Re: Bill Frisell

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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Hal CrovesAn diesem großartigen Album hat Bill Frisell übrigens keineswegs als Sideman mitgewirkt, sondern maßgeblich: http://forum.rollingstone.de/showthread.php?3262-Wiederh%F6ren-im-Forum&p=3022180&viewfull=1#post3022180

„Bill Frisell wirft mit seinem splitternden Gitarrenspiel, das in seiner einerseits schüchternen, andererseits sehr emotionalen Art immer etwas unfertig wirkt, blutrote, ockerne und gewitterschwarzblaue Farbe auf das eingangs skizzierte Landschaftsbild.“

Ich kenne die von Dir hier beschriebene Platte nicht, aber Bill Frisells Spiel hast Du hier großartig beschrieben. Super ausgedrückt! Könnte genauso gut auf BIG SUR zutreffen.

Aber BIG SUR beschreibt die FAZ so:

„Sonst eher der Typ Chemielehrer, dreht der Gitarrist Bill Frisell jetzt richtig auf. Der kalifornische Küstenstreifen Big Sur hat aus dem Jazzer einen Rocker gemacht (…) Die Rolle des vitalen und geradezu hypernervös auftrumpfenden Schlagzeugers Rudy Royston kann man dabei gar nicht unterschätzen. Er stört die Band immer wieder auf, wenn sie im pastoralen Schönklang zu versinken droht. Und vor allem – er rockt einfach.“ (Rolf Thomas in der F.A.Z)

Ich kenne BIG SUR zwar nur rudimentär über ein paar Clips im Netz. Scheint eine gute Platte zu sein, aber ich würde hier mal die Frage stellen wollen, ob der Autor der FAZ sie überhaupt gehört hat. Rocker? Hypernervös auftrumpfend? Au Weia! Weiter unten im Text stellt er dann doch noch folgendes fest:

„Im Verlauf des Albums streifen Frisell und seine Band dann noch klassische Elemente, melancholische Country-Anleihen und schlichte Folk-Melodien.“

Na sowas! Kaum zu glauben! ;-) Das ist ja eine ganz flotte Schreibe, aber inhaltlich zischt sie doch deutlich am beschriebenen Objekt vorbei. Kann man mit so was Geld verdienen?

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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)