlich genießen, ist vielleicht aber wie vieles andere ja auch eine Frage der Disposition, der Anfälligkeit dafür. Nikotin ist von allen Giften, die ich mir im meinem Leben zugeführt habe, tatsächlich für mich eines mit dem stärksten Sucht-/Abhängigkeitspotenzial. Deswegen ja mein wirkliches Erstaunen über die jetzt seit bald drei Jahren funktionierende kontrollierte Zuführung. Und ja, ich genieße es wirklich, es ist nicht nur eine Suchtdämpfung oder Ausfüllung einer Leerstelle (was ich durchaus kenne und nachvollziehen kann). Es macht mir tatsächlich Spaß. Und dann ist es aber eben auch gut, den Strich kann ich derzeit jedenfalls recht einfach ziehen.
Natürlich habe ich mit dem Rauchen aus Neugier und sozialen Motiven (Erwachsensein etc.) begonnen. Eine Zeit lang habe ich es sicher auch genossen, vielleicht tatsächlich mehr das Gefühl und den Status, der damit einherging. Später war es dann natürlich nur eine zunehmend lästige Pflicht für die Bedienung der schreienden Nerven – Gib mir mein Gift, gib mir mein Gift, welcher Raucher kennt das vielfältige Gegreine, Genörgel, Geschrei, Gemurmel nicht? Irgendwann in den letzten Jahren habe ich das nicht mehr gehört. Rest siehe oben.
Ich hoffe halt, es bleibt so. Und passe darauf auch auf, das ist alles.
Ich denke, von meiner Seite ist hier der Kreisschluss erreicht. OK?
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