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#13
jd allen trio: EZEKIEL (allen)
jd allen (ts), gregg august (b), rudy royston (dm)
aus I AM I AM, sunnyside 2008
„urban & urgent“ nennt jd allen seine musik, die ich vor allem von musikern, d.h. anderen saxophonisten empfohlen bekam. da sei jemand sehr ernsthaftes, mit einem tollen eigenen ton aufgetaucht, den man mit „third wave of young lions“ (allmusic) nur unzureichend beschreibe. etwas enigmatisches liegt in allens musik, auch in seiner haltung. manchmal tauchen gerüchte über eine fruchtbare kindheit in detroit, über zeitweise obdachlosigkeit auf, fallen die selbstermutigenden titel seiner alben auf (VICTORY!, I AM I AM), lassen düstere bemerkungen auf facebook beunruhigt aufhorchen. mit der letzten veröffentlichung, VICTORY!, scheint allen es aber wirklich ‚geschafft‘ zu haben, alle zeitungen und polls waren voll davon – mir gefällt dieses album am wenigsten.
was aber auf jeden fall bemerkenswert ist, ist die konsistenz seines trios, das unverändert seit vielen jahren besteht und mit dem er in diesem jahr eine weitere veröffentlichung eingespielt hat. seine kompositionen sind einfach, aber twisty, der schlagzeuger schön hyperaktiv, der bassist biegsam und solide, allens ton einfach wunderschön. von allen alben mag ich I AM I AM am liebsten – und ich hoffe, dass er sich treu bleibt.
hier das trio in nachdenklicher aktion.
#14
rashied ali quintet: MULTI CULTI (cherry)
jumaane smith (tp), lawrence clark (ts), greg murphy (p), joris teepe (b), rashied ali (dm)
aus JUDGEMENT DAY VOL. 1, survival 200, rec. 2005 nyc
rashied ali hat sich ja immer mit einer gewissen spannung sowohl im spirituellen coltrane- als auch im harmolodischen coleman-umfeld getummelt. u.a. war er dafür verantwortlich, dass sich james blood ulmer und coleman folgenreich kennengelernt haben. hier nimmt er eine komposition von don cherry (eigentlich ist das RHUMBA MULTIKULTI aus MULTIKULTI) und macht daraus eine mit einem bittersüßen swingthema durchsetzte coltrane-rubatoballade. vielleicht stand das mal auf dem gemeinsamen spielplan von cherry und ali, auf jeden fall ist die wahl dieser komposition genauso originell wie die von pastorius-, shorter- und ulmer-nummern, die auf diesem späten mainstream-album von ali zu finden sind. ich war ja sehr geschockt, als dieser drummer, wirklich einer meiner absoluten lieblingsmusiker überhaupt, 2009 verstarb, nachdem ich ihn ein paar jahre zuvor noch höchst lebendig live gesehen hatte (mit dem wahrscheinlich schönsten drum-sound, den ich je hören durfte). ich habe dann ein bisschen nachgekauft, was da zuletzt noch so erschienen war und stieß dabei auf das letzte quintett, mit lauter jungen musikern (den ellis-marsalis-schüler murphy kannte ich allerdings vom live-auftritt) und einem klassisch-elegischen programm auf zwei studio-alben (JUDGEMENT DAY 1 und 2) und einer liveaufnahme verewigt.
funktioniert alles ganz wunderbar, wie ich finde – auch das typische nicht-timekeeping im ungewohnt traditionellen setting. alle musiker kann man, glaube ich, in näherer zukunft mal verfolgen – hier sieht man z.b., was der tenormann lawrence clark kann.
für diese band hat ali übrigens sein altes label survival records wiederbelebt, auf dem er zuvor grandiose mitschnitte aus seinem loft ali‘s alley veröffentlichte. leider traf das programm nicht auf ihn selbst zu.
#15
christof lauer: THERE WILL BE ANOTHER YOU (warren/ gordon)
christof lauer (ts), anthony cox (b), daniel humair (ds)
aus EVIDENCE, cmp 1995, rec. zerkall 1994
standards lautete das programm dieses trios – und das hieß nicht unbedingt tin pan alley, sondern vor allem ellington, monk, miles und – komeda. und das sollte so richtig nach jazz klingen: reduziertes saxtrio in warmer analogatmosphäre des studios von walter quintus. IN A SENTIMENTAL MOOD, BLUE IN GREEN und der ausgewählte track werden nur als themen angespielt, in den anderen kompositionen landen die drei nach langen, freien exkursen (live sogar in einem funk über TAKE THE COLTRANE) fast wie zufällig oder – wenn man will – ganz konsequent.
lauer ist für mich ein ewiges versprechen auf wirklich große kunst, aber meistens bleibt er mir zu sehr in der europäischen jazzfördersuppe kleben oder sucht interessante konzepte um ihrer selbst willen zusammen (deshalb ein ewiger kandidat des preises der deutschen schallplattenkritik). hier entsteht aber etwas, das wirklich atmet und von großer inspiriertheit durchdrungen ist. ich höre dieses album immer wieder, auch wenn ich nicht wirklich so ein retroaktives standard-album brauche. trotzdem ist das einfach in jedem moment überzeugend. habe lange überlegt, ob ich ein stück nehme, in das sich lauer wirklich hineinarbeitet oder eins, das nur vom schönen sound dieser band lebt – die kürze ließ die wahl auf letzteres fallen. trotzdem kann ich das gesamterlebnis von EVIDENCE nur empfehlen – das ist ein album, auf das man immer wieder zurückgreift.
absurderweise habe ich humair mit han benning verwechselt, den ich deshalb fälschlicherweise vorangekündigt hatte. merkwürdig. aber es sind so viele tolle schlagzeuger hier versammelt, dass ich wohl den überblick verloren habe.
ende & danke.
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