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redbeansandricedie alten Jazzpodiumhefte liegen mittlerweile bei gypsy… dort wurde schon klar unterschieden, kann mich aber nicht mehr richtig erinnern; und als Klaus Doldinger von den Amateuren zu den Profis wechselte, war das denen jedenfalls eine (neutrale) Meldung wert – das war jedenfalls nicht so wischi-waschi wie heute…
Stimmt, an die dachte ich auch grad erst wieder… hier war’s eben so, dass die Amateure sich für nicht kompromittiert (oder -ierbar) und sich demnach für die wahren Kenner hielten.
In Zürich gab’s von 1951-1973 das Amateur-Jazz-Festival, geleitet von André Berner – hier Ueli Staubs kurzer Nachruf, der eher eine Abwandlung der entsprechenden Passage in seinem Buch „Jazzstadt Zürich“ (S. 21) darstellt:
http://www.jazzorama.ch/publikationen.html?file=tl_files/Download_Inhalt/Medien/Jazzpionier_Andre_Berner_gestorben.pdf&page=3
Die teilnehmenden Bands spielten zwei Stücke, eines davon frei wählbar, das andere ausgelost unter drei Titeln. Ab 1955 fand in Düsseldorf ein Festival statt, das das Zürcher Konzept nachahmte, ab 1958 auch eins in Wien. Von 1961 an durften internationale Musiker teilnehmen, schon ab 1955 mussten Vorrausscheidungen in vier anderen schweizer Städten durchgeführt werden, weil der Andrang so gross war. 1958 waren erstmals professionelle Musiker unwillig, sich von einer Jury bewerten zu lassen und traten ausser Konkurrenz auf.
Bruno Spoerri, der schweizer Saxophonist und Computermusiker, der ein Buch über Jazz in der Schweiz verfasst hat (ich kenne es noch nicht), schreibt:
Kurz nach dem Ende des Weltkriegs beginnt sich eine neue Generation von Jazzausübenden zu formieren: junge Leute, die sich an den Radiosendungen der „Voice of America“ und den ersten Bebop-Schallplatten orientieren und sich stolz „Amateure“ nennen – Musiker, die sich nicht von den kommerziellen Zwängen der Profimusik einengen lassen wollen. Das 1951 gegründete Zürcher Amateur-Jazzfestival bringt der Bewegung einen ungeahnten Aufschwung und führt Jazzfans der verschiedensten Regionen zu neuen Bandformationen zusammen. Der Boom hält an bis etwa Mitte der Sechzigerjahre, bis zu dem Zeitpunkt, wo die neue Jugendbewegung des Rock’n Roll den Jazz überflügelt. Gleichzeitig wird aber Jazz auch immer mehr als Kunstmusik ernst genommen; Jazzschulen, Musikerverbände, spezialisierte Schallplattenlabel, neue Konzertorte und Festivals entstehen: Organisationen, die zum Teil noch heute das Schweizer Jazzleben bestimmen.
(Quelle)
Aber eigentlich soll’s hier ja um deutschen Jazz gehen – ich wollte das nur kurz etwas erläutern, weil ich’s oben kurz angesprochen hatte.
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