Re: blind fold test #11: vorgarten

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vorgarten

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vielen dank für das weitere feedback!

gypsy tail wind
#1 – irgendwie ist ECM Ravas Tod… der Mann sprüht vor Lebensfreude und Spielwitz, aber bei ECM wird das stets auf die Grautöne reduziert, was ich enorm schade finde (und für Bollani gilt das fast gleichermassen).

harter toback… ich mag den ECM-rava, weil ich hier erstmal gehört habe, welch schönen ton er hat. die bossa-nova-sachen, auf die er immer wieder kommt, finde ich wahnsinnig toll (-> gibt’s leider nie als konzept, sonst könnte man ihn im brasil-thread erwähnen). aber im prinzip ist da was dran, glaube ich.

gypsy tail wind#2
Schade, dass Lacy sonst nicht zu hören ist auf dem Album, den mag ich sehr!

ich auch! kennst du die quartett-aufnahme mit der etwas obskuren pianistin und doug hammond aus dem moods in deiner stadt? da spielt er eine fantastische version des späten-coltrane-stücks WELCOME, und auch sonst ist das ein tolles album. ich mag ihn auch als flügelhornist sehr gerne.

gypsy tail wind#4 – die CD wird hervorgekramt… meine hat wie schon erwähnt ein s/w-Cover (gleiches Bild, im grossen ganzen ähnliches Design) und ist auf einem Label namens Four Star – möglicherweise eine Bootleg-Ausgabe, keine Ahnung. Liner Notes gibt’s glaub ich keine…
Jarmans Spiel ist auch in diesem Solo-Stück überraschend konventionell, finde ich – ohne Deinen Hinweis wäre ich nicht draufgekommen, dass er das ist!

das album ist ein ziemlicher gemischtwarenladen. die art-ensemble-nahen sachen sind super, die version von BLUES FOR ALICE wird durch allens begleitung etwas aufgepeppt, aber das zittrige PETIT FLEUR und vor allem diese japanischen synthesizer-meditationen verhageln mir den genuss doch erheblich.
mein bisheriger jarman-ohne-AEC-liebling ist ja EARTH PASSAGE/DENSITY mit moye & craig harris, black saint 1981. aber die stücke waren zu lang für einen bft.

gypsy tail wind#5 – Gratkowski… eine wunderbare Überraschung! Ich hab den Mann mit seinem damaligen Quartett live gehört (Wierbos-Manderscheid-Hemingway) und das Konzert war ziemlich toll und wuchtig, allerdings wusste ich nicht mal, dass er so toll Klarinette spielt, habe ihn live nur auf der Kontrabassklarinette (und v.a. dem Altsax) gehört.
Und mit Michael Moore solltest Du Dich unbedingt mal befassen, am besten wohl über Clusone 3 (das Trio mit Ernst Reijseger und Han Bennink) und deren „Rara Avis“, falls sie irgendwie zu kriegen ist.

wird gemacht! gratkoski muss ins playing kommen, dann ist er fantastisch. ansonsten kann das manchmal etwas dröge und konzeptlastig sein, was er so macht. es gab so eine art ‚willkommenskonzert‘ in der berliner szene vor knapp 2 jahren, als er und matthias schubert gerade angekommen waren („von köln nach neukölln“, haha) und mit clayton thomas und zwei schlagzeugern vorgestellt wurden – und als sie auf die bühne kamen, packten sie erstmal notenberge aus und verteilten das auf diverse ständer… etwas, was hier eigentlich kaum üblich ist. da dachte ich: oh nein, jetzt kommen diese kölner wieder und haben was komponiert… es wurde aber ein sehr schönes & wildes konzert.

gypsy tail wind#8 – das ist vielleicht die schönste Überraschung! Geri Allen ist eine Musikerin, der ich mich immer wieder mit wechselndem, oft mässigen Erfolg anzunähren versuche… ihre frühen Trios, die hochgejubelte Scheibe mit Holland/DeJohnette, ein Sideman-Gig da und dort, das tolle Intakt-Album mit dem Trio 3…

ja, die ist toll, aber auch nicht gerade zurückhaltend. manchmal spielt sie mir zu viel teppich, ohne dass das in sich unspannend wäre – aber als begleitung finde ich das oft zu dick. ich weiß auch bis heute nicht, was ich von den beiden alben mit ornette coleman halten soll (eigentlich mag ich sie nicht, muss ich gestehen). ihre zusammenarbeit mit betty carter dagegen (moers im duo, im quartet auf verve) fand ich dagegen grandios. wie gesagt – einen höhepunkt, was fast alle facetten ihres spiels angeht, finde ich MOTHERLAND PULSE von steve coleman. ihre eigenen m-base-sachen auf JMT waren dagegen furchtbar. kennt jemand die MONTREAL TAPES von haden mit ihr? ich nicht, wollte das aber immer mal nachholen…

gypsy tail wind#9 – warum ist Hat Hut denn raffgierig? Das Stück gefällt mir, aber ich würde solche Musik wie erwähnt lieber mal live hören, denn die CD läge wohl ungehört herum (neben vielen anderen).

das glaube ich noch nciht mal, denn die anderen stücke sind anders, nicht so kammermusikalisch/minimalistisch. hat hut wollte als gegenleistung zu den besseren vertriebsmöglichkeiten eine vorfinanzierung durch die musiker, wenn ich das richtig verstanden habe. das hat wohl für jahrelange diskussionen in der band gesorgt, bis endlich eine entscheidung getroffen wurde. auf der myspace-seite kann mn noch ein bisschen mehr von ihnen hören.

gypsy tail wind#10 – das war dann die zweite (oder dritte, neben Allen und Gratkowski) Überraschung… VDMK ist auch einer der Musiker, denen ich mich allmählich annähere… live gehört, beeindruckt oder abgestossen gewesen, ein paar wenige (die falschen?) CDs, aber auch ein paar tolle Momente… die Delmark-CD „Design in Time“ des Sound in Action Trios mit Vandermark und den Drummern Tim Mulvenna und Robert Barry stellt über letzteren die Sun Ra-Connection bereits her (ich rede hier nur von mir, vielleicht hat Vandermark schon früher Bezüge zum Saturn geschaffen). Sehr schönes Stück! Deine Live-Erfahrung mit der Klarinette teile ich übrigens, wenn auch nur auf beschränkter Basis. Beim grandiosen Brözzimann-Onzetett, das ich letztes Jahr hören durfte, tat sich Vandermark an der Klarinette besonders hervor (das war das erste, was mich von ihm bedingungslos überzeugt hat).

ich glaube, vandermark kann sich auf der klarinette auch viel besser von brötzmann absetzen. zeimlich toll fand ich ihn mal in einer ganz freien impro mit tobias delius, die spontan zustande kam. auf cd habe ich ansonsten von ihm nichts bisher. was mich wundert, ist, dass es hier nicht endlich mal die lobeshymnen über hamid drake angestimmt werden…;-)

gypsy tail wind
#14 – diese späte Scheibe von Rashied… kenne ich noch nicht, klingt allerdings – auch wenn der Track hier gut ist – nicht unbedingt nach der für mich spannendsten Ecke aus seinem Werk (hey, es gibt da auch wat mit Carlos Ward! Zudem tolle Duo-Scheiben mit Frank Lowe und Leroy Jenkins! Und Arthur Rhames).

jaja, das habe ich alles. aber ali war ja sehr vielfältig (darin aber wieder total er selbst) – die späten sachen mit ulmer, die eine mainstreamige geschichte mit david murray, die trio-sachen mit gayle und brötzmann… ich kann mich da für alles erwärmen.

gypsy tail wind#15 –
Eine Kleinigkeit zur Terminologie: es ist in der Tat so, dass Stücke wie jene von Monk, Miles, etc. heute oft als „Standards“ bezeichnet werden, das schafft meiner Ansicht nach allerdings unnötige Verwirrung. Ich halte es ganz altmodisch so, dass „Standards“ für die Songs von Gershwin, Porter etc. steht, während für die „klassischen“ Jazz-Stücke der Begriff „Jazz Originals“ zur Anwendung kommt.

finde ich nachvollziehbar, wenn man die genese der kompositionen primär betrachtet – da gibt es ja tatsächlich wesentliche unterschiede. wenn es aber um die idee eines von allen erlerntes oder zu erlernendes ‚real book‘ geht, dann müsste man ROUND MIDNIGHT, BLUE IN GREEN und OLEO aber zu den standards dazu zählen. ich weiß auch nicht, wen das und warum verwirren könnte…?

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