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nikodemusJa, aber klingt das Ende für dich, als würde ein Traum in Erfüllung gehen, als wären die beiden Lebenden glücklich vereint? Ich empfinde das Ende mit der immer dominanteren Orgel eher unheimlich wahr, als würde am Ende der Reise Unheil und kein Glück stehen.
Mir kommt das Ende des Tracks nicht düsterer vor als der Rest. Ich habe aber nicht daran gedacht, dass ein Traum in Erfüllung ginge – das widerspräche der Atmosphäre von Unwirklichkeit, die den Track kennzeichnet (die sowohl vom Text erzeugt wird als auch von der, wie Du treffend sagst, „gespenstischen Orgel“). „Glücklich vereint“ sind die beiden allenfalls im Traum. Die Deutung, dass es sich um einen Traum handele, stützt sich auf den langen Schlaf und darauf, dass der Geist des toten Ehemannes auftritt; und dass die beiden Lebenden vereint sind, schließe ich daraus, dass der Song mit den Worten „for us“ endet – und diese Worte sind im Booklet hervorgehoben, als eigene Zeile, abgesetzt vom Rest (was Du in Deiner Deutung von der „Rache des Geistes“ m.E. vernachlässigst).
Außerdem gehen Träume niemals in Erfüllung, oder? Küchenpsychologisch gesprochen, sind sie die Erfüllung – die illusionäre, eingebildete Erfüllung von Wünschen, die im wirklichen Leben nicht erfüllt sind. Träume von Fülle und Überfluss (so deute ich die „Millionen roten Äpfel“) lassen auf einen real existierenden Mangel schließen. So hat das Volk im Mittelalter vom Schlaraffenland geträumt, weil es allzu oft nicht viel zu beißen hatte (und die fetten Äbte und Landgrafen hatten sicher andere Träume). Weil der Text so auf Mangel und Tod verweist, passt musikalisch die verdüsterte Stimmung dazu. Dass es der Geist des Ehemannes ist, der die Äpfel bringt, würde ich dann genau so interpretieren, wie Carrot Flower es getan hat.
Aber diese quasi psychologische Deutung ist nur eine Möglichkeit neben anderen.
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To Hell with Poverty