Re: DEXYS: One Day I’m Going to Soar

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dennis-blandford
Jaggerized

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Die Platte berührt mich ziemlich tief innen drin. Es gibt so viel Gewäsch über True Artists u. tolle Singer-Songwritern aber was Kevin Rowland hier abliefert ist reine Seele. Der Typ ist geschunden, verletzt, hat unlösbare Komplexe gepaart mit einem unbändigen irischen Stolz u. das atmet aus jeder Rille der 4 Seiten. Nicht jeder wird die Art u. Weise wie Rowland intoniert mögen, für mich ist sie aber im Moment das Non plus Ultra. Alleine wie er im closer „It’s O.K. John Joe“ nicht weniger als seine Lebensgeschichte im Monolog offeriert, nur um im samtweichen Refrain Marvin Gaye zu huldigen u. nach Abschluss der Songs nochmal eine kleine Soulrevue preciousmäßig als outro auf die Reise zu schicken, lässt mich fast heulend vor Glück zurück. Ich liebe die Produktion u. das hier klingt mal richtig nach „Live im Studio“ produziert. Der Schlagzeugsound haut mich fast um. Geradeaus auf die 12, wie aus dem Proberaum auf Tape gebannt.
Die beiden hier nicht enthaltenen Comebacksongs aus 2003 sind übrigens dagegen ultrakommerziell auf „Come on Eileen“ Nachfolge getrimmt samt fetten Pre-Tools (gefallen mir aber trotzdem).
Das ging damals natürlich schief weil es keine Sau interessierte.
Jetzt interessiert es aber wieder u. es sind alle Ingredienzien da, die einmal die Dexys ausmachten u. keines der Stücke ist wirklich so „schwierig zu ergründen“ wie die Songs von „Don’t stand me down“. Die Band spielt mit so viel Herz u. so straight, dass man ziemlich schnell diesem Dexys update verfällt wenn man natürlich ein Faible für die Eigenarten des „Sichselbstimwegstehers“ Rowland hat.
Mick Talbot of Merton Parkas & Style Council Fame dürfte wohl der musikalische Kopf hinter vielen Songs sein. Paul Weller, watch out!
Meine bisherigen pers Favoriten:
– It’s O.K. John Joe
– Free (Hammer!!!)
– Now
– Lost
Die 2 Stücke im Dialog mit der Shakespeare Schauspielerin sind ebenfalls oustanding performances. Die Frau singt nicht, nein, sie schauspielert zusammen mit Rowland den alltäglichen Beziehungswahnsinn, das Ränkespiel zwischen „I love u – I am so sorry“ u. „No-No-No“. Das Cover zeigt schon wie die Frau aussieht: Mächtig u. groß, der kleine Kevin hat größte Mühe sie zu überzeugen. Köstlich!
Skeptikern sei gesagt: Das hier ist anders als die ersten 3 Alben, hat aber die gleichen Zutaten u. orientiert sich im Alter noch mehr an den guten Momenten von Van the Man u. diversen Soulgrößen ohne den ganz großen Pop aus den Augen zu verlieren..
Ich kann nur hoffen, dass es einen follow-up gibt u. dass ich ihn noch erleben kann.

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"And everything I know is what I need to know and everything I do's been done before."